Die Fertigungstiefe ist in der Betriebswirtschaft der Umfang, in dem Bestandteile bzw. Vorprodukte von Endprodukten selbst hergestellt werden. Die Fertigungstiefe gibt an, wie viele einzelne Produktionsschritte bei der Produktion eines Gutes notwendig sind und wie viele davon innerhalb einer Unternehmung stattfinden bzw. von Zulieferbetrieben stammen. Die unter den modernen Schlagworten Lean Organisation und Lean Production bekannt gewordenen Strategien der Unternehmens(re)organisation, Produktionsdurchführung und/oder Produktionsumgestaltung stellen die Veränderung meistens: Verringerung der Fertigungstiefe in den Mittelpunkt der Betrachtung.
Gleichfalls bezeichnet die Fertigungstiefe auch die Anzahl der Fertigungsstufen.
Oft sind Teile bei Zukauf billiger als in der Eigenproduktion, weil Zulieferer Größenvorteile, Spezialisierung und Rationalisierung besser nutzen können und die Lagerhaltung entfällt. Eine Verringerung der Fertigungstiefe wird in der Industrie allgemein angestrebt und führt zur Schließung eigener Betriebsbereiche.
der im eigenen Unternehmen erzeugte Wertschöpfungsanteil am Umsatz. Sie liegt in der deutschen Automobilindustrie z.B. unter 50%, d. h. 50% des Umsatzes fließen wegen entsprechender Zulieferungen verschiedenen Vorlieferanten aller Vorstufen zu. Marketingrelevanz erfährt die Fertigungstiefe v. a. wegen der negativen Korrelation mit der Flexibilität und der besseren Nutzbarkeit von Spezialisierungsvorteilen bei Auslagerungen bestimmter Produktionsprozesse auf Zulieferer, die wiederum Wettbewerbsvorteile schaffen können. Dies gilt selbst für innerbetriebliche Dienstleister, wie Werbeoder Strategieabteilungen, die z.T. bewusst verselbständigt werden, um sie dem Marktdruck auszusetzen.
Der Trend entwickelt sich in Richtung Senkung der Fertigungstiefe, solange die damit verbundene Erhöhung der Transaktionskosten die Vorteile nicht überkompensiert. In jedem Fall erhöhen sich die Anforderungen an das Beschaffungsmarketmg und das Beziehungsmanagement. Andererseits ergeben sich bei den Zulieferern entsprechende Chancen im Teilemarketmg bis hin zur sog. Co-Workership, bei dem Zulieferer als Systemlieferanten und nicht mehr nur als Einzelteilelieferanten (z. B. ganze Autotür statt Autofenster) fungieren (Systemgeschäft).
Die Fertigungstiefe ist ein Kostenbestimmungfaktor. Sie beinhaltet die Entscheidungen darüber, ob zur Produktion benötigte Zwischenprodukte als originäre Produktionsfaktoren vom Markt zu beschaffen sind oder ob sie selbst herzustellen sind, d.h. ob der Betrieb auch diese tiefere Stufe der Fertigung selbst übernehmen soll. Zu den Einflußgrößen der Entscheidung über die Fertigungstiefe vgl. Eigenherstellung-Fremdbezug.
Siehe Lean Production, Outsourcing, flexibles Fertigungssystem.
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