Bezeichnung für ein wirtschaftstheoretisches Modell, das alle im jeweiligen Kontext als relevant angesehenen Zusammenhänge (Interdependenzen) zwischen ökonomischen Größen darstellt. Bleiben dagegen einige der grundsätzlich als relevant betrachteten Zusammenhänge aus der Modellformulierung ausgeklammert (etwa durch eine ceteris-paribus-Annahme), so spricht man von einem Partialmodell. Als Totalmodelle werden typischerweise solche Modelle bezeichnet, in denen alle Wirtschaftssubjekte und die Märkte für alle Güter beschrieben werden (Modelle des allgemeinen Gleichgewichts), während ein Modell, das nur einen einzelnen Markt beschreibt, als Partialmodell bezeichnet wird. Insofern sich ein gegebenes Modell stets verallgemeinern oder erweitern läßt, kann es nur relativ zu bestimmten anderen Modellen als Totalmodell aufgefaßt werden. So werden gelegentlich auch - makroökonomische Modelle mit Güter-, Arbeits, Geld- und Wertpapiermarkt, in denen aber das Zustandekommen etwa der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage aus den individuellen Nachfrageentscheidungen nicht beschrieben wird, als Totahnodelle aufgefaßt, um sie von noch einfacheren Modellen abzugrenzen, in denen etwa unter Ausklammerung des monetären Sektors nur Güter- und Arbeitsmarkt behandelt werden (Isolationsprinzip). Da sich die Abgrenzung zwischen Total-und Partialmodell nach der Relevanz der Einflußfaktoren für das untersuchte Problem richtet und man hierüber unterschiedlicher Auffassung sein kann, ist wohl kaum eine scharfe Trennlinie zwischen Total- und Partialmodell zu ziehen. Charakteristisch für Partialmodelle ist im allg. jedoch die Konstanthaltung (Durchtrennung) als wesentlich erkannter Einflußfaktoren (Interdependenzzusammenhänge) aus Gründen der einfacheren Darstellung bzw. der einfacheren - Analyse. Je nach dem Aggregationsgrad kann es makroökonomische Modelle, wie das keynesianische Modell in der Interpretation von John R. HICKS (1937), aber auch mikroökonomische Totalmodelle geben, wie das Modell des Wettbewerbsgleichgewichts. Dazwischen liegen semiaggregierte Totalmodelle wie die - Input-Output-Analyse von Wassily LEONTIEF (1939). Totalmodelle können sowohl statischer (z.B. Wettbewerbsgleichgewicht) als auch dynamischer Natur sein (z.B Tätonnementprozeß). Bei der Untersuchung bestimmter Probleme erweist sich regelmäßig die Modellierung als Totalmodell erheblich komplizierter als die Modellierung als Partialmodell, da ein Totalmodell erheblich mehr und bessere Information über Abhängigkeiten von Einflußfaktoren sowie über Interdependenzen erfordert. Deshalb beginnen Untersuchungen neuer Probleme meist mit Partialmodellen. Einer der bekanntesten Befürworter des Arbeitens mit Partialmodellen war Alfred MARSHALL (1890), der der Meinung war, dass diese für die Untersuchungen ökonomischer Probleme ausreichten, während als einer der stärksten Befürworter von Totalmodellen Leon WALRAS (1874) anzusehen ist, der ökonomische Probleme erstmals im Variabilitäts- und Interdependenzzusammenhang untersuchte. Literatur: Cornwall, R.R. (1984). Arrow, K.J., Hahn, EH. (1971)
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