Teil der Energiewirtschaft, der sich mit der Förderung, dem Bezug sowie der Vermarktung der aus unterschiedlichen Quellen stammenden Gase beschäftigt. Ausgeklammert wird normalerweise jener Teil des Gasaufkommens, der nicht über das öffentliche Netz verwertet wird (Eigenverbrauch der Gasproduzenten, Kokereien und Hüttenwerke). Nach einem Siegeszug von lediglich zwei Jahrzehnten, der mit der Erschliessung grosser Vorkommen in Norddeutschland und den Niederlanden begann und später durch Nordsee- sowie UdSSR-Bezüge beflügelt wurde, bestimmt heute im wesentlichen das Erdgas die Gasversorgung in der Bundesrepublik. Das historisch dominierende Kokereigas ist auf eine bescheidene Grössenordnung zurückgedrängt worden. Dem Erdgas kommt heute bei der Deckung des Primärenergieverbrauchs ein Anteil von rd. 17% zu. Dabei ist die Umstellung in den neuen Bundesländern von Braunkohlengas auf Erdgas noch nicht abgeschlossen und der Aufbau einer Erdgaswirtschaft ähnlich der in den alten Bundesländern erst eingeleitet. Erdgas kann über grosse Entfernungen entweder in gasförmigem Zustand durch Pipelines oder in verflüssigtem Zustand (als LNG = Liqui- fied Natural Gas) in Tankern transportiert werden. Der LNG-Transport kommt in Betracht, wenn aus technischen oder politischen Gründen ein Pipelinetransport nicht möglich ist; er ist wirtschaftlich überlegen, wenn sehr grosse Entfernungen zu überwinden sind. Organisatorisch lassen sich drei Aufgabenbereiche der Gasversorgung unterscheiden: Produktion, Import und Grossverteilung sowie Endverteilung. Die Grenzen zwischen den in diesen Bereichen tätigen Unternehmen sind allerdings fliessend. Gasproduzenten sind gleichzeitig im Gasbezug und in der Grossverteilung tätig; sog. Ferngasgesellschaften, die traditionell die Grossverteilung wahrnehmen, bestreiten auch den Bezug und sind gleichzeitig in der lokalen Verteilung tätig; lediglich die sog. 0rtsgasversorgungsunter- nehmen sind auf die lokale Endverteilerstufe konzentriert. Die Aufkommens- und Verteilungsstrukturen der Gaswirtschaft sind in der Abbildung zusammengefasst. Das Gasaufkommen wird derzeit über Pipelines zu knapp einem Viertel aus inländischer Förderung und zu gut drei Vierteln aus Erdgasimporten gespeist (Niederlande knapp 30%, ehemalige UdSSR 34%, Norwegen 13%). Importe verflüssigten Erdgases, wie sie Frankreich, Japan und die USA seit Jahren praktizieren, sind über das Planungsstadium noch nicht hinaus gediehen. Wichtigster Absatzbereich ist die Industrie (45%); allerdings wächst die Bedeutung des Sektors Haushalte und Kleinverbraucher (44%) überproportional an. Der Absatz an den Kraftwerksbereich (11%) dagegen ist stark rückläufig. Zwar ist die direkte Konkurrenz in der Gasdarbietung durch die im GWB sanktionierten Gebietsschutzvereinbarungen ausgeschlossen, doch steht Gas in intensiver Substitutionskonkurrenz. Die Kosten der Gasversorgung werden in beträchtlichem Masse durch die Leitungsgebundenheit, die Versorgungspflicht sowie die saisonal stark schwankende Nachfrage beeinflusst (Spitzenlastproblematik). Hinzu kommt, dass die Erdgasproduzenten wegen ihrer hohen Fixkostenbelastung in den Lieferverträgen rigide Mindestabnahmeverpflichtungen durchgesetzt haben. Die Gaswirtschaft besitzt allerdings vor allem mit der Untertagespeicherung und der Möglichkeit zur Vereinbarung unterbrechbarer Lieferungen Instrumente, um Angebot und Nachfrage flexibel auszubalancieren. Die Zukunftsaussichten für den umweltfreundlichen Energieträger Erdgas sind relativ günstig zu beurteilen, da grosse, ständig steigende Gasmengen zur Vermarktung anstehen, und zwar in Regionen, die für die Bundesrepublik vorteilhafte Bezugsmöglichkeiten eröffnen. Literatur: Mönig, W.ISchmitt, D.¡Schneider, H. KJ Schürmann, H. J., Konzentration und Wettbewerb in der Energiewirtschaft, München 1977, S. 537ff.
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