(structural shift) in der nichtmonetären Inflationstheorie als Form des Angebotsdrucks diskutierte Inflationsursache, die auf eine zu geringe Lohn- und Preisflexibilität in einer wachsenden offenen Wirtschaft zurückgeführt wird. Soll sich der ständige wachstums- und aussenwirtschaftsinduzierte Strukturwandel ohne gesamtwirtschaftliche Friktionen vollziehen, müssen Löhne und Preise nach oben und unten hinreichend flexibel sein; denn der expandierenden Nachfrage in einigen Branchen steht stets eine schrumpfende Nachfrage in anderen Wirtschaftszweigen gegenüber; und während hier die zur Expansion zusätzlich erforderlichen Produktionsfaktoren durch (relative) Preis- und Lohnerhöhungen angelockt werden, müssen die freizusetzenden Faktoren dort durch (relative) Preis- und Lohnsenkungen zur Abwanderung veranlasst werden, damit eine gesamtwirtschaftlich optimale Faktorallokation bei im Durchschnitt konstanten Preisen realisierbar ist. Dieses Ergebnis tritt jedoch nicht ein, wenn sich die relativen Preise und Löhne nicht in dem für die Reallokation erforderlichen Ausmass anpassen und die interindustriellen Lohn- und intersektoralen Einkommensrelationen starr sind, wie es für die meisten Industrieländer unterstellt wird. Unter diesen Umständen kann der Bedarf an Preisflexibilität nur gedeckt werden, wenn sich die Preisrelationen im Rahmen allgemein steigender Preise durch unterschiedlich hohe Einzelpreissteigerungen hinreichend schnell verändern können. Der Strukturanpassungsdruck ist somit eine Synthese aus Gewinndruck und Kostendruck für den Fall permanenter struktureller Nachfrageverschiebungen: Der Marktmechanismus arbeitet insofern asymmetrisch, als die Preis- und Lohnerhöhungsspielräume in den expandierenden Bereichen voll ausgeschöpft werden, ohne dass es in den schrumpfenden. Wirtschaftszweigen zu einem kompensatorischen Sinken der Preise und Löhne bzw. ihrer Steigerungsraten kommt. Die daraus resultierenden Preisauftriebstendenzen (demand-shift inflation) dürften jedoch kaum über 1-2 Prozentpunkte p. a. hinausgehen, so dass mit diesem Ansatz Inflationen mit höheren Inflationsraten nicht erklärbar sind. Wird der Strukturanpassungsdruck in kleinen offenen Volkswirtschaften durch eine —importierte Inflation ausgelöst, so entsteht ein inflatorischer Prozess, in dem die Übertragung der Preissteigerungen von den international handelsfähigen (tradeable goods) auf die nichthandelsfähigen Güter (nontradeable goods) eine entscheidende Rolle spielt. Dieser Aspekt wird seit Anfang der 70er Jahre im. Rahmen des sog. skandinavischen Inflationsmodells behandelt. Literatur: Giersch, H., Konjunktur- und Wachstumspolitik in der offenen Wirtschaft, Wiesbaden 1977. Frisch, H., Die Neue Inflationstheorie, Göttingen 1980.
Vorhergehender Fachbegriff: Strukturanpassung | Nächster Fachbegriff: Strukturanpassungsfazilität (SAF)
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|