im Modus der Wahrscheinlichkeit auszudrückende Vermutungen über die künftige Höhe der Zinsen. Die Bildung der auf den Zins gerichteten - Erwartungen läßt sich nach statischem, autoregressivem oder rationalem Muster erklären. Je nach Ansatz kann von mehr oder weniger starken wirtschaftspolitischen Einflußmöglichkeiten ausgegangen werden. Zinserwartungen sind in verschiedene Systematisierungen des Handelns unter Unsicherheit oder bei Risiko eingebettet, und sie werden in Erwartungswertkriterien (wie im Fall der Theorie der Liquiditätspräferenz) oder Erwartungsnutzenkriterien (Portfoliotheorie) für die Entscheidungsfindung verdichtet. Zinserwartungen spielen in nahezu alle wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen hinein, ihre Beachtung ist mitunter unabdingbar. Beispielsweise ist in der Theorie der Zinsstruktur unter Fristigkeitsaspekten ein zumindest maßgeblicher Einfluss unübersehbar. Ferner wird der Vermögensbarwert (bzw. das -i permanente Einkommen) von Erwartungen in bezug auf die verzinslichen Vermögenskomponenten bestimmt sowie vom Diskontierungszinssatz, der Anlagealternativen mit ihren Zinsperspektiven zum Ausdruck bringt. Je nach Komplexitätsgrad der theoretischen Systematisierung sind Zinserwartungen ihrerseits von Erwartungen bezüglich zinsbestimmender Größen abzuleiten. Eine herausragende Stellung nimmt dabei der FISHER-Effekt ein, der den Nominalzins aus der erwarteten Inflationsrate erklärt, ergänzt um ein Konstrukt »Realzins«, das mit der Wachstumsrate oder mit der Sachkapitalrendite in Zusammenhang gebracht werden kann.Soweit Zinserwartungen die Konditionen von Kreditverträgen prägen, die u.U. dann für lange Laufzeit Gültigkeit besitzen, materialisieren sie sich und schreiben Einkommens- und Kostenbedingungen wirksam fest. Zinserwartungen haben darum in besonderem Maße den Charakter einer self-fulfilling prophecy.
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