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Monetarismus

geldtheoretisches und -politisches Konzept und gleichzeitig Vorläufer der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik (Angebotspolitik), entstand als kritische Reaktion auf den Keynesianismus. Begründer und Hauptvertreter dieser Richtung ist der US-Amerikaner Milton Friedman. Im Gegensatz zum Keynesianismus halten die Monetaristen die Fiskalpolitik sowie auch sonstige fallweise bzw. punktuelle staatliche Eingriffe in den Wirtschaftsablauf zur wirtschaftspolitischen Gestaltung für ungeeignet. Stattdessen wird die längerfristig konzipierte und praktizierte Geld(mengen)politik empfohlen, da in erster Linie monetäre Impulse geeignet seien, realwirtschaftliche Effekte (z. B. Beschäftigung, Wachstum) auszulösen. Ins besondere die Entwicklung der – Geldmenge ist diesem Konzept entsprechend für Inflation und Konjunkturverlauf (Konjunkturphasen) von entscheidender Bedeutung. Die wirtschaftspolitische Forderung der Monetaris ten lässt sich auf eine stetige und schwankungsfreie Geldmengenentwicklung nach Maßgabe der Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials reduzieren. Quantitätsgleichung

Gegenposition zum Fiskalismus. Die Vertreter der monetaristischen Richtung gehen grunds. davon aus, dass das marktmässige Steuerungssystem in der Lage ist, volle Ausnutzung der produktiven Faktoren herbeizuführen. In der Veränderung der nominalen Geldmenge wird die ausschlaggebende Wirkungsgrösse für den gesamtwirtschaftlichen Prozess gesehen: Zwischen Veränderung der Geldmenge und Wachstum oder Schrumpfung des Volkseinkommens, Preisniveaus und der Beschäftigung bestehen demnach relativ enge Beziehungen. Als Konsequenz dieser Auffassung kommt der Geldpolitik die dominierende Rolle in der Ablaufpolitik zu. Fiskalpolitische Massnahmen haben in monetaristischer Analyse nur insoweit ablaufpolitische Wirkungen, als mit ihnen monetäre Impulse verknüpft sind: so z. B. dann, wenn die Finanzierung staatlicher Ausgabenerhöhungen durch Verschuldung bei der Zentralnotenbank eine Erhöhung der Zentralnotenbankgeldmenge zur Folge hat. Wirkungsgrösse ist dann nicht der Fiskalimpuls, sondern der mit ihm verbundene monetäre Impuls. Im Übrigen wird die Skepsis gegenüber Fiskalimpulsen wie folgt begründet: 1. Der Wirkungsgrad der Fiskalimpulse hängt weitgehend von den erwarteten Multiplikatorwirkungen ab. Treten diese nicht ein, transmittieren die primär verstärkten Nachfragehandlungen des Staates in rezessiven Phasen nicht in den privaten Sektor, so ergibt sich nur ein singulä-rer Nachfragestoss ohne nachhaltige Verbesserung der Wirtschaftslage. 2. Ablaufpolitische Zielsetzungen konkurrieren mit den übrigen Zielsetzungen der Fiskalpolitik. Die Haushalts- und Steuerpolitik des Staates ist hierfür in einem Ausmass nach Volumen und Struktur gebunden, das Freiräume für die Ablaufpolitik kaum zulässt. 3. Fiskalische Massnahmen setzen selektiv an, belasten oder begünstigen somit bestimmte Wirtschaftsbereiche. Ihr Einsatz wird so stets vom Streit der Interessengruppen zur Vermeidung von Belastungen zum einen und zur Erreichung von Vergünstigungen zum anderen begleitet sein, mit der Folge von Verzögerungen bei der Einleitung der Massnahmen. 4. Generell wird befürchtet, dass Fiskalpolitik als diskretionäre, auf kurzfristig gewonnene Wirtschaftsdiagnosen reagierende Ablaufpolitik zur Übersteuerung neigt. Neben derauf gänzlich anderem geldtheoretischen Fundament beruhenden Präferenz für die Geldpolitik als Steuerungsinstrument liegt entspr. der 4. These ein zentrales Anliegen des Monetarismus in der Forderung nach Ver-stetigung der Ablaufpolitik. Bei einer diskretionären, stets auf kurzfristige Schwankungen reagierenden Ablaufpolitik wird eine Verschärfung konjunktureller Schwankungen befürchtet. Es soll deshalb auf kurzfristig angelegte geldpolitische Steuerungsmassnahmen verzichtet werden, da hier die Gefahr gesehen wird, dass wegen des Zeitbedarfs für Information, Analyse und Treffen ablaufpolitischer Entscheidungen die Massnahmen auf den Wirtschaftsablauf erst dann einwirken, wenn die der Entscheidung zu Grunde liegende Diagnose der Wirtschaftslage durch Weiterentwicklung des Wirtschaftsprozesses schon überholt ist. Die Geldmenge sollte deshalb in möglichst stetigen Wachstumsraten und nicht in sprunghaften, diskretionären Veränderungen einem wachsenden Potenzial der realen Ressourcen angepasst werden. In extremer Formulierung wird hieraus regelgebundene Geldmengensteuerung, die die Geldmenge regelmässig in konstanten Wachstumsraten, unabhängig von der jeweiligen kurzfristig diagnostizierten Wirtschaftslage, erhöht.

insbesondere durch Milton Friedman sowie Karl Brunner und Allen H. Meitzer initiierte Richtung der Makroökonomik, die grundsätzlich auf der Quantitätstheorie basiert, wobei der Anpassungsprozess nach exogenen Schocks durch Veränderungen der relativen Preise über ein weites Spektrum von Märkten erklärt wird. Durch die Einbeziehung von Informations- und Anpassungskosten können im Gegensatz zur klassischen Quantitätstheorie auch vorübergehende reale Auswirkungen monetärer Schocks erklärt werden. Langfristig ist Geld jedoch neutral, Variationen der Geldmenge führen nur zu Preisniveauvariationen, Veränderungen der Geld- mengenänderungsrate zu Veränderungen der Inflationsrate, wobei die Wiederentdeckung der Fisherschen Unterscheidung zwischen nominalem und realem Zinssatz eine entscheidende Rolle spielt (monetaristische Inflationstheorie). Entsprechend dem grundsätzlich quantitätstheoretischen Ansatz werden im Gegensatz zum Keynesianismus insb. die Wirksamkeit von monetären Impulsen auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage betont und die Wirksamkeit der Fiskalpolitik bezweifelt. In der Sprache des IS-LM-Systems ausgedrückt, werden eine geringe Zinselastizität der Geldnachfrage und eine hohe Zinselastizität der Güternachfrage angenommen. Die Anpassungsmechanismen sind jedoch so "diffus", dass sie auch in komplizierten ökonometrischen Strukturmodellen nicht erfasst werden können. Deshalb und aufgrund der methodologischen Ausgangsposition, nach der es bei empirischen Überprüfungen weniger auf die Erklärung komplizierter Zusammenhänge als vielmehr auf eine möglichst hohe Prognosekraft des Modelles ankommt, beschränken sich empirische Untersuchungen der Monetaristen meist auf die Schätzung einer oder weniger Gleichungen zum Nachweis der stärkeren Wirkungen monetärer Impulse. Trotz des Vertrauens in die Wirksamkeit monetärer Impulse wird der Einsatz der Geldpolitik als Stabilisierungspolitik abgelehnt, da die Geldpolitik nur mit langen und variablen Verzögerungen wirksam ist und damit eine antizyklisch gemeinte Geldpolitik leicht prozyklisch wirken kann. Darüber hinaus bringen abrupte Änderungen des geldpolitischen Kurses zusätzliche Unsicherheiten für die Planung der privaten Wirtschaftssubjekte und führen damit (häufig) erst zu destabilisierenden Entwicklungen, die ohne staatliche Eingriffe nach Meinung der Monetaristen aufgrund der "inhärenten Stabilität der privaten Wirtschaft" vermieden werden können. Aus diesen Gründen wird von Friedman und anderen Monetaristen eine Geldpolitik empfohlen, die zu einer konstanten, potentialorientierten Änderungsrate der Geldmenge führt. Der Monetarismus hat zweifellos zu einer Befruchtung des Keynesianismus geführt und insb. auch das Augenmerk auf die Tatsache gelenkt, dass die in den keynesianischen (Lehrbuch-) Modellen dargestellten Ergebnisse aufgrund der Betonung der kurzen Frist bei Keynesianern nur Teile des Anpassungsprozesses erfassen. Über die Tatsache, dass Geld langfristig neutral ist und die Fiskalpolitik langfristig nur beschränkte Wirkungen auf die Beschäftigung hat, gibt es kaum noch Meinungsunterschiede. Für den Anpassungsprozess glauben Keynesianer aber im Gegensatz zu Monetaristen, dass durch geld- und fiskalpolitische Massnahmen Beschäftigungsprobleme reduziert und damit die sozialen Kosten des Anpassungsprozesses verringert werden können.                           Literatur: Fuhrmann, W., Geld und Kredit, München, Wien 1986. Kalmbach, R (Hrsg.), Der neue Monetarismus, München 1973.

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