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Agrarpreisschwankungen

Veränderungen der Agrarpreise im Zeitablauf. Agrarpreise neigen dazu, stärker als Preise industrieller Produkte von Jahr zu Jahr zu schwanken, •   weil auf einigen Märkten naturbedingte Angebotsschwankungen vorliegen, •   weil auf einigen Märkten das Angebot preisinduziert schwankt, •   weil konjunkturelle Einflüsse die Agrarpreise stärker beeinflussen als die Preise industrieller Produkte. Bereits Gregory King (1648-1714) stellte fest, dass eine l%ige Änderung des Angebots von Getreide zu einer mehr als l%igen Änderung der Getreidepreise führt (Kingsche Regel). Ein derartiges Ergebnis stellt sich ein, weil das Getreideangebot eines bestimmten Jahres weitgehend unabhängig von den Preisen des gleichen Jahres ist (preisunelastisches Angebot) und die nachgefragte Menge ebenfalls relativ wenig auf Preisänderungen reagiert (preisunelastische Nachfrage). Witterungseinflüsse, die vornehmlich zu schwankenden Flächenerträgen führen, werden sich daher relativ stark in Preisunterschieden von Jahr zu Jahr niederschlagen. Aufgrund der Besonderheiten des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses können Landwirte nicht sofort ihr Angebot erhöhen, wenn ein temporärer Nachfrageschub den Marktpreis unvorhergesehen ansteigen lässt. Erwarten die Landwirte dann, dass der Gegenwartspreis auch in der Zukunft gilt, werden sie daran das zukünftige Angebot orientieren. Wenn jedoch das zukünftige Angebot auf den Markt gelangt, werden die Marktpreise nachgeben. Folglich wird bei gleicher Erwartungsbildung in der nächsten Periode der Preis wieder steigen. Somit entstehen durch die spezifische Verhaltensweise der Landwirte auf einzelnen Agrarmärkten Preis- und Angebotszyklen. Am bekanntesten ist der sog. Schweinezyklus, der bereits von Arthur Hanau 1927 für das Deutsche Reich empirisch belegt wurde. Trotz intensiver Beratung der Landwirte ist der Schweinezyklus bis in die Gegenwart nachweisbar. Ähnliche Preiszyklen sind rur den Rindfleisch- und den Hopfenmarkt festgestellt worden. Konjunkturelle Einflüsse führen über eine Verlagerung der Nachfragekurven einzelner Produkte in Abhängigkeit von den Preiselastizitäten des Angebots und der Nachfrage zu Preisänderungen. Änderungen der mengenmässigen Nachfrage nach Agrarprodukten fallen bei Konjunkturänderungen zwar geringer als bei industriellen Produkten aus, weil Agrarprodukte einkommensunelastisch nachgefragt werden, doch führen die relativ kleinen Preiselastizitäten der Nachfrage und des Angebots zu grossen Preisausschlägen. Der industrielle Sektor wird bei einem Konjunktureinbruch und dadurch verursachter Nachfrageschrumpfung die Produktion verringern, damit zwar die Arbeitslosigkeit erhöhen, aber einen Preisverfall abfangen. Der Agrarsektor wird dagegen aufgrund der bäuerlichen Produktionsweise das Angebot kaum verringern, sondern evtl. sogar noch erhöhen (inverses Angebotsverhalten). Dies wird zwar den Preisverfall verstärken, aber die gesamtwirtschaftliche Arbeitslosigkeit weniger erhöhen als die Verhaltensweise im industriellen Sektor. In der EG sind die Agrarpreisscliwankun- gen von Jahr zu Jahr durch das System der Agrarmarktordnungen und das Instrumentarium der Agrarpreispolitik weitgehend gedämpft. Im Gegensatz zu Märkten gewerblicher Produkte weisen einige Agrarmärkte ausgeprägte Unterschiede der Preise im Jahresablauf auf (saisonale Preisschwankungen). Diese Preisschwankungen sind auf sich von Monat zu Monat ändernde Angebots- und Nachfragebedingungen zurückzuführen. Wird z.B. ein pflanzliches Produkt nur in einer kurzen Zeitspanne innerhalb eines Jahres geerntet, jedoch über das ganze Jahr verbraucht, werden die Preise nach den Erntemonaten wegen der Lagerkosten höher sein als zur Zeit der Ernte. Doch auch bei tierischen Produkten gibt es saisonale Schwankungen des Angebots und/ oder der Nachfrage und damit der Preise. In der EG wird die saisonale Entwicklung der Getreidepreise durch staatliche Eingriffe bestimmt (Reports).                                                    Literatur: Koester, U., Grundzüge der landwirtschaftlichen Marktlehre, 2. Aufl., München 1992. Wöhlken, E., Einführung in die landwirtschaftliche Marktlehre, 3. Aufl., Stuttgart 1991. Buchholz, H. EJSchmitt, G.IWöhlken, E. (Hrsg.), Landwirtschaft und Markt, Arthur Hanau zum 80. Geburtstag, Hannover 1982.

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