(= Gleichgewicht bei rationalen Erwartungen) Zustand, in dem die Wirtschaftssubjekte die in der Volkswirtschaft geltenden Kausalzusammenhänge kennen (»das wahre Modell«) und diese Kenntnis sowie ihre jeweiligen Informationen, d.h. in der Vergangenheit beobachtete Werte der Variablen des Modells, ausnutzen, um ihre - Erwartungen bezüglich der relevanten Variablen zu bilden. Im Fall eines deterministischen Modells, in dem die Werte der Modellvariablen für jede Periode eindeutig bestimmt sind, läuft die Hypothese rationaler Erwartungen auf vollkommene Voraussicht hinaus: Die Wirtschaftssubjekte erwarten genau diejenigen Variablenwerte, die sich aus dem (ihnen annahmegemäss bekannten) Modell ergeben. Sind dagegen die in der Volkswirtschaft geltenden Zusammenhänge stochastischer Natur, so bedeutet die Hypothese rationaler Erwartungen im Extremfall (insbes. in den meisten Modellen der »neuklassischen Makroökonomik«), dass die subjektiven Wahrscheinlichkeiten, die ein Wirtschaftssubjekt einem zufälligen Ereignis zuordnet, mit den entsprechenden, sich aus dem Modell ergebenden »objektiven« Wahrscheinlichkeiten übereinstimmen (Neue Makroökonomik). Das Konzept eines Gleichgewichts bei rationalen Erwartungen läßt sich aber auch auf Fälle übertragen, in denen die Wirtschaftssubjekte mögliche zufällige Ereignisse mit unterschiedlichen subjektiven Wahrscheinlichkeiten erwarten. In Verallgemeinerungen des kompetitiven Gleichgewichtsmodells, in denen Nachfrage und Angebot eines Wirtschaftssubjekts auch von seinen subjektiven Wahrscheinlichkeiten für unsichere (zukünftige bzw. unbekannte) Ereignisse abhängen, schlagen sich die unterschiedlichen Informationen, über die Wirtschaftssubjekte verfügen, in den jeweiligen Gleichgewichtspreisen nieder. Ein Wirtschaftssubjekt kann folglich aus den von ihm beobachteten Gleichgewichtspreisen Rückschlüsse auf die Informationen anderer Wirtschaftssubjekte ziehen. Die so erweiterte Information eines Wirtschaftssubjekts wird es im allg. zu einer anderen, verfeinerten Überschuß-nachfrage (sophisticated excess demand) veranlassen, als sie ohne den Rückschluss aus den beobachteten Gleichgewichtspreisen optimal wäre. Als Gleichgewicht bei rationalen Erwartungen wird dann eine solche Zuordnung von Preisvektoren zu Konstellationen individueller Informationen angesehen, die für jede mögliche Konstellation individueller Informationen die aggregierten verfeinerten Überschußnachfragen auf allen Märkten zu Null macht. Literatur: Allen, B. (1986). Gale, D. (1982). Radner, R. (1982)
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