1. Ein - Motiv ist für sich weder direkt beobachtbar noch bereits verhaltenswirksam. Um verhaltenswirksam zu werden, bedarf es der Aktivierung. Dies geschieht durch den - Anreiz, d.h. die objektive Komponente der Motivation, deren subjektives Korrelat das - Bedürfnis ist. Der Anreiz ist das Zielobjekt, auf das ein Bedürfnis gerichtet ist: “Jener Ausschnitt der wahrgenommenen Situation, der bestehende Motive des wahrnehmenden Individuums aktiviert” (Lutz von Rosenstiel).
Ein “aktiviertes Motiv” ist ein “Beweggrund beobachtbaren Verhaltens, der durch die Wirkung bestimmter wahrgenommener Anregungsbedingungen verhaltensrelevant wurde”. “Das Zusammenspiel verschiedener aktivierter Motive, die in einer konkreten Situation das Verhalten von der Antriebsseite her determinieren” (Rosenstiel), wird als die Motivation bezeichnet.
Die Motivaktivierung führt dazu, dass Verhaltensbereitschaften als Bedürfnisse oder Drangerlebnisse bewußt werden. Diese lösen Erwartungen aus, von denen dann die Stärke der Verhaltensabsicht (Verhaltensintention) bestimmt wird. Diese Erwartungen beziehen sich insbesondere darauf, für wie geeignet die Anreizsituation zur Erreichung des Verhaltensergebnisses gehalten wird und wie hoch der Grad und die Wahrscheinlichkeit der damit erreichbaren Motivbefriedigung eingeschätzt werden.
Geprägt sind die - Erwartungen von den bisherigen direkten oder indirekten Erfahrungen bei der Motivbefriedigung. Das Verhalten, also der Prozess des Tätigseins, wird außer von der Verhaltensintention noch von
· den Fähigkeiten als personalen Variablen, sowie
· den objektiven Arbeitsbedingungen als situativen Variablen bestimmt. Der Prozess der Leistungserbringung vollzieht sich im Bereich der Begegnung zwischen Person und Situation.
Nach dem von David C. McClelland entwickelten Modell der Gefühlsauslösung können äußere Anreize Verhalten motivieren, wenn sie mit Reizsituationen verknüpft werden können, die zu einem früheren Zeitpunkt von angenehmen oder unangenehmen - Affekten begleitet waren und daher die Erwartung hervorrufen, den früheren Zustand erneut erleben zu können.
Das Verhalten kann dann je nach der Art der Affekte die Form einer Annäherung an oder des Rückzugs von der Situation annehmen.
2. Im Management sind Anreize jene Gegebenheiten eines Unternehmens, die von der betreffenden Person wahrgenommen werden und bei ihr - Motive aktivieren. Dies kann nur durch solche Einwirkungen geschehen, die der Betreffende als Anreize wahrnimmt. Grundsätzlich lassen sich vier Anreizgruppen unterscheiden:
(2) Finanzielle Anreize: Die motivationale Wirksamkeit der finanziellen Anreize kann sehr verschieden sein. Es können insbesondere folgende Motive aktiviert werden:
· Das Bedürfnis nach Geld als Mittel zur Befriedigung der Grund- und Sicherheitsbedürfnisse sowie anderer Motive außerhalb des Unternehmens,
· das Geltungsbedürfnis, wenn in der Gehaltshöhe ein Statussymbol gesehen wird,
· das Bedürfnis nach Geld als Selbstzweck.
Die Verhaltenswirkung der finanziellen Anreize hängt auch davon ab, inwieweit andere Anreize gegeben sind.
(2) Soziale Anreize: Soziale Anreize ergeben sich zum einen im Verhältnis zwischen Vorgesetztem und Mitarbeiter, zum anderen innerhalb von - Arbeitsgruppen im Verhältnis untereinander. In beiden Fällen können soziale Kontakte dazu dienen, Kontaktbedürfnisse zu befriedigen. Aus der Sicht des Vorgesetzten können soziale Kontakte als Mittel eingesetzt werden, um das Leistungsverhalten der Mitarbeiter zu beeinflussen, aber auch um Machtmotive zu befriedigen und zwar sowohl bei sich selbst als auch bei den Mitarbeitern. Schwergewichtige Bedeutung können soziale Kontakte in Arbeitsgruppen bei monotoner Arbeitsweise erlangen, und zwar als Ausgleich für die mangelnde Befriedigung anderer Motive.
(3) Aufgabeninhalt: Anreize aus der Arbeit als solcher ergeben sich insbesondere im Zusammenhang mit dem Spezialisierungsgrad und der Bedeutung, welche der Aufgabe beigemessen wird. Die Bedeutung, die der Mitarbeiter einer Aufgabe beimißt, steht wiederum im Zusammenhang mit seinen vorhandenen oder gewünschten Fähigkeiten. Der Arbeitsinhalt vermag die Bedürfnisse nach Tätigkeit, Leistung, sozialer Geltung und Selbstverwirklichung zu aktivieren; allerdings nur dann, wenn die Aufgabe als interessant und bedeutend empfunden wird. Der Aufgabeninhalt ist besonders für solche Personen von erheblicher Motivationswirkung, bei denen intrinsische Motive bedeutend sind.
(4) Entfaltungsmöglichkeiten: Anreize, welche eine Aktivierung von Selbstentfaltungsmotiven bewirken können, sind insbesondere Weiterbildungsmöglichkeiten, Aufstiegschancen, der Grad an Autonomie am Arbeitsplatz und die von der Aufgabe ausgehenden Anforderungen an die persönlichen Fähigkeiten.
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