1. Charakterisierung und Bezeichnungen: Der Geldmarktkredit kann von Wirtschaftsunternehmen (sog. Nichtbanken) bei den international ausgerichteten Banken in Euro oder in den gängigen Fremdwährungen zu kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten aufgenommen werden. Grundlage der Kreditgewährung ist der nationale und der internationale Bankgeldmarkt. Vor Einführung des Euro als Währung wurden Geldmarktkredite als Eurokredite, Euromarktkredite, Eurogeldmarktkredite oder als Eurofestsatzkredite bezeichnet.
2. Finanzierung und Kurssicherung: Geldmarktkredite dienen den Unternehmen zur zinsgünstigen Finanzierung ihres kurz- bis mittelfristigen Kapitalbedarfs für Inlandsgeschäfte und für Aussenhandelsgeschäfte. Auf Euro lautenden Geldmarktkredite können — in Abhängigkeit von der Zinsentwicklung am Bankengeldmarkt — über lange Phasen erheblich kostengünstiger sein als beispielsweise auf Euro lautende Kontokorrentkredite. Geldmarktkredite in Fremdwährung ermöglichen nicht nur die Finanzierung, sondern auch die (kompensierende) Wechselkurssicherung von Exportforderungen, die auf Fremdwährung lauten. Die Mindestbeträge liegen — in Abhängigkeit von der kreditgewährenden Bank — bei etwa 100.000 Euro bzw. Fremdwährungsgegenwert.
3. Kreditlaufzeiten: Der Bankengeldmarkt kennt sowohl feste Laufzeitkategorien als auch täglich fälliges Geld.
(1) Feste Laufzeiten umfassen z.B. eine Woche, zwei und drei Wochen sowie monatsbezogene Laufzeiten von 1, 2, 3, 6, 12 Monaten sowie in den gängigen Währungen bis zu 24 und 36 Monaten.
(2) Daneben sind im Einzelfalls auch sog. krumme (gebrochene) Laufzeiten möglich, die zwischen den festen Laufzeitkategorien liegen und eine genaue zeitliche Anpassung an ein Handelsgeschäft ermöglichen.
(3) Auf Grundlage des Tagesgeldes unter Banken gibt es darüber hinaus auch die Kreditüberlassung als täglich fälliges Geld, was praktisch auf eine Kreditgewährung “bis auf weiteres” hinaus läuft. I.A. werden solche Kredite auf einem Euro-Geldmarktkonto gewährt. Entsprechend der Zinsentwicklung für Tagesgeld ändert sich der Zinssatz bei täglich fälligen Geldmarktkrediten ebenso täglich.
4. Zinsen: Die von der kreditgewährenden Bank berechneten Zinskosten beruhen auf dem sog. Einstandszinssatz (z.B. EURIBOR, LIBOR, EONIA), zuzüglich eines Zinszuschlags der kreditgewährenden Bank. I.A. werden diese Komponenten in einem Zinssatz zusammengefasst. Bei fester Laufzeit des Geldmarktkredits gilt der vereinbarte Zinssatz i.d.R. fest für die gesamte Laufzeit. Als Referenzzinssatz für Euro-Geldmarktkonten bzw. -kredite wird meistens der von der Europäischen Zentralbank bei den EURIBOR-Referenzbanken für Tagesgeld erhobene Zinssatz EONIA (Euro Overnight Index Average) herangezogen, zuzüglich der kundenindividuellen Marge der kreditgewährenden Bank. Bei länger laufenden Geldmarktkrediten (Laufzeiten über ein Jahr) wird dem Kreditnehmer manchmal die sog. Arrangement Fee in Rechnung gestellt, die als einmalig zu zahlender Provisionssatz auf den Kreditbetrag definiert ist. Die Zinsen für Geldmarktkredite werden in der Regel nach der internationalen Zinsberechnungsmethode (Zinsberechnungsmethode, internationale) berechnet, die auch als Euro-Methode bezeichnet wird. Siehe auch Aussenhandelsfinanzierung (Internationale Zahlungs-, Sicherungs- und Finanzierungsinstrumente), mit Literaturangaben. Internetadressen: (Geschäftsbanken; alle Zahlungs-, Finanzierungs- und Sicherungsinstrumente) http://www.deutsche-bank.de http://www.hypovereinsbank.de, http://www.ubs.com, http://www.baca.com; (internationaler Geldmarkt, internationale Zinssätze) http://www.bba.org.uk/public/libor, http://www.leitzinsen.com/zinsen/libors, http://www.euribor.org/html/content/euribor, http://www. euribor. org/html/content/eonia
Vorhergehender Fachbegriff: Geldmarktkonto | Nächster Fachbegriff: Geldmarktpapiere
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|