Versuch einzelner oder von Interessensgruppen, die Ausgestaltung oder die Auslegung des staatlichen Ordnungsrahmens so zu beeinflussen, dass ihnen besondere wirtschaftliche Vorteile entstehen, aber auch Versuche zur Abwehr wirtschaftlich nachteiliger Änderungen. Einkommen, die auf derartige Aktivitäten ("dupe activities") zurückzuführen sind, beruhen letztlich auf der Nutzung exklusiver Eigentumsrechte und besitzen den Charakter einer künstlich geschaffenen ökonomischen Rente (Rententheorie). Bemühungen, durch Einflussnahme auf staatliche Organe eine Monopolstellung zu erhalten (um in den Genuss einer Monopolrente zu gelangen) oder bei der Zuteilung von Forschungssubventionen besonders begünstigt zu werden, sind Beispiele für rent seeking auf einzelwirtschaftlicher Ebene. Auf der Ebene der gesellschaftlichen Gruppen (Beispiel: Landwirte) dominieren organisierte Interessenvertretungen (Bauernverband). Die Theorie des rent seeking befasst sich mit der Entstehung, den Mechanismen und den Folgen dieses Lobbyismus. Die normative Seite dieser Theorie stellt die sozialen Kosten des rent seeking in den Vordergrund. Sie betont, dass die Einflussnahme auf die staatlichen Organe einen Verbrauch realer Ressourcen mit sich bringt, der nur dem Transfer, nicht aber der Entstehung von Einkommen dient. Es fallen Opportunitätskosten in Form der mit diesen Ressourcen produzierbaren Güter an, und aus der Sicht der Gesellschaft sind diese Ressourcen verschwendet. In dem extremen Fall, in dem eine hinreichend grosse Gruppe voneinander unabhängiger und risikoneutraler Interessenten um die Erteilung eines exklusiven Eigentumsrechtes konkurriert, erreicht der Ressourcenaufwand die Höhe der erzielbaren Rente, so dass rent seeking für die Interessentengruppe als Ganzes nicht mehr lohnend ist. Die positive Seite der Theorie will die Bestimmungsgründe des rent seeking erklären. Die Fragestellungen zielen auf die Bedingungen, welche die Bildung von Interessengruppen begünstigen, auf die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Lobbyismus oder auf das Phänomen, dass unterschiedliche Wirtschaftssektoren für Lobbyisten offenbar unterschiedlich attraktiv sind. Der methodische Ansatz steht in der Tradition der neoklassischen Mikroökonomik. Die zentrale Annahme ist, dass Lobbyisten und Regierungsvertreter Eigentumsrechte (und die damit verbundenen Einkommensströme) nachfragen bzw. anbieten mit dem Ziel, ihren. Nutzen zu maximieren. Eine notwendige Voraussetzung für das Auftreten von rent seeking wird in der Existenz von Informations- und Transaktionskosten gesehen: Interessengruppen, bei denen solche Kosten nur in geringem Masse anfallen, sind in der Lage, Änderungen der Eigentumsrechte gegen einen "Preis" zu "kaufen"; diese Änderungen gehen zu Lasten weniger informierter und organisierter Gruppen. Eine wichtige Rolle spielen ebenfalls die herrschenden —Abstimmungsverfahren. Gilt z. B. die Einstimmigkeitsregel, so schliesst dies ein erfolgreiches rent seeking aus. Literatur: Buchanan, J. M./Tollison, R. D./Tullock, G. (Hrsg.), Toward a Theory of the Rent-Seeking Society, Texas College Station 1980. Tollison, R. D., Rent Seeking: a Survey, in: Kyklos, Vol. 35 (1982), S. 575 ff.
Vorhergehender Fachbegriff: Rennwett-, Lotterie- und Sportsteuer | Nächster Fachbegriff: Rentabilität
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|