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Effektivzoll-Theorie

auf Harry G. JOHNSON (1965) zurückgehende Diskussion über den tatsächlichen Schutzeffekt von Zöllen (Schutzzölle). Gemäss der traditionellen Theorie läßt sich der Schutzeffekt eines Zolls aus der Höhe des Zolls, mit dem das Endprodukt belastet wird, ersehen (Nominalzollkonzept). Wie die Theorie der effektiven Protektion zeigt, ist diese Aussage jedoch nur dann unbestritten, wenn lediglich das Endprodukt, nicht jedoch auch die bei der Produktion verwendeten Vorprodukte einer Zollbelastung unterliegen. Sind die Vorprodukte ebenfalls mit Zöllen belastet, so kann der durch den Zoll auf das importierte Endprodukt bedingte Preisvorteil der importkonkurrierenden Industrie durch Kostennachteile, die sich aus der zollbedingten Verteuerung der verwendeten Vorprodukte ergeben, kompensiert oder sogar überkompensiert werden. Letzteres würde, gemessen an der Wertschöpfung der importkonkurrierenden Industrie, einem negativen effektiven Zollschutz gleichkommen. Eine effektive Protektion ist nur dann gegeben, wenn die Wertschöpfung der geschützten Industrie nach Zollbelastung (w*) sich gegenüber der ursprünglichen Wertschöpfung ohne Zollbelastung (w) erhöht hat. Setzt man die Veränderung der Wertschöpfung in Beziehung zur ursprünglichen Wertschöpfung, so erhält man den
Effektivzoll-Theorie Dieser Zusammenhang läßt sich auch in folgender Formel für den Effektivzoll EZ (in %) ausdrücken:
Effektivzoll-Theorie (wobei: PE = Preis des Endprodukts; zE = Zollsatz auf das Endprodukt; p„ = Preis des Vorprodukts; z„ = Zollsatz auf das Vorprodukt). Beispiel: Preis eines Anzugs 100,- DM; Preis des verarbeiteten importierten Stoffes 60,- DM; Zollsatz bei Import eines Anzugs 10%; Zollsatz für Stoffimport 5%. Es errechnet sich ein Effektivzoll von 17,5%. Wird der Zollsatz für Stoffimporte von 5% auf 25% erhöht, so ergibt sich für die » Anzugindustrie« ein negativer Effektivzoll von -12,5%. Je niedriger der Zollsatz für das Vorprodukt im Vergleich zu dem für das Endprodukt ist und je höher der Anteil des Vorprodukts am Fertigprodukt ist (jedoch: falls Zollsatz für Endprodukt geringer als für Vorprodukt, dann je kleiner der Anteil des Vorprodukts), umso mehr übersteigt der effektive Zollschutz den nominellen Zollschutz des Endprodukts. Wenngleich das Konzept des Effektivzolls nur mit Einschränkungen direkt auf die Realität übertragen werden kann, wird es dennoch bei der Diskussion der Zollpolitik der Industrieländer gegenüber - Entwicklungsländern angewendet. Es zeigt, dass die Politik des Niedrigzolls für Rohstoffimporte aus Entwicklungsländern letztlich den effektiven Zollschutz auf die unter Verwendung der Rohstoffe hergestellten Industrieprodukte erhöht und damit den Industrialisierungsprozess in den Entwicklungsländern erschwert. Literatur: Feldsieper, M. (1975). Corden, W.M. (1971). Hiemenz, U., Hofmann, L., v. Rabenau, K. (1971)

Messkonzept zur Ermittlung des effektiven zollinduzierten Schutzes einer Industrie. Während die traditionelle Theorie das Ausmass der Protektion einer bestimmten Industrie aus dem Nominalzoll (Zollarten) auf das Endprodukt dieser Branche abliest, berücksichtigt das Konzept des Effektivzolls auch die Auswirkungen von Zöllen auf die importierten Vorleistungen in der Herstellung des betrachteten Endproduktes. Sind die importierten Vorleistungsprodukte einer Industrie ebenfalls mit Zöllen belastet, so ergibt sich eine zollbedingte Verteuerung der Inputkosten, die eine Verschlechterung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit hervorruft. Hierdurch kann der Wettbewerbsvorteil, der durch einen Zoll auf das Endprodukt gegenüber den ausländischen Konkurrenten erreicht wird, teilweise oder ganz kompensiert bzw. sogar überkompensiert werden. Während Zölle auf das Endprodukt als Subvention aufgefasst werden können, lassen sich Zölle auf die Vorleistungsimporte als indirekte Besteuerung des Endprodukts interpretieren. Der Nettoeffekt aus Subvention und Besteuerung wird als effektive Protektion bezeichnet. Die Messzahl Effektivzoll zeigt an, wie sich die Wertschöpfung der betrachteten Industrie unter Berücksichtigung der Zollbelastung auf End- und Vorleistungsprodukte gegenüber dem Fall vollkommen fehlender Zollbelastung verändert. Eine Zollerhöhung auf das Endprodukt steigert die Wertschöpfung, eine Zollerhöhung auf die importierte Vorleistung senkt die Wertschöpfung nach Massgabe des Inputkoeffizienten (Einsatzmenge des Vorleistungsproduktes pro Einheit des Endproduktes). Je höher der Inputkoeffizient, um so bedeutsamer sind Zollveränderungen bei dem Vorleistungsprodukt für das Ausmass der effektiven Protektion. Zollsenkungen bei speziellen importierten Vorleistungen (z.B. Rohstoffen) verringern damit nicht unbedingt den weltweiten Protektionismus, sondern erhöhen gleichzeitig in den Industrieproduktionen, die auf diese Vorleistungen angewiesen sind, den Effektivzoll und damit die effektive Protektion.   Literatur: Bender, D., Aussenhandel, in: Vahlens Kompendium der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik, Bd. 1, 5. Aufl., München 1992, S.417ff. Glismann, H.-H. u.a., Weltwirtschaftslehre, Bd. I: Aussenhandels- und Währungspolitik, 3. Aufl., Göttingen 1986, S. 49 ff.    

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