Bei der Untersuchung der (totalen) Budgetinzidenz werden die Antworten
auf die Fragen "Wer trägt die Steuerlast?" (Steuerinzidenz) und "Wer profitiert von den
öffentlichen Ausgaben?" (Ausgabeninzidenz) gewissermaßen zu einem
Gesamtergebnis zusammengefaßt. Eine Studie zur gesamten Budgetinzidenz in der
Bundesrepublik Deutschland kommt dann für ein ganz bestimmtes Haushaltsjahr zu
dem (grob zusammengefaßten) Ergebnis, daß die Verteilung der verfügbaren
Einkommen (Sekundärverteilung nach Eingriff des Staates), gemessen am Gini-Koeffizienten,
rund 20% gleichmäßiger ist als die Verteilung der Einkommen vor Eingriff des
Staates (Primärverteilung), d.h. die Staatstätigkeit hatte also relativ stark
nivellierend gewirkt. Angesichts der theoretischen und empirischen Probleme bei
der Ermittlung der Steuerinzidenz und der fast noch gravierenderen Problematik
bei der Ausgabeninzidenz sind derartige pauschale Ergebnisse mit größter
Zurückhaltung zu betrachten.
Wenn sich auch die totale Budgetinzidenz aufgrund der
umrissenen Schwierigkeiten kaum halbwegs korrekt abschätzen läßt, sind doch
partielle Budgetinzidenzanalysen weitaus sinnvoller und auch möglich. Stehen z.B. die Wirtschaftspolitiker
vor der Entscheidung, an die privaten Haushalte zusätzliche Transfers zu
zahlen, dann ist es dringend erforderlich, nicht nur die isolierten Wirkungen
der Transfers zu untersuchen, sondern auch die Konsequenzen zu berücksichtigen,
die aus der Finanzierung dieser zusätzlichen Ausgaben folgen. Ein solches
Vorgehen verspricht erhöhte Effizienz staatlicher Maßnahmen und wirkt
tendenziell gegen die weitere Expansion öffentlicher Aktivitäten.
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