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Gleichgewichtsmodell

1. Für die Organisa­tionsentwicklung (OE) als dem geplanten Wandel ist der natürliche Wandel von grundlegender Be­deutung, weil je nach der Entwicklungsphase, in der sich ein konkretes Unternehmen gerade be­findet, andere OE-Maßnahmen angebracht sein können.
Nach dem Gleichgewichtsmodell von Kurt Lewin gibt es in jeder Situation gleichermaßen Kräfte, die auf einen Wandel drängen, und Kräfte, die das Bestehende stabilisieren wollen. Gleichge­wicht besteht, wenn die Summe dieser Kräfte gleich ist. Dieses Gleichgewicht muss hergestellt werden, weil weder die stabilisierenden noch die progressiven Kräfte dominieren dürfen.
Wenn die stabilisierenden Kräfte dominieren, droht Erstarrung; wenn die progressiven Kräfte dominieren, droht permanente Unruhe aufgrund laufender Veränderungen. Die Veränderung ei­nes Gleichgewichtszustands erfordert dreierlei:
(1) Auftauen (unfreezing) des gegenwärtigen Gleichgewichts,
(2) Bewegen (moving) zum neuen Gleichgewicht,
(3) Einfrieren (freezing) des neuen Gleichge­wichts.
Eine Erweiterung dieses Modells haben R. Lip­pitt, B. Watson und R. Westley vorgenommen, indem sie den - OE-Berater (Change Agent) mit einbezogen. Er ist ein verhaltenswissenschaftlich geschulter, meist externer, Berater. Das erweiter­te Modell enthält fünf Phasen, wobei innerhalb der dritten Phase wiederum drei Stufen unter­schieden werden.
(1) Entwicklung eines Bedürfnisses nach Wandel bei den Betroffenen (“Auftauen”),
(2) Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zum Change Agent,
(3) Durchführung des Wandels (“Bewegen”) mit den Teilphasen,
· Identifikation des System-Problems,
· Prüfung von alternativen Lösungen,
· Realisierung des Wandels,
(4) Generalisierung und Stabilisierung des Wan­dels (“Einfrieren”),
(5) Abbau der Beziehung zum Change Agent, um Abhängigkeit zu vermeiden.
2. Im Rahmen der Koalitionstheorie ist eine- Organisation ein offenes soziales System al­ler an ihr partizipierenden Individuen und Grup­pen. Im Mittelpunkt dieser Theorie stehen die Teilnahmeentscheidung der Organisationsmit­glieder (decision to participate) und die Gleichge­wichtsbedingungen zwischen - Anreizen und Beiträgen (inducement-contribution balance). Zu­sätzlich stellten J. G. March und Herbert A. Si­mon die Entscheidung zur produktiven Beitrags­leistung (decision to produce) in den Mittelpunkt ihrer erweiterten - Anreiz-Beitrags-Theorie und analysierten drei Entscheidungstypen von Orga­nisationsteilnehmern:
· Entscheidung zur Teilnahme an der Organisa­tion,
· Entscheidung zur Leistung eines Beitrags zum Erreichen der Organisationsziele,
· Entscheidung zum Verlassen der Organisa­tion.
Zwischen den Anreizen zur Beitritts- und Bei­tragsentscheidung und den Beiträgen der Teil­nehmer muss nach der Anreiz-Beitrags-Theorie ein Gleichgewichtszustand hergestellt und auf­rechterhalten werden. Ein individueller (partieller) Gleichgewichtszustand ist dann erreicht, wenn die dem Organisationsteilnehmer gebotenen An­reize (materieller und immaterieller Art) größer oder mindestens gleich den von ihm dafür gelei­steten Beiträgen zur Aufgabenerfüllung des Sy­stems sind. Hierbei werden die gebotenen Anrei­ze in Größen gemessen, die den Ausdruck für den diesen vom Individuum zuerkannten subjek­tiven - Nutzen darstellen, und die Beiträge in Größen, die den Ausdruck für das von ihm emp­fundene Opfer darstellen, gemessen an dem subjektiven Wert, den ein Individuum den Alter­nativen beimißt, auf die es verzichtet, wenn es seine Leistung der Organisation A und nicht B zur Verfügung stellt.

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