branchenmäßige und regionale Beweglichkeit von Produktionsfaktoren. Die traditionelle Außenwirtschaftstheorie nimmt an, dass Arbeit und Kapital zwischen den Sektoren eines Landes vollständig mobil, zwischen den Ländern dagegen völlig immobil seien. Beide Annahmen sind empirisch nicht haltbar, aber auch aus Vereinfachungsgründen kaum zu akzeptieren. Internationale Kapitalbewegungen z.B. sind zwar bisweilen substitutiv zu Güterbewegungen, so dass bei Geltung des - Faktorpreisausgleichstheorems zwischenstaatliche Handelsströme zur optimalen Allokation ausreichen, jedoch handelt es sich oft auch um komplementäre Beziehungen. Unterschiedliche Technologien in zwei Ländern führen ohne Faktorbewegungen nicht zum Ausgleich der Grenzraten der Transformation (Transformationskurve). In der Realität ist es offenkundig, dass z.B. Direktinvestitionen Handelsströme auslösen können. Dass auch internationale Arbeitsmobilität zur Verbesserung des Wohlstands in der Welt beitragen kann, ist trotz restriktiver Politiken in diesem Bereich unstrittig. Aber auch die Annahme völliger Faktormobilität innerhalb eines Landes ist in einer durch zumindest kurz- und mittelfristig wenig flexiblen Produktionsstruktur und mangelnder Flexibilität der Faktor-preise gekennzeichneten Welt sehr problematisch. Gibt man sie auf und berücksichtigt sektorspezifische Fakoren, sind »klassische« Theoreme der Außenwirtschaftstheorie wie das Faktorpreisausgleichstheorem, das - RYBCZYNSKI-Theorem oder das SAMUELSON-STOLPERTheorem nicht aufrechtzuerhalten. Sind Arbeit und Kapital sektorspezifisch, so führt z.B. eine Verteuerung des Importgutes nicht zu einer Realeinkommensverbesserung des knappen und einer Realeinkommensminderung des reichlich verfügbaren Faktors, der im Exportsektor intensiver genutzt wird (SAMUELSONSTOLPER-Theorem), sondern zu einer Begünstigung aller im importkonkurrierenden Sektor beschäftigten Faktoren und einer Benachteiligung aller im Exportsektor beschäftigten Faktoren. Das bedeutet wirtschaftspolitisch, dass aus Klasseninteressen (Arbeit versus Kapital) Brancheninteressen werden. Ist nur Kapital sektorspezifisch, hängt die Einkommensänderung des mobilen Faktors Arbeit von den Konsumgewohnheiten der Arbeitnehmer ab. Ändert sich in diesem Falle die Arbeitsausstattung, sind anders als im RYBCZYNSKI-Theorem keine sektoral entgegengerichteten Produktionsänderungen zu erwarten. Anders als dort werden sich auch die Faktorpreise ändern. Mangelnde Faktormobilität zwischen den Sektoren erschwert die Anpassung an binnen- wie weltwirtschaftlich bedingte Angebots- und Nachfrageverschiebungen und ist eine Ursache der Arbeitslosigkeit. Diese Umstände führen auch zur geringeren Risikobereitschaft und können zur Einschränkung des Außenhandels (und damit zu einem stabilitätspolitisch begründeten Verzicht auf Vorteile der Arbeitsteilung) bzw. zu einem Anstieg des Protektionismus führen. Faktormobilität wurde frühzeitig auch in die Diskussion um optimale Währungsräume eingebracht. Literatur: Caves, R.E. u.a. (1992)
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