moderne, in der Tradition der Neoquantitätstheorie stehende Hauptrichtung der monetären (neoklassischen) Inflationstheorie, die neben dem längerfristigen inflatorischen Gleichgewicht auch die kurz- und mittelfristigen Konsequenzen bei der Ausbreitung eines durch überschüssiges Geldmengenwachstum entstandenen Inflationspotentials behandelt. Der Neoquantitätstheorie entsprechend wird Inflation als ein länger anhaltendes monetäres Phänomen begriffen, dessen Ursache ein im Verhältnis zum Wachstum der Güterproduktion zu hohes Geldmengenwachstum ist, das auf eine nicht stabilitätsgerechte aktive oder permissive Geldpolitik zurückgeführt wird; denn nach der monetaristischen Geldangebotstheorie ist die nominale Geldmenge eine zwar endogene, bei freien Wechselkursen aber hinreichend steuerbare Grösse. Kernstück der monetaristischen Inflationstheorie ist die neoquantitätstheoretische Inflationshypothese nach der sich die Inflationsrate gP‘ als Überschuss des Geldmengenwachstums gM über das Wirtschaftswachstum gy und die Änderungsrate des gewünschten Kassenhaltungs- koeffizienten gk* ergibt (Quantitätsgleichung, Neoquantitätstheorie). Wird gM durch die monetären Autoritäten (Regierung, Notenbank) längerfristig konstant gehalten und kommt es zu einem inflatorischen Gleichgewicht, ist der quantitätstheoretischen Geldnachfrageanalyse entsprechend gk* = 0» so dass die obige Gleichung übergeht in: gp[ = gM " gy Im inflatorischen Gleichgewicht wird somit das Inflationspotential gM - gy vollständig in Preissteigerungen gPi umgesetzt. Praktisch kommt es jedoch zu ständigen Änderungen der Wachstumsrate der Geldmenge gM- Sie sind nach der monetaristischen Transmissionstheorie als gleichgewichtsstörende monetäre Impulse anzusehen, die Anpassungsreaktionen der Wirtschaftssubjekte auslösen und über Änderungen der relativen Preise und Ertragssätze vom gesamtwirtschaftlichen Geldmarkt auf Güterund Faktormärkte übertragen werden (Mechanismus der relativen Preise). Hierdurch kommt es kurz- und mittelfristig zu Einkommens- und Beschäftigungseffekten, längerfristig aber auch zu einer Variation des Inflationstempos: zu akzelerierender Inflation, falls gM erhöht, zu dezelerierender Inflation, falls es verringert wurde (Inflationszyklus, Inflationsbekämpfung). Die monetaristische Inflationstheorie vermag also zu zeigen, wie sich Veränderungen des Geldmengenwachstums (monetäre Impulse) durch Anpassungsreaktionen über die verschiedenen Makromärkte fortpflanzen und sich schliesslich im Grenzfall des inflatorischen Gleichgewichts vollständig in gpiy nie- derschlagen. Während dieses Transmissionsprozesses spielen Inflationserwartungen und Inflationsantizipationen eine entscheidende Rolle. Sie erklären auch die beobachtbaren Wechselwirkungen zwischen Nach- fragesog und Angebotsdruck sowie die vorübergehenden Beschäftigungseffekte (Phillips-Kurve, trade-off) und Verteilungswirkungen der Inflation (Inflationswirkungen). Literatur: Brunner, K., Eine Neuformulierung der Quantitätstheorie des Geldes, in: Kredit und Kapital, 3. Jg. (1970), S. lff. Johnson, H. G., Inflation - Theorie und Politik, München 1975. Thieme, H.J.l Vollmer, U., Theorien des Geldwirkungsprözesses, in: Thieme, H.J. (Hrsg.), Geldtheorie, Baden-Baden 1985, S. 71 ff.
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