bezeichnet produktionstheoretische Ansätze, die ingenieurwissenschaftliche Zusammenhänge bei der Bestimmung von Produktionsfunktionen der industriellen Fertigung heranziehen. Zum Beispiel wird im Fall einer Erdgaspipeline der Gasdurchsatz (Output) in Abhängigkeit von der Kompressorenkapazität (Input) in der Pipeline-Eingangsstation durch technische Einflussgrössen („ engineering variables”), wie Rohrquerschnitt, Reibungswiderstand, spezifisches Gewicht des Gases usw., bestimmt. Siehe auch Produktions- und Kostentheorie (mit Literaturangaben).
Die Grundlage für die Entwicklung der Produktionsfunktion vom Typ B von Erich Gutenberg bilden die engineering production functions von Hollis B. Chenery. Die Bestimmung der Faktoreinsatzmengen aufgrund der auf den technischen Produktionsbedingungen beruhenden technischen Produktionsfunktionen wurde zuerst von Chenery im Jahr 1949 durchgeführt. Chenery erarbeitete technische Einflußgrößen ("engineering variables"), welche die Eigenschaften des Produktionsprozesses darstellen. Diese technischen Einflußgrößen bilden die Basis für die Ermittlung der technischen Produktionsfunktionen. Dabei sind die einzelnen Faktoreinsatzmengen der Produktionsfaktoren von den technischen Einflußgrößen abhängig. Der Faktorverbrauch wird also von den technischen Daten des Produktionsprozesses bestimmt.
Diese in den USA Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre entwickelten Funktionen befassen sich im Gegensatz zu den herkömmlichen Typen von Produktionsfunktionen weniger mit den direkten ökonomischen Input-Output-Beziehungen zwischen Faktoreinsatz- und Ausbringungsmengen; sie bemühen sich vielmehr um die Erfassung der diesen Transformationen zugrunde liegenden technisch-naturwissenschaftlichen Gesetzmässigkeiten. Die Aufstellung solcher engineering production functions erfordert zunächst eine Zerlegung des Produktionsprozesses in seine einzelnen chemischen und physikalischen Elementarvorgänge, um daraus z.B. auf die wechselseitigen Einwirkungen und Transformationen von mechanischen, thermischen, elektrischen und chemischen Energien schliessen zu können (Chenery-Produktions-Mo- dell). Dabei sind vor allem jene technischen Eigenschaften der Produktionsfaktoren herauszufinden, die für die betreffenden Produktionsvorgänge bedeutsam sind, da Techniker ausschliesslich auf der Grundlage solcher engineering variables die Produktionszusammenhänge beschreiben. Die Anwendungsgebiete solcher Funktionen sind so vielfältig wie die Verschiedenartigkeit der Technologien, auf die sie sich beziehen, da sie lediglich singuläre Aussagen für bestimmte technische Variablen liefern. Dennoch lassen sich diese Ansätze danach systematisieren, ob sie sich auf einzelne Aggregate oder Wirtschaftsbereiche beziehen. Im Hinblick auf die Anwendung auf einzelne Aggregate sind Phänomene der elektrischen Energieübertragung und des Massentransports von Flüssigkeiten und Gasen sowie chemische, physikalische und metallurgische Grundprozesse untersucht worden; einen umfassenden Überblick hierüber gibt Vernon Smith. Anwendungen auf Wirtschaftsbereiche haben im Bergbau, der Verarbeitenden Industrie sowie in der Energie- und Transportwirtschaft stattgefunden; sie sind von Herbert Schweyer zusammengestellt worden. Literatur: Smith, V. L., Investment and Production, Cambridge, Mass. 1961. Schweyer, H. E., Process Engineering Economics, New York u. a. 1955.
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