Linking-pin-Modell
(Linking Pin Model): Rensis Likert, der ehemalige Direktor am amerikanischen Institute for Social Research in Ann Arbor, Michigan, hat versucht, seine Vorstellungen von der direkten (eigenen Gruppe) und indirekten (über linking pins) - Partizipation aller Organisationsmitglieder an den Entscheidungen der Organisation institutionell durch ein System überlappender Gruppen zu realisieren. Dabei ging er aus vom Prinzip der Integration, das die aktive, verantwortliche Partizipation des Einzelnen am Entscheidungsprozess fordert, damit sowohl die Ziele der Organisation wie die individuellen Bedürfnisse der Organisationsmitglieder in gleicher Weise Berücksichtigung finden.
Nach partizipativen Vorstellungen geht das Organisationsmitglied mit der Organisation einen psychologischen Kontrakt ein, der ihm als Gegenleistung für seine Arbeitskraft wirtschaftliche und soziale Sicherheit, Selbstachtung und Selbstverwirklichung anbietet.
Die Interaktionen zwischen den Organisationsmitgliedern werden bei Likert vom Prinzip der “supportive relationships” beherrscht. Dieses besagt, dass fruchtbare zwischenmenschliche Beziehungen auf gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung und Hilfe beruhen und in den Organisationsmitgliedern stets das Gefühl für den Wert des einzelnen Menschen wachhalten. Diese Interaktionen finden im partizipativen Modell nicht in einer straffen Hierarchie statt, sondern in einem Netz vermaschter Arbeitsgruppen, die das Rückgrat der Organisation bilden.
Den Arbeitsgruppen, die nach Fachwissen zusammengesetzt sind und idealerweise einen hohen Grad an Kohäsion aufweisen, wird die Lösung jeweils einer aufgrund von Arbeitsteilung und Spezialisierung gewonnenen Teilaufgabe zugewiesen. Die Koordination der einzelnen Gruppen erfolgt mittels eines Gruppenkoordinators (linking pin), der als Mitglied zweier Arbeitsgruppen für den notwendigen Informationsaustausch sorgt.
Diese Koordinatoren lösen den traditionellen Vorgesetzten des klassischen Modells ab und bilden damit die Schlüsselfiguren des neuen Systems; mit ihnen steht und fällt die gesamte Organisationsstruktur nach dem partizipativen Modell. Während die Koordination in der Hierarchie abwärts gerichtet ist, soll das Linking-pin-Modell eine Aufwärts-Integration gewährleisten. Erst später nahm Likert noch zusätzlich horizontale (laterale) Kommunikationswege in sein Modell auf.
Entscheidungen werden nach diesem Modell in der Gruppe gefällt (Prinzip des group decision making); der Führungsstil ist partizipativ und nicht autoritär wie im klassischen Modell. Dennoch kann der Gruppenleiter nach der Gruppendiskussion auch gegen die Gruppenmeinung entscheiden; dafür ist er auch der allein Verantwortliche.
Durch die Teilnahme möglichst vieler Organisationsmitglieder am Entscheidungsprozess wird primär darauf abgestellt, dass diese sich auch für eine erfolgreiche Implementation der gemeinsam getroffenen Entscheidung einsetzen.
Alle eventuell auftauchenden Konflikte sollen innerhalb der eigenen Gruppe und nicht durch die Hierarchie gelöst werden. Voraussetzung für ein erfolgreiches Praktizieren dieses Modells ist es jedoch, dass die Organisationsmitglieder vor allem die Koordinatoren - zum Kooperieren und nicht zum Konkurrieren motiviert sind.
Kritisch wird zum partizipativen Modell der überlappenden Gruppe ausgeführt, dass es in formeller Hinsicht lediglich die Auflösung der straffen klassischen Hierarchie in ein Geflecht untereinander vermaschter - Teams, die jedoch nach wie vor in hierarchischen Beziehungen zueinander stehen, anbietet.
Der aus der Sicht der Organisationspraxis wohl anfälligste Punkt im gesamten partizipativen Modell ist der Gruppenkoordinator (linking pin). Stellt man sich an diesen entscheidenden strategischen Punkten autoritäre Vorgesetzte im klassischen Stil vor, die den Informationsaustausch zwischen den beiden Gruppen, in denen sie jeweils Mitglied sind, zu ihrem Vorteil filtern, färben oder gar stoppen, um dadurch eigene Machtpositionen auf- und auszubauen, so ist kaum noch ein Unterschied zum klassischen Modell festzustellen. Diese Gefahr hat auch Liked gesehen und als Korrektiv vorgeschlagen, dass jede Basisgruppe ein gewähltes Mitglied als Beobachter in die nächst höhere Gruppe delegiert. Durch diesen zusätzlichen Kommunikationsweg soll gewährleistet werden, dass der Gruppenkoordinator seine hervorgehobene Position nicht zum Nachteil der Gruppe mißbraucht.
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