Ein Führungsstil, der von der Vorstellung unstrittiger Gültigkeit der mit einer bestimmten Vorgesetztenposition automatisch verbundenen Positionsautorität ausgeht. Hier handelt es sich um die Übertragung der traditionellen Vaterfigur in der Familie auf den Betrieb. Kennzeichen sind der uneingeschränkte Herrschaftsanspruch auf der einen Seite und die Fürsorgeverpflichtung gegenüber den Geführten auf der anderen Seite. Eine Konsequenz dieser Auffassung ist es, dass die patriarchalische Führung keine bewußte - Delegation von Entscheidungsbefugnissen kennt. In der Organisationsstruktur ist lediglich eine Entscheidungsinstanz vorgesehen. Selbst da, wo mehrere Stufen über- und nachgeordneter Vorgesetztenebenen bestehen, entspricht es patriarchalischer Gewohnheit, dass die höheren Vorgesetzten in die Aufgabengebiete der nachgeordneten Vorgesetzten mit autoritären Weisungen eingreifen und damit die Verantwortlichkeit nachgeordneter Vorgesetzter aufheben.
Solche Eingriffe erfolgen häufig sogar unter Übergehung nachgeordneter Zwischenvorgesetzter. Selbst wenn Delegation beabsichtigt ist und demgemäss von der Verantwortung nachgeordneter Vorgesetzter gesprochen wird, wird durch solches Verhalten diese nachgeordnete Führungsverantwortung in Wirklichkeit wieder aufgehoben.
Die Mitarbeiter können sich unter einer patriarchalischen Führung infolge fehlenden Verantwortungsspielraumes, fehlender Mitsprachemöglichkeit und fehlenden Ausbildungsbemühens der Vorgesetzten nicht entfalten. Das System ist sowohl in der Herausforderung noch unentwickelter Mitarbeiterfähigkeiten wie in der Aktivierung bereits entwickelter Fähigkeiten und damit in der Ausschöpfung des Leistungspotentials der Mitarbeiter unrationell.
Dieser Führungsstil findet sich vorwiegend in kleinen und mittleren Unternehmen. Der patriarchalischen Führung entspricht organisatorisch das Stab-Linien-System, das ja bei größeren Führungseinheiten der Überlastung der Spitze durch die Führungshilfe der Stäbe zu begegnen versucht.
autoritäre Führung
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