Erklärung der Konjunkturzyklen im Rahmen der Neuen Klassischen Makroökonomik (NCM), entstanden als Reaktion auf die mangelnde Mikrofundierung der Konjunkturtheorie der Neoklassischen Synthese. In NCM-Modellen gibt es als Folge der Annahmen jederzeit vollständiger Markträumung und rationaler Erwartungen grundsätzlich keine Konjunkturschwankungen. Solche werden erst durch Lockerung der Annahmen über die Vollständigkeit der Information, durch die Einführung von Lernprozessen oder durch sich selbst erfüllende Erwartungen möglich (Sonnenfleckentheorie). Das Standardmodell dieser Richtung (Robert E. LUCAS, 1975) geht davon aus, dass die Wirtschaftssubjekte Information unmittelbar nur über lokale Märkte haben, gesamtwirtschaftliche Information erst mit einperiodigem lag. Konjunkturschwankungen werden durch monetäre Schocks ausgelöst, die von den agents nicht als solche erkannt werden (monetary misperceptions). Demgemäss sehen sie ihre Absatzpreise steigen, erkennen aber nicht, dass das gesamte Preisniveau gestiegen ist. Sie weiten daher ihr Angebot aus, bis sie ihren Irrtum erkennen und das Angebot wieder zurücknehmen. Ähnlich wie diese Konfusion bezüglich Relativpreis und Preisniveau kann auch eine Konfusion zwischen transitorischen und permanenten Komponenten (Alex CUKIERMAN, 1982) Ursache der Konjunkturschwankungen sein. Dieser Basismechanismus kann allerdings nur einperiodige Schwankungen, nicht länger anhaltende Auf- und Abschwünge erklären (persistence problem). Demgemäss wird er meist durch - eigentlich modellfremde - verzögerte Anpassungen, insbes. des Kapitalstocks, oder durch Akzelerationsmechanismen ergänzt (Akzelerationsprinzip). Aus der Gleichgewichtskonjunkturtheorie folgt die Politik-Ineffektivitätshypothese, derzufolge erwartete Maßnahmen der Geldpolitik nicht auf den realen Sektor, sondern allein auf das Preisniveau wirken. Nur unerwartete Änderungen der Geldmenge können, wie beschrieben, den realen Sektor kurzfristig beeinflussen. Empirische Studien (Frederic S. MISHKIN, 1983) ließen erhebliche Zweifel an der Gültigkeit der Politik-Ineffektivitätshypothese entstehen. Auch die Bedeutung der monetary misperceptions als einzige Ursache der Konjunkturschwankungen wurde angesichts der raschen Verfügbarkeit gerade monetärer Statistiken zunehmend in Zweifel gezogen. Neuere Entwicklungen der Gleichgewichtskonjunkturtheorie betonen Angebots- bzw. Technologieschocks (reale Konjunkturzyklen) oder sich selbst erfüllende Erwartungen (Sonnenfleckentheorie) als Ursache von Konjunkturschwankungen in einem Gleichgewichtsmodell mit vollständiger Markträumung und rationalen Erwartungen. Literatur: Mishkin, F.S. (1983). Lucas, R.E.(1975)
Vorhergehender Fachbegriff: Gleichgewichtsbedingungen | Nächster Fachbegriff: Gleichgewichtskonzepte der Spieltheorie
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|