systematisch bedingte, aus Funktionsmängeln des demokratischen Entscheidungsprozesses resultierende Fehlentwicklungen der Wirtschaftspolitik (Public Choice). Bekanntes Beispiel für Politikversagen ist die Neigung, dem Druck von Produzentenverbänden nachzugeben und diesen z. B. Erhaltungssubventionen zu Lasten der Steuerzahler zu gewähren. Der Markt hätte "widersprochen" und die Stillegung der submarginal gewordenen Kapazitäten erzwungen. Beklagt wird auch die Tendenz zur Inflation in der Demokratie. Die Politiker sind immer wieder versucht, besonders vor Wahlen, Ansprüche monetär zu befriedigen, auch dann, wenn sie real nicht erfüllt werden können. Die Preise werden steigen und dadurch die monetären Ansprüche wieder auf das real erreichbare Mass zurückführen. Der Zeitgewinn ist dem Politiker, vor allem vor Wahlen, die spätere Inflation "wert", für Gesellschaft und Wirtschaftsprozess ist sie eine vermeidbare Last.
(Politikineffektivitätshypothese) von den Monetaristen (Monetarismus) begonnene Kritik an der Stabilisierungspolitik durch Nachfragesteuerung, die von der Neo-neoklassischen Theorie weiterentwickelt und in Form der Politikineffektivitätshypothese von Robert E. LUCAS, Thomas J. SARGENT und Neil WALLACE auf die Spitze getrieben wurde. In den theoretischen Modellen (mit optimierenden Wirtschaftssubjekten, rationalen Erwartungen, voll flexiblen und markträumenden Preisen und ohne Informationsvorsprung der wirtschaftspolitischen Instanzen) hat systematische und daher vorhersehbare Stabilisierungspolitik keinen Einfluss auf reale Größen (Produktion, Beschäftigung). Expansive Geldpolitik verursacht, sofern sie prognostizierbar war, höhere Inflationserwartungen und führt zu einer sofortigen Anpassung sowohl der Preise als auch der Löhne. Da sich die Reallöhne nicht verändern, gibt es weder für die Haushalte einen Grund, mehr Arbeit anzubieten, noch besteht für die Produzenten ein Anreiz, die Produktion zu steigern und mehr Arbeit nachzufragen. Die PHILLIPS-Kurve läßt nicht nur langfristig, sondern auch kurzfristig keinen trade-off zwischen Inflations- und Arbeitslosenrate zu. Nur unerwartete Preissteigerungen können eine kurzfristige Erhöhung der Produktion und der Beschäftigung auslösen. Die empirische Relevanz der Politikineffektivitätshypothese wurde mehrfach getestet. Da reale Größen durch die Abweichung der tatsächlichen Geldmengenentwicklung von einer ad hoc spezifizierten Geldmengenregel erklärt werden konnten, schien die Politikineffektivitätshypothese bestätigt. Neuere Untersuchungen konnten Politikversagen nicht mehr nachweisen. Literatur: Tichy, G. (1995). Sargent, Th.J., Wallace, N. (1975). Lucas, R.E. (1973)
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