Die Grundgesamtheit ist die Gesamtheit der Einheiten, über die eine statistische Untersuchung etwas aussagen soll. Sie ist eine Menge im Sinne der Mengenlehre. Ihre Elemente heissen Untersuchungseinheiten, statistische Einheiten oder Merkmalsträger. Die Grundgesamtheit einer statistischen Untersuchung muss in sachlicher, räumlicher und zeitlicher Hinsicht genau abgegrenzt sein. (Beispiele: Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit am 01.01.2007, in Deutschland im Jahre 2007 produzierte Personenkraftwagen). Eine Grundgesamtheit (oder einen Teil davon) bezeichnet man auch als statistische Masse. Man spricht von einer Bestandsmasse, wenn sie durch Angabe eines Zeitpunkts abgegrenzt wird, und von einer Bewegungsmasse, wenn sie durch Angabe eines Zeitraums bestimmt ist. Unter einem Merkmal versteht man eine Eigenschaft der Merkmalsträger, die statistisch untersucht wird. Ein Merkmal hat verschiedene mögliche Merkmalswerte. Grundgesamtheit und Merkmale müssen zu Beginn einer jeden statistischen Untersuchung präzise festgelegt werden. Die zu untersuchenden ökonomischen Grössen sind zu operationalisieren, d.h. um eine Vorschrift zu ergänzen, die ihre konkrete numerische Beobachtung bei den Merkmalsträgern ermöglicht. Die beobachteten Werte eines Merkmals in einer Grundgesamtheit werden in einer Datenmatrix zusammengefasst: Deren Zeilen entsprechen den Untersuchungseinheiten, die Spalten den — ggf. mehreren — erhobenen Merkmalen. Siehe auch Statistik und Marktforschungsmethoden, jeweils mit Literaturangaben.
(„Universum“, „Population“) ist die Menge jener Elemente, die im Rahmen einer Untersuchung nicht mehr weiter differenziert werden und die deshalb im Rahmen einer Stichprobe überhaupt zur Auswahl stehen. In einer recht frühen Phase des Marktforschungsprozesses (Marktforschung) bedarf es also ihrer Abgrenzung. Bei Verbraucherbefragungen in der Marktforschung werden z. B. nicht selten als untere Altersgrenze 14 Jahre, als obere 80 Jahre festgelegt; auch Ausländer bleiben oft (zweckmäßigerweise?) ausgeschlossen. Die Festlegung der Grundgesamtheit ist für die Wahl des Auswahlverfahrens bei Stichproben wichtig, da dort bei Zufallsstichproben alle Elemente zumindest symbolisch präsent sein müssen. Weite Abgrenzungen können den Stichprobenaufwand überproportional steigern, wenn man sich dann nicht für ein Abschneideverfahren entscheidet. Andererseits leidet die Aussagefähigkeit bei Einschränkung der Grundgesamtheit u. U. erheblich. Auch strenge Auswahlverfahren können Ungenauigkeiten bei der Abgrenzung der Grundgesamtheit also nicht heilen.
Die zeitlich, örtlich und sachlich genau abgegrenzte Gesamtmenge der empirischen Elemente (Erhebungsdaten oder Meßwerte), die hinsichtlich einer oder mehrerer Eigenschaften im Rahmen einer Fragestellung nicht weiter differenziert werden und bei Durchführung einer - Untersuchung, einer - Erhebung oder eines - Experiments theoretisch überhaupt erhoben werden könnten.
Erhebungsdaten werden in der Regel als eine - Stichprobe aus einer Grundgesamtheit aufgefaßt weil Ziel einer Erhebung meist nicht die Stichprobendaten selbst, sondern die Untersuchung der Verhältnisse in der Grundgesamtheit ist. Weil es sich so verhält, ist die genaue Abgrenzung der Grundgesamtheit von besonderer Bedeutung, da ohne sie weder eine repräsentative Stichprobenbildung noch eine verläßliche Aussage aufgrund einer ungenauen Stichprobe über die Verhältnisse in der Grundgesamtheit möglich ist.
Der Vorgang der Übertragung von Stichprobenergebnissen auf die Grundgesamtheit heißt Repräsentationsschluss, und die Gesetzmäßigkeiten von Repräsentationsschlüssen sind
Gegenstand der induktiven Statistik. Die Häufigkeitsverteilung von Merkmalen in einer Grundgesamtheit wird als Ausgangsverteilung bezeichnet, die entsprechenden statistischen Maßzahlen der Grundgesamtheit heißen Parameter.
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