Die Flexibilität ist ein Maß für die Anpassungsmöglichkeit an geänderte Bedingungen.
In der Wirtschaftssoziologie: [1] die Fähigkeit einer Organisation, sich in ihrem Innern vollziehenden (internen) oder in ihrer Umwelt ereignenden (externen) Änderungen anzupassen. Flexibilität ist eine wichtige Voraussetzung für die innere Stabilität, den Fortbestand und den Erfolg einer Organisation. Organisationen können sich auf verschiedenen Ebenen (Zielen, Strukturen, Rollen) Veränderungen anpassen.
[2] In Bildungsökonomie und -planung der Grad, zu dem gleich Ausgebildete verschiedenartige Berufsfunktionen ausfüllen können.
[3] In einem weiteren bildungsökonomischen Sinne der Grad, zu dem sich Absolventen eines Ausbildungsganges oder Arbeitskräfte überhaupt an unterschiedliche bzw. sich verändernde Anforderungen der Arbeitsplatzstruktur anpassen können.
[4] Eine psychologische, mittels Skalen erfasste Eigenschaft mit dem Gegenpol Rigidität. Bedeutet svw. „kognitive Beweglichkeit“.
Wegen der zunehmenden Umweltdynamik einerseits und der gleichzeitig sich verringernden Zeit, die zur Reaktion darauf zur Verfügung steht, kommt der Flexibilität als Marketingziel eine steigende strategische Bedeutung zu. Dies gilt speziell für das In- novationsmanagement. Wie in der Tabelle dargestellt, beruht unternehmerische Flexibilität einerseits - auf der Verfügbarkeit verschiedener Mittel für unterschiedliche Umweltsituationen - und andererseits auf der Flexibilität dieser Mittel (“Mittelflexibilität“). Letztere beinhaltet wiederum eine funktionale Dimension i. S. von Anpassungsfähigkeit an verschiedene Aufgaben und eine tempo- ra/e Dimension i. S. von Anpassungsfähigkeit im Zeitablauf. Diese Flexibilitätsarten spielen im Marketing, insb. bei der Marketingplanung, der Gestaltung des Marketing-Mix, der Marketing-Organisation und dem Personalmarketing, eine Rolle. Entsprechende Beispiele enthält die Tabelle
Die Fähigkeit einer - strategischen Unternehmenseinheit (SUE), auf nicht vorhergesehene Datenentwicklungen so zu reagieren, dass die dadurch eintretenden Beeinträchtigungen und Verschlechterungen in möglichst engem Rahmen gehalten werden.
Es ist in diesem Zusammenhang zweckmäßig, zwischen starren, d.h. nicht korrigierbaren, und flexiblen, d.h. in gewissem Umfange korrigierbaren Maßnahmen unterschieden. Eine starre Maßnahme schafft eine Gegebenheit, die nicht oder nur unter großen Opfern wieder beseitigt werden kann. Eine flexible Maßnahme hingegen führt zu einer Gestaltung, die, falls die eintretende Entwicklung es wünschenswert erscheinen läßt, relativ einfach geändert oder auch wieder rückgängig gemacht werden kann.
Stellt man sich eine Skala mit den Endpunkten “völlige Starrheit` und “absolute Flexibilität” (oder Korrigierbarkeit) vor, dann läßt sich jeder Maßnahme ein bestimmter Punkt auf dieser Skala zuordnen. Oft besteht die Möglichkeit, alternativ zwischen Maßnahmen unterschiedlicher Flexibilität zu wählen. Man kann also bewußt ein Unternehmen so gestalten, dass es eine höhere Flexibilität aufweist als ein anderes, vom Leistungsprogramm her gleiches Unternehmen.
Führen zwei Maßnahmen unterschiedlicher Flexibilität zum gleichen Ergebnis, dann ist es angesichts der Unsicherheit der Daten immer günstiger, die flexiblere zu wählen. Welches Mass an Flexibilität angestrebt werden soll, wird jedoch dann zu einem Problem, wenn — was in der Regel der Fall ist — Flexibilität etwas “kostet”. Bindungen, die ein Unternehmen in der Regel eingehen muss, um seine produktive Aufgabe erfüllen zu können, sind vor allem:
· der Einsatz von Kapital zur Anschaffung von Anlagen, Maschinen, Einrichtungen usw., aber auch für Forschung und Entwicklung, zum Aufbau einer Organisation, zur Markterschließung, zur Herstellung von Geschäftsverbindungen u.ä.;
· Verträge, die das Unternehmen langfristig verpflichten und aus denen Zahlungen resultieren, die das Unternehmen zu leisten hat;
· die Anstellung von Arbeitskräften, da ihnen erst nach Ablauf bestimmter Fristen gekündigt werden kann und die Kündigung oft auch noch Ausgleichszahlungen nach sich zieht.
Strebt ein Unternehmen eine möglichst hohe Flexibilität an, so muss es bemüht sein,
(1)die zur Bewältigung seiner Aufgaben einzugehenden Bindungen möglichst niedrig zu halten und
(2)möglichst nur solche Bindungen einzugehen, die möglichst leicht und möglichst verlustfrei wieder aufgelöst werden können.
Daraus resultieren zwei Kategorien von Maßnahmen, die es einem Unternehmen möglich machen, die eigene Flexibilität zu erhöhen. Zu den Möglichkeiten aus der ersten Kategorie zählen z. B.:
· Die Wahl unterschiedlicher Produktionsverfahren: Ein Produktionsziel läßt sich oft mit unterschiedlichen Verfahren erreichen. In der Regel unterscheiden sie sich voneinander auch hinsichtlich des notwendigen Kapitaleinsatzes. Die geringere Bindung wird bei der Wahl des am wenigsten kapitalintensiven Verfahrens eingegangen.
Der bei Anwendung eines bestimmten Verfahrens notwendige Kapitaleinsatz läßt sich mit Hilfe des Quotienten:
messen. Diese Größe ändert sich als Folge der Abnutzung des Produktionsapparats im Zeitablauf. Für Vergleichszwecke empfiehlt es sich daher, den durchschnittlichen Kapitalbedarfsquotienten, ermittelt für einen längeren, mehrere Perioden umfassenden Zeitraum heranzuziehen.
Ob das Verfahren mit dem niedrigsten Kapitalbedarfsquotienten tatsächlich gewählt werden soll, hängt auch von den Kosten ab, die im einen oder anderen Falle entstehen. Eine höhere Flexibilität (= niedrigere Kapitalbindung) “kostet” etwas, wenn die Produktionskosten des flexibleren Verfahrens höher liegen als die entsprechenden Kosten bei Verwendung eines weniger flexiblen Verfahrens.
· Unterschiedliche Produktionstiefe: Die (Kapital-)bindung kann dadurch niedrig gehalten werden, dass das Unternehmen die von ihm angebotenen Erzeugnisse nur zu einem Teil selbst fertigt, also mehr oder weniger stark von der Möglichkeit des Fremdbezugs Gebrauch macht. Je geringer die Produktionstiefe ist, um so niedriger liegt auch die Kapitalbindung — vorausgesetzt, dass sich die Verträge mit den Zulieferern, gemessen an den Zeitvorstellungen der strategischen Planung, relativ kurzfristig an veränderte Verhältnisse anpassen lassen.
· Leasing: Kann ein Teil des Produktionsapparats geleast werden und sehen die Leasingverträge vor, dass die Anlagen nach nicht zu langer Zeit zurückgegeben werden können, so bedeutet auch dies eine unter Umständen wesentliche Minderung der ansonsten einzugehenden Bindungen.
· Einstellung von Aushilfskräften auf Zeit: Können Arbeiten von Arbeitskräften erledigt werden, die lediglich kurzfristig angelernt werden müssen, so bedeutet die Beschäftigung solcher Aushilfskräfte anstelle fest angestellten Personals eine Erhöhung der Flexibilität.
· Personal-Leasing: Durch die Möglichkeit des Personal-Leasing läßt sich eine höhere Flexibilität auch bei Arbeiten erreichen, für die qualifiziertes Personal erforderlich ist.
Die Flexibilität kann auch dadurch gering gehalten werden, dass ein Unternehmen nur Bindungen eingeht, die im Bedarfsfall relativ leicht und ohne zu große Einbußen gelöst werden können. Auflösbar ist eine Bindung nicht nur dann, wenn eine Anlage veräußert, sondern auch dann, wenn sie anderweitig im Unternehmen eingesetzt werden kann. Ob eine solche Möglichkeit besteht, hängt von der Anlage selbst und der Struktur des Gesamtunternehmens ab.
Auch durch - Diversifikation, d.h. den Aufbau mehrerer - strategischer Unternehmens-Einheiten (SUE), wird im Rahmen eines Unternehmens die Möglichkeit geschaffen, Anlagen oder auch Arbeitskräfte, die wegen nicht vorhersehbarer Ereignisse in einer Einheit nicht mehr benötigt werden, in einer anderen Einheit weiter zu verwenden. Für die abgebende Einheit erzeugt die Diversifikation zusätzliche Flexibilität.
Flexibilität ist immer dann von Nutzen, wenn Entwicklungen nicht ausgeschlossen werden können, deren negative Auswirkungen um so schwerer wiegen, je weniger flexibel die SUE ist. Im allgemeinen ist anzunehmen, dass ein Unternehmen eine bestimmte Risikoschwelle nicht überschreiten will. Als Gesamtrisiko kann der Verlust angesehen werden, der bei ungünstiger Entwicklung (die indes nicht auszuschließen ist) befürchtet werden muss. Durch Erhöhung der Flexibilität kann dieser möglicherweise eintretende Verlust reduziert werden. Entspricht das ohne Erhöhung der Flexibilität bestehende Verlustrisiko dem gerade noch für tragbar erachteten Gesamtrisiko, so kann durch die Erhöhung der Flexibilität ein “Risikospielraum” gewonnen werden. Das Unternehmen kann dann zusätzliche Aktionen ins Auge fassen, durch die zwar der insgesamt bei ungünstiger Entwicklung zu erwartende Verlust erhöht wird, die aber andererseits gute Gewinnchancen bieten.
Ohne erhöhte Flexibilität würde durch solche Aktionen die zulässige Grenze des Gesamtrisikos überschritten werden, sie müßten also unterbleiben, um die Existenz der SUE nicht zu gefährden.
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