bewußte und systematische Anwendung des trial and error auf Problemsituationen, die deshalb nicht lösbar sind, weil wesentliche Einsichten in die Zusammenhänge fehlen (kritischer Rationalismus). Die Methode kennt zwei Varianten: das direkte Experiment mit der Umwelt und die indirekte Durchführung an einer modellmäßigen Abbildung der realen Welt, wobei auch Automaten eingesetzt werden können (z.B. Computersimulationen). Die direkte Methode besitzt die größte Realitätsnähe und erfaßt hohe Komplexitätsgrade, da sie den unmittelbaren Kontakt mit der Umwelt besitzt. Andererseits stößt sie eher an die Zeitgrenze, die einen limitierenden Faktor darstellt. Manche Probleme lassen sich überhaupt nicht durch Experimente im Sinne eines Ausprobierens angehen, z.B. bei sehr hohem Risiko (bemannte Raumfahrt). Demgegenüber besitzt die indirekte Methode alle Vorteile einer Risikovermeidung sowie einer so beträchtlichen Ausdehnung des Zeitlimits, dass viele Probleme dadurch überhaupt erst grundsätzlich lösbar werden. Eine alternative Simulation von Modellvarianten bei den heutigen Rechnergeschwindigkeiten erlaubt Vorstöße in Problembereiche, an die vor 30 Jahren noch nicht gedacht werden konnte. Durch den systematischen Einsatz von Teilkenntnissen über den Ziel-MittelZusammenhang läßt sich der Zeitaufwand zusätzlich beträchtlich reduzieren. Die Grenzen des Verfahrens werden dort sichtbar, wo zum Zwecke einer größeren Wirklichkeitsnähe die Modellkomplexität der Realitätskomplexität angenähert werden soll. Programmier- und Rechenaufwand steigen dann so sehr, dass die Aufgabe unüberschaubar wird. Darüber hinaus kann das Ergebnis einer Simulation höchstens so gut sein, wie das Modell realitätsnah ist. In der Wirtschaftspolitik sind die direkte und indirekte trial-and-error-Methode sowie eigentliches trial and error nebeneinander zu finden (adhocery, muddling through). Eine Verbesserung der wirtschaftspolitischen Effizienz stößt einerseits an grundsätzliche Schranken, scheint andererseits aber auf lange Sicht durch Entwicklung und vermehrten Einsatz von Simulationstechniken durchaus möglich.
beschreibt ein versuchendes, mit dem Irrtum auch ein entsprechendes Überdenken einbeziehendes, Anpassungsverhalten.
primär in Tierexperimenten entdeckte und erforschte, aber auch beim Menschen zu findende Verhaltensweise. Sie bewirkt oft die Lösung eines Problems dadurch, dass Verhaltenselemente so lange »zufällig« variiert werden, bis der angestrebte Erfolg eingetreten ist. Trial and error ist immer dort vorzufinden, wo die Einsicht in die inneren Zusammenhänge des Problems fehlt. Sinngemäss wäre es daher mit »Herumprobieren« oder »Herantasten« besser übersetzt als mit »Versuch und Irrtum«, weil zumeist auch die den Begriff »Irrtum« rechtfertigende Einsicht in die ZielMittel-Zusammenhänge bei unmittelbarer Annäherung an das Ziel nicht gegeben ist (trial-and-error-Methode). Die Erfolgsaussichten des trial and error hängen wesentlich von der zur Verfügung stehenden Zeit ab. Eine kybernetische Betrachtung des trial and error zeigt, dass es eine relativ komplexe Struktur besitzt. Neben der Definition einer Zielfunktion (Sollzustand) beinhaltet sie eine Rückkopplungsschleife, die im Soll-Ist-Vergleich von Ziel und Zustand eine Verhaltensvariation bewirkt. Darüber hinaus impliziert sie ein »Gedächtnis«, das der Erfolgsspeicherung dient und die Wiederholung bereits eingetretener Mißerfolge verhindert. Literatur: Sachsse, H. (1971)
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