nicht eindeutig bestimmter Begriff, der in verschiedenen Bedeutungen verwendet wird, oft ohne dass die Aussagefähigkeit dieses Begriffes genügend berücksichtigt wird. Angewendet auf eine gesamte Volkswirtschaft ist der Ausdruck wenig aussagekräftig. Bei flexiblen Wechselkursen ist es nicht möglich, dass eine Volkswirtschaft im ganzen "international nicht wettbewerbsfähig" ist in dem Sinne, dass keines ihrer Produkte auf den Weltmärkten absetzbar wäre. Selbst wenn alle Güter mit weniger produktiven Techniken erzeugt werden sollten als im Ausland, so können alle Länder durch internationalen Handel profitieren, wenn sich das unproduktivere Land auf diejenigen Güter spezialisiert, bei denen der Produktivitätsrückstand am geringsten ist (Ricardo-Theorem). Oft ist es auch die unterschiedliche Ausstattung an Faktoren, die es einer Volkswirtschaft ermöglicht, solche Güter auf den Weltmärkten günstiger anzubieten, die hauptsächlich mit einem relativ reichlich vorhandenen Faktor produziert werden (Faktorproportionen-Theorem). Eine Abwertung der heimischen Währung vergrössert dabei die Menge an Gütern, die auf den Weltmärkten abgesetzt werden kann, allerdings normalerweise um den Preis einer Verschlechterung der terms of trade und einer damit einhergehenden realen Einkommensminderung. Dabei kann der Wechselkurseffekt zwar ständig dafür sorgen, dass es zu einer ausgeglichenen Leistungsbilanz kommt, die Ursachen für solche Wechselkursveränderungen werden dadurch aber nicht beseitigt. Sie liegen meistens in einer mangelnden Anpassungsfähigkeit der Produktionsstrukturen dieser Volkswirtschaft an die sich ständig ändernden Anforderungen der Weltmärkte. Wenn sich also die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer gesamten Volkswirtschaft nicht einfach in einer Grösse aus- drücken lässt, so gibt es dennoch Indikatoren, die tendenzmässige Aussagen über die Leistungsfähigkeit der Gesamtheit ihrer Unternehmen im internationalen Vergleich zulassen. Hierzu gehören neben den bereits erwähnten terms of trade und dem realen Pro- Kopf-Einkommen der reale Wechselkurs, das Ausmass der ausländischen Direktinvestitionen oder der Leistungsbilanz-Saldo. Genauso gibt es auch Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit aller Unternehmen einer Volkswirtschaft simultan beeinflussen. Hierzu gehören neben der bereits erwähnten Verfügbarkeit von Entwicklungsaktivitäten oder der Faktorausstattung auch die Qualität der Infrastruktur des betrachteten Landes (Effizienz der staatlichen Verwaltung, Transport-, Kommunikationsmöglichkeiten), die Qualität des Faktors Arbeit (beeinflusst durch das Ausbildungssystem), steuerliche Bedingungen sowie allgemeine ordnungspolitische Rahmenbedingungen (wie z.B. die Regulierungsintensität). Sinnvoller als auf eine Volkswirtschaft insgesamt lässt sich das Konzept der internationalen Wettbewerbsfähigkeit auf Sektor-, Branchen- oder Firmenebene anwenden. Hier können z.B. Weltmarkt-Anteile (constant- market-share-Indizes) oder relative Exportwerte einzelner Sektoren im Vergleich zu anderen Sektoren (revealed-comparative-ad- vantage-Indizes) Hinweise auf die augenblickliche Wettbewerbsfähigkeit der betreffenden Sektoren oder Branchen einer Volkswirtschaft geben. Von grosser Bedeutung ist das Konzept der internationalen Wettbewerbsfähigkeit vor allem auch deswegen, weil es sowohl zur Rechtfertigung industriepolitischer Eingriffe (z.B. F&E-Subventionen) als auch protektionistischer Massnahmen (z.B. infant-industry-Argument) herangezogen wird. Literatur: Fels, G., Zum Konzept der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, in: Jahrbuch für Sozialwissenschaft, Bd. 39 (1988), S. 135 ff. Orlowski, D., Die internationale Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft, Weltwirtschaftliche Studien, Nr. 19, Hamburg 1982.
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