(Bull-und-Bear-Anleihe) fest- oder variabelverzinsliche Anleihe einer Aktiengesellschaft, die i. d. R. zudem endfällig ist und bei der die Höhe des Rückzahlungsbetrages an die Entwicklung eines bestimmten Aktienindex gekoppelt ist.
Für die Emittentin besteht im Zusammenhang mit der Emission der Vorteil, daß sie bei allgemein ungünstiger Kapitalmarktsituation Kapital zu extrem niedrigen Einstandskosten erhält. Sie geht mit der Emission einer derartigen Anleihe das Risiko einer überproportionalen Rückzahlung gegenüber den Gläubigern ein, dem grundsätzlich eine entsprechende Chance (Rückzahlung = Null) gegenübersteht. Die Chance-/Risiko-Position des Investors verhält sich zu derjenigen der Emittentin reziprok. Die Emittentin hat grundsätzlich die Möglichkeit, ihre eigene Chance-/Risikoposition zu begrenzen, indem sie im Hinblick auf die Index-Entwicklungen eine Ober- und Untergrenze setzt.
Sie kann andererseits ihre eigene Risikoposition durch Hedging ausschließen, indem sie eine Gesamtposition aufbaut. Dieses Vorgehen ist durch die Konstruktion einer Bull-und-Bear-Anleihe möglich, bei der eine Indexanleihe in zwei Tranchen mit gleichen Volumina (jeweils 50%) zerlegt wird. Die Wertentwicklung der einen Tranche wird an einen steigenden Aktienkursindex (Bull-Bond), diejenige der anderen Tranche an einen fallenden Aktienkursindex (Bear-Bond) gekoppelt. Bei steigendem Aktienindex wächst (fällt) der Rückzahlungsbetrag des Bull (Bear)-Bond. Andererseits steigt (fällt) mit fallendem Aktienindex der Rückzahlungsbetrag des Bear (Bull)-Bond. Die Anleiheschuldnerin wird den Index nach oben und unten begrenzen, um so nicht eine Nachschußpflicht entstehen zu lassen. Hierdurch bleibt die Marktfähigkeit der Anleihe erhalten, denn eine mit einer Nachschußpflicht gekoppelte Anleihe wäre in ihrer Handelsfähigkeit allein von der Technik her zu umständlich. Durch den Investor müssen zunächst Bull- und Bear-Anleihestücke im gleichen Umfang gezeichnet werden. Später kann der Gläubiger entweder seine Gesamtposition halten, was aber insgesamt eine ungünstige Verzinsung der Kapitalanlage bewirkt. Er kann sich, entsprechend seiner Strategie, von seinen Bull- oder Bear-Stücken trennen. Die Strategie ist vor dem Hintergrund der eigenen Position und der erwarteten Börsenkursentwicklung unter Berücksichtigung der Restlaufdauer der Anleihe zu sehen. Erwartet ein Investor steigende (fallende) Börsenkurse, so wird er Stücke der Bull-Tranche (Bear-Tranche) halten bzw. erwerben und sich ggf. von den Stücken der Gegentranche trennen.
In der Bundesrepublik Deutschland sind Aktienindex-Anleihen gem. § 3 Währungsgesetz durch die Deutsche Bundesbank bislang nicht genehmigt worden. Als Umgehungsmöglichkeit bietet sich für deutsche Unternehmen die Einschaltung einer ausländischen Tochtergesellschaft als Emittentin an.
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