Ein Leistungsbilanzdefizit ist ein Defizit in der Leistungsbilanz, das Saldo der Leistungsbilanz ist negativ. Synonym zum Leistungsbilanzdefizit kann man sagen "negatives Leistungsbilanzsaldo". Die Leistungsbilanz ist ein zentraler Begriff in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Die Leistungsbilanz erfasst neben Exporten und Importen von Waren und Dienstleistungen auch Zahlungen und Transfers aus Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Der Saldo aus diesen Teilbilanzen ergibt entweder ein Leistungsbilanzdefizit oder einen Leistungsbilanzüberschuss. Eine Volkswirtschaft mit einem Leistungsbilanzdefizit erwirtschaftet mit dem Verkauf ihrer Güter und Dienstleistungen nicht mehr ausreichend Kapital um den Zahlungsverpflichtungen ihrer Grenzüberschreitendenaktivitäten nachzukommen. Es erhöhen sich die Verbindlichkeiten des Landes gegenüber dem Ausland.
Bei einem Leistungsbilanzdefizit übersteigen die "laufenden" Ausgaben einer Volkswirtschaft deren Einkommen. Ein Leistungsbilanzdefizit entspricht also letztlich einem Nettozufluss von ausländischem Kapital. Die ausländischen Kapitaleigentümer erwerben somit Ansprüche auf die zukünftige Produktion des Landes. Ein Leistungsbilanzdefizit ist per se nicht von vornherein als negativ zu werten. Es kommt auf die Zusammensetzung seiner zu Grunde liegenden Kapitalströme an. Fließt der Kapitalimport überwiegend in eine zusätzliche Steigerung der inländischen Investitionen, finanziert er de facto eine Erhöhung des inländischen Stocks und ermöglicht so einen höheren Output der Volkswirtschaft als dies vergleichsweise ohne Kapitalimporte möglich wäre. Die Bedienung der Auslandsverschuldung wird in diesem Fall kaum Schwierigkeiten bereiten. Derartige Leistungsbilanzdefizite sind nicht nur finanzierbar, sondern sind Beleg für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit eines Landes. Ein wesentlich schwieriger das Leistungsbilanzdefizit besteht wenn der Kapitalimport hauptsächlich in einen höheren inländischen Konsum fließt und von einem Rückgang der inländischen Ersparnis begleitet wird. In diesem Falle lebt das Land "über seine Verhältnisse". Die gestiegenen Auslandsschulden gehen dann nicht mit einer gesteigerten Produktion einher. Anpassungsprozesse über Wechselkurse oder Zinsen werden notwendig.
Gegenstand der öffentlichen Diskussion ist regelmäßig das Leistungsbilanzdefizit der USA. Das Saldo der Leistungsbilanz ist dort seit mehr als drei Jahrzehnten negativ.
Siehe auch Handelsbilanzdefizit, Leistungsbilanzüberschuss, Ersparnislücke, Nettokapitalimport, Investitionsquote, Ersparnisquote.
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