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Geldnachfrage

Bedarf an Geld. In der Geldtheorie kann die Frage nach dem, was Geld ist, nur dann beantwortet werden, wenn man die Motive derjenigen kennt, die Geld benötigen bzw. nachfragen. Die ältere Theorie der Geldnachfrage geht von der sog. Fisherschen Verkehrsgleichung (Quantitätstheorie) H • p = M • U aus, nach der das mit dem Preisniveau p bewertete Handelsvolumen H einer Volkswirtschaft der Geldmenge M entspricht, die mehrmals umläuft (Umlaufsgeschwindigkeit). In der Fisherschen Verkehrsgleichung steht M für die verwendete Geldmenge, also den Geldmengenbestand bzw. das Geldangebot. Fragt man nach der erforderlichen Geldmenge, um das Handelsvolumen umsetzen zu können, so bestimmt man die Geldnachfrage L. Sie kann allgemein durch die sog. Cambridge-Gleichung L = k • p • H mit dem Kassenhaltungskoeffizienten k = 1/U (Transaktionskasse) beschrieben werden. Für alle Theorien über die Geldnachfrage gilt, dass sie als Gleichgewichtsbedingung für den Geldmarkt i. w. S. die Beziehung L M unterstellen. Weiterhin gilt regelmässig, dass die Geldnachfrage L den einen oder anderen oder alle der folgenden Bestimmungsfaktoren enthält: den Zinssatz i, das in einer Periode produzierte Volkseinkommen Y — also eine Verkürzung des Handelsvolumens um die Umsätze zwischen den Unternehmungen - und das Vermögen w, also die in der Vergangenheit angesparten Bestände aus Realkapital und Wertpapieren. Dies führt zu der allgemeinen Geldnachfrage-Funktion L = f(Y, i, w). Geht man davon aus, dass bei einer Geldmengenausdehnung die Wirtschaftssubjekte wahrscheinliche Preiserhöhungen antizipieren, so ändern sie die Aufteilung ihres Geldeinkommens nicht. Die Geldmengenerhöhung hat dann nur eine gleiche relative Preiserhöhung zur Folge, so dass alle gehandelten Mengen absolut konstant bleiben. Das Verhalten der Wirtschaftssubjekte ist in diesem Fall frei von Geldillusion. Man verwendet häufig die reale Kassenhaltung, bei der alle relevanten Grössen durch das Preisniveau korrigiert werden, also Theorie des Monetarismus in einer Variante von Milton Friedman durch Geldnachfrage ausgedrückt; dabei sind rb = Rendite für Obligationen, re = Rendite für Aktien, p = Preisniveau, w = Realvermögen einschl. des Arbeitsvermögens und u = Präferenzen der Geldnachfrager. Das reale Geldangebot M/p wird als Realkasse ( Realkasseneffekt) bezeichnet. Vereinfacht ausgedrückt wird die Geldnachfrage in der klassischen, einfachen quantitätstheoretischen Theorie durch L = f (Y), in der keynesianischen Theorie durch L = f (Y, i), in der monetaristischen wie postkeynesianischen Theorie durch L = f (i, Y, w) - jeweils korrigiert um das Preisniveau - bestimmt. Die modernen Geldnachfragetheorien werden nach Transaktionstheorien mit der wichtigsten unabhängigen Komponente Volkseinkommen, Lagerhaltungstheorien (William Baumol und James Tobin) mit der wichtigsten unabhängigen Komponente Zinssatz und die Vermögenstheorien mit der wichtigsten unabhängigen Komponente der Preisstruktur (und Zinsstruktur) unterschieden. Transaktionstheorien und Lagerhaltungstheorien erklären die Geldnachfrage aus den Bestimmungsgründen der Kassenhaltung; Vermögenstheorien erklären diese Bestimmungsgründe mit der Theorie der relativen Preise ( Portfoliotheorie). Literatur: Wb/1, A., Geldtheorie und Geldpolitik, VIII: Geldnachfrage, in: HdWW, Bd. 3, Stuttgart u.a. 1981, S. 464ff. Woll, A., Die Theorie der Geldnachfrage, in: ZfgSt, Bd. 125 (1969), S. 56 ff.

von privaten Haushalten und Unternehmen (private Nichtbanken) für erwartete Zahlungen gewünschter Kassenbestand. Da im Wirtschaftsleben nicht alle Ein- und Auszahlungen bei den Haushalten und Unternehmen synchron anfallen, treten im Zeitablauf zwangsläufig Zahlungsüberschüsse und -defizite auf. Sowohl Oberschüsse als auch Defizite verursachen Kosten. Daher planen die Wirtschaftsakteure einen Kassenbestand, den sie im Hinblick auf die erwarteten Zahlungsströme unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Kostenfaktoren als optimal erachten. Ein überschüssiger Geldbestand ist mit Opportunitätskosten verbunden. Sie ergeben sich als Differenz zwischen dem Zinsentgang für eine zwischenzeitliche verzinsliche Anlage und den bei der Umwandlung von Geld in kurzfristige verzinsliche Aktiva anfallenden Transaktionskosten. Außer Bankgebühren zählen hierzu auch Transportkosten und Zeitaufwand. Demgegenüber entstehen bei einem Kassendefizit Illiquiditätskosten. Sollen zur Dekkung des Defizits verzinsliche Vermögensanlagen vorzeitig aufgelöst werden, muss zusätzlich zu den bei der Umwandlung anfallenden Transaktionskosten mit Kapitalverlusten gerechnet werden. Wenn statt dessen ein Kredit aufgenommen wird, fallen Illiquiditätskosten in Höhe der hierfür zu zahlenden Zinsen an. Die auf Zinserwägungen beruhenden Dispositionen sind für die Planung der gewünschten Geldhaltung allerdings von nachrangiger Bedeutung. Der große Sokkel der Kassenbestände wird von der Höhe des Einkommens bestimmt, durch das Stärke und Geschwindigkeit der volkswirtschaftlichen Zahlungsströme geprägt werden. Zum einen besteht der von den Unternehmen zu den Haushalten fließende Geldstrom aus periodischen Einkommenszahlungen, zum anderen liegt dem Ausgabenstrom der privaten Haushalte die am Einkommen orientierte Konsumentscheidung zugrunde. Insofern verändern die Wirtschaftsakteure ihre durchschnittliche - Kassenhaltung gleichgerichtet mit dem Einkommen. Das Verhältnis zwischen gewünschter Kassenhaltung und Einkommenshöhe (Kassenhaltungskoeffizient einer Volkswirtschaft) ist allerdings nicht konstant, sondern hängt vom Zinssatz ab. Bei vergleichsweise hohem Zins werden die Wirtschaftsakteure bestrebt sein, die Opportunitätskosten einzuschränken und Teile ihrer Geldbestände vorübergehend verzinslich anzulegen. Bei vergleichsweise niedrigem Zins planen sie wegen der dann stärker wirksamen Transaktionskosten eine höhere Geldhaltung. Die Höhe des Kassenhaltungskoeffizienten variiert demnach gegenläufig zum Zinsniveau. Zwischen der - Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, dem reziproken Wert des Kassenhaltungskoeffizienten, und dem Zinsniveau besteht folglich eine gleichgerichtete Beziehung. Berücksichtigt man, dass die Wirtschaftsakteure die zukünftige Entwicklung der für die Planung der Geldnachfrage relevanten ökonomischen Größen nicht mit vollkommener Sicherheit vorhersehen können, muss ein zusätzlicher Bedarf an Kassenhaltung angenommen werden. Zum einen werden die Wirtschaftsakteure aufgrund der Unsicherheit über einen Teil ihrer künftigen Zahlungsein- und ausgänge (etwa wegen erst später auftretender Konsumwünsche oder ungeplanter Einnahmenausfälle) aus Vorsichtsgründen eine Liquiditätsreserve in Form zusätzlicher Geldhaltung aufbauen. Sie werden deren Höhe ebenfalls vom Einkommen, aber darüber hinaus auch vom Verhältnis zwischen Opportunitäts- und Illiquiditätskosten abhängig machen. Zum anderen kann es für die Wirtschaftsakteure auch sinnvoll sein, einen Teil der für die längerfristige Vermögensanlage vorgesehenen Mittel in Form von Geld zu halten. Langfristige Finanzaktiva (Wertpapiere) und Realkapital (Aktien, Bauten und Ausrüstungen) weisen das Risiko marktbedinger Kurs- und Renditeschwankungen auf. Die damit verbundenen Kapitalverluste können derart hoch sein, dass sie die periodischen Ertragsströme (Zinszahlungen, Dividenden) übertreffen und einen negativen Nettoertrag der Anlage bewirken. Der einzelne wird die Entscheidung über den genauen Zeitpunkt einer langfristigen Anlage deshalb in Abhängigkeit von seiner Erwartung über die zukünftige Entwicklung der Kurse und damit auch der Renditen für verzinsliche Aktiva treffen. Erwartet er für die nähere Zukunft einen hinreichend starken Anstieg des Zinsniveaus, wird der Vermögensbesitzer seine Kapitalanlage hinausschieben. Die zwar unverzinsliche, jedoch marktwertsichere Geldhaltung schützt ihn vor dem Risiko eines mit dem Zinsanstieg einhergehenden Kapitalverlustes. Neben der Renditeerwartung gilt das Vermögen der Wirtschaftsakteure als weitere Einflußgröße der Geldnachfrage und damit auch des Kassenhaltungskoeffizienten. Ähnlich wie das Einkommen stellt es eine Niveauvariable dar. Während die Einkommenshöhe als maßgeblich für die Festlegung der für laufende Zahlungen benötigten Geldbestände angesehen wird, wählt man den Vermögensbestand als Bezugsgröße für eine zinsabhängige Kassenhaltungskomponente. Als Zusammenfassung der genannten Hauptargumente kann folgende allgemeine Geldnachfragefunktion formuliert werden:
Geldnachfrage mit Md/P als reale Geldnachfrage, Y als reales Einkommen, W als reales Vermögen, i als Nominalzins. Einkommen und Vermögen wirken als Niveauvariable positiv und der Zinssatz als Mass für die Opportunitätskosten negativ auf die Realkassennachfrage. Die Auslassungspunkte sollen andeuten, dass neben diesen Variablen noch eine Reihe weiterer EinflußgröBen der Geldnachfrage ausgemacht werden können. Wichtige Faktoren, die u.a. den langfristigen Trend des Geldnachfrageverhaltens ändern können, sind die regulativen Rahmenbedingungen des monetären Sektors und der technische Fortschritt im Zahlungsverkehr. Bis in die 30er Jahre dieses Jh. stand die Geldnachfragetheorie im Zeichen der älteren Quantitätstheorie des Geldes. Sie erklärte die Geldnachfrage aus der Rolle des Geldes als allgemeines Tauschmittel: Geld wird im Tauschverkehr als Gegenleistung für weggetauschte Güter angenommen, um es für die Bezahlung von eingetauschten Gütern zu verwenden. Das längerfristige Halten von Geld galt als ökonomisch irrationales Horten. Die tatsächlich zu beobachtende Geldhaltung wurde mit institutionellen Hemmnissen des Tauschund Zahlungsverkehrs in der realen Welt erklärt. Da angenommen wurde, dass Zahlungsgewohnheiten und Zahlungstechniken sich zumindest kurzfristig kaum verändern, wurde die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes als konstante Größe eingestuft. Der in einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum erforderliche Geldbedarf ergibt sich bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit (V) als Bruchteil des zu laufenden Preisen bewerteten Handelsvolumens derselben Periode. Bezeichnet man das reale Handelsvolumen, das die Transaktionen auf sämtlichen Märkten erfaßt, mit Q, das zugehörige Preisniveau mit P und die Geldmenge mit M, läßt sich der makroökonomische Zusammenhang zwischen Güter- und Geldstrom durch die FISHERsche Verkehrsgleichung ausdrücken: M•V = Q.P. Werden V, Q und P als gegeben angenommen, läßt sich daraus die volkswirtschaftliche Geldnachfrage (Md) ableiten: Md = (1N)Q.P. Da sich im Zeitablauf die Zahlungsgewohnheiten und die Zahlungstechniken verändern und auch der vertikale Integrationsgrad im Unternehmenssektor variiert, ist die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes längerfristig nicht konstant. So ist die Größe in jüngster Zeit unter dem Einfluss vielfältiger Finanzinnovationen in verschiedenen Ländern stark angestiegen. Die von Alfred MARSHALL und Arthur C. PIGOU entwickelte Kassenhaltungstheorie erklärt die Geldnachfrage auf der Grundlage des Kassenhaltungskoeffizienten. Im Unterschied zur Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist der Kassenhaltungskoeffizient geeignet, das auf das Geld gerichtete Verhalten als eine von Kosten- und Nutzenerwägungen abhängige Entscheidung zu erklären. Obwohl es auf diese Weise erstmals gelungen war, die Bedeutung des Zinssatzes in der mikroökonomischen Analyse der Geldnachfrage aufzuzeigen, wurde der Kassenhaltungskoeffizient in der Darstellung makroökonomischer Zusammenhänge weiterhin als kurzfristig konstante Größe behandelt. Der von den Wirtschaftsakteuren gewünschte Kassenbestand wird als ein Vermögensgut aufgefaßt, das in einem bestimmten Verhältnis zur Einkommenshöhe gehalten wird. Die Cambridge-Gleichung M = k•Y•P, mit k als Kassenhaltungskoeffizient (k > 0), wird als Geldnachfragefunktion interpretiert. Erst John M. KEYNES weist im Rahmen seiner Geldnachfragetheorie einen systematischen Einfluss des Zinses auf die Kassenhaltung nach und begründet auf diese Weise eine eigenständige Funktion des Geldes als Wertaufbewahrungsmittel. In seiner Theorie der Liquiditätspräferenz unterscheidet er drei Motive der Kassenhaltung: Transaktions-, Vorsichts- und Spekulationsmotiv. Die Höhe der Bestände für Transaktions- und Vorsichtszwecke nimmt er vereinfachend als proportional zur Einkommenshöhe an. Die Spekulationskasse macht er explizit von der Höhe des Zinssatzes und des Vermögens abhängig, wobei aufgrund des Spekulationsmotivs zwischen Zinshöhe und Geldnachfrage ein negativer und zwischen dieser und dem Vermögensbestand ein positiver Zusammenhang abgeleitet wird. Die aggregierte Geldnachfrage als Summe der drei Teilkassen sämtlicher Individuen ist über das Spekulationsmotiv eine stetig fallende Funktion des Zinssatzes. Im Anschluss an KEYNES wurden Geldnachfragemodelle entwickelt, in denen die Teilkassen im Rahmen einzelwirtschaftlicher Optimierungsansätze systematisch analysiert werden. Unter Anwendung der mathematischen Lagerhaltungstheorie wiesen zuerst William J. BAUMOL und James TOBIN in deterministischen und später E.L. WHALEN und Merton H. MILLER/Daniel ORR in stochastischen Modellen die Abhängigkeit der Transaktions- und der Vorsichtskassennachfrage von spezifischen Transaktionskosten, vom Zinssatz sowie vom Niveau und der Variabilität der Einnahmen- und Ausgaben-ströme nach. Das Spekulationsmotiv wurde von TOBIN in eine umfassende Theorie der optimalen Vermögensallokation unter Unsicherheit integriert (Portfolio-Selection-Theorie). Die von Milton FRIEDMAN entwickelte Neoquantitätstheorie begründet die Geldnachfrage ebenfalls als Ergebnis der einzelwirtschaftlichen Entscheidung über die optimale Vermögensstruktur. Dabei wird die Wahlhandlungstheorie der Güternachfrage zugrundegelegt. Geld wird als ein mit anderen Bestandsgütern konkurrierendes Vermögensobjekt behandelt, das einen spezifischen Anlagenutzen in Form von Liquiditätsdiensten stiftet. Als Budgetrestriktion dient das Gesamtvermögen der Wirtschaftsakteure, das kapitaltheoretisch als Summe der Gegenwartswerte der Ertragsströme aller Vermögensformen ermittelt wird. Vermögen und Einkommen werden zu einer einzigen Größe (permanentes Einkommen) verschmolzen, indem das kapitalisierte Arbeitseinkommen als eigenständige Vermögenskomponente Humankapital definiert wird. Die optimale Vermögensstruktur zeichnet sich dadurch aus, dass der Grenznutzen der zuletzt eingesetzten Vermögenseinheit in allen Verwendungsarten übereinstimmt (zweites GOSSENsches Gesetz). Dabei wird die aus der Nutzentheorie bekannte Annahme abnehmender Grenzraten der Substitution zugrundegelegt. Die neoquantitätstheoretische Geldnachfragefunktion hängt positiv von der Ertragsrate auf Geld sowie von der Vermögenshöhe und negativ von den Ertragsraten der übrigen Anlageformen ab. Ein allgemeiner Erklärungsansatz der Geldnachfrage behandelt das Problem der Kassenhaltung als Ergebnis einer umfassenden Entscheidung, die der nach Nutzenmaximierung strebende private Haushalt hinsichtlich Gegenwarts- und Zukunftskonsum trifft. Dieser Ansatz zeichnet sich dadurch aus, dass transaktionsund vermögenstheoretische Modellstrukturen miteinander verknüpft werden und sich überdies jeweils als Spezialfälle darstellen lassen. Er geht in seinen Grundzügen auf Irving FISHER und John R. HICKS zurück und gilt heute in vielfältigen Versionen als theoretischer Bezugsrahmen für die Analyse der Rolle und der Wirkungen des Geldes in mikroökonomisch fundierten dynamischen Makromodellen. Der von der Realkasse gestiftete Nutzen läßt sich entweder direkt oder indirekt erfassen. Der direkte Nutzen besteht in den vom Geld geleisteten Liquiditätsdiensten, der indirekte Nutzen ergibt sich als zusätzlicher Güter- und Freizeitkonsum, den die Geldhaltung aufgrund eingesparter Transaktionskosten ermöglicht. Robert C. FEENSTRA zeigt, dass unter bestimmten Bedingungen beide Vorgehensweisen zum selben Ergebnis führen. Auch im Rahmen solcher allgemeiner Geldnachfragemodelle bleiben die erwähnten Eigenschaften der Geldnachfragefunktion in bezug auf die Einflußrichtung der Niveauvariablen (Einkommen oder Konsum) und des Zinssatzes erhalten. Die empirische Relevanz der meisten Geldnachfragemodelle steht häufig in einem deutlichen Mißverhältnis zu ihrer theoretischen Eleganz. Dies liegt zum einen daran, dass sich die verwendeten Funktionsvariablen nicht operationalisieren lassen, und zum anderen daran, dass statistische Daten nur in begrenztem Umfang verfügbar sind. Die von nahezu allen Modellen hervorgehobene Bedeutung von Zinssatz und Einkommen auf die Höhe der Geldnachfrage läßt sich jedoch mit Hilfe folgender Standardgleichung für die gesamtwirtschaftliche Geldnachfragefunktion regressionsanalytisch schätzen: ln(Mt/Pt)=a+blnY,+ci mit t als Zeitindex, a, b, c konstante Parameter, wobei b die Einkommenselastizität und c die Zinsreagibilität der Geldnachfrage mißt. Diese Standardform kann um weitere Variablen (Vermögen, Wech- selkurs, Transaktionskosten, Lohnsatz) ergänzt und je nach Operationalisierung der Einflußgrößen variiert werden. So hängt es etwa von den jeweiligen Rahmenbedingungen in den einzelnen Volkswirtschaften ab, für welches Geldaggregat die Geldnachfrage geschätzt werden soll, was wiederum ausschlaggebend ist für die Wahl des Zinssatzes, der sich als Mass für die Opportunitätskosten der Kassenhaltung eignet. Auch das Problem, durch welche Größe die Niveauvariable (Einkommen, Transaktionsvolumen oder Vermögen) approximiert wird, läßt sich nur am jeweils konkreten Fall entscheiden. Querschnittsund Zeitreihenanalysen bestätigen in aller Regel und unabhängig von Raum, Zeit und Auswahl der Variablen die theoretische Hypothese, wonach die Einkommensvariable positiv (b > 0) und die Opportunitätskostengröße negativ (c < 0) auf die reale Geldnachfrage einwirken. Verläßliche Informationen über das Geld-nachfrageverhalten bilden eine notwendige Voraussetzung für eine wirksame Geldpolitik. Insofern sind die Signifikanz und Stabilität des nachgewiesenen statistischen und funktionalen Zusammenhangs von besonderer Bedeutung für die Wahl geldpolitischer Strategien in Theorie und Praxis. Monetaristen nehmen generell eine zumindest langfristig stabile funktionale Beziehung zwischen der Geldnachfrage und ihren wichtigsten Einflußvariablen an und fordern auf dieser Grundlage eine strikte Geldmengenpolitik zur Aufrechterhaltung eines stabilen Preisniveaus. Demgegenüber sind keynesianisch orientierte Ökonomen von der Instabilität der Geldnachfrage überzeugt. Unvorhergesehene Geldnachfrageschocks gefährden aus ihrer Sicht das gesamtwirtschaftliche Ziel der Vollbeschäftigung, wenn die Zentralbank eine monetaristische Geldpolitik verfolgt. Literatur: Cuthbertson, K. (1991). McCallum, B.T., Goodfriend, M.S. (1989). Siebke, J. (1987). Laidler, D.E.W. (1992)

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