Materialbedarfsplanung
(engl. assessment of demand) Mit Hilfe der Bedarfsermittlung in der Produktion werden Art, Eigenschaften, Qualitäten und Mengen der einzusetzenden Produktionsfaktoren festgelegt. Im Falle der Materialbedarfsermittlung handelt es sich um Roh , Hilfs und Betriebsstoffe, Zulieferteile, Halbfabrikate (Zwischenprodukte) sowie Handelswaren, für die ausgehend vom jeweiligen Produktionsprogramm Planungen durchzuführen sind. Entsprechend den Ebenen der + Produktionsprogrammplanung kann dabei zwischen der Ermittlung des strategischen, taktischen und operativen Bedarfs unterschieden werden, wobei auf letzteren im Folgenden näher eingegangen wird. Hierbei wird zwischen dem Primärbedarf (zu erwartender Bedarf an am Markt abzusetzenden Enderzeugnissen und Ersatzteilen), dem Sekundärbedarf (Bedarf an Rohstoffen, Zulieferteilen und Halbfabrikaten, die zur Herstellung des Primärbedarfs benötigt werden) und dem Tertiärbedarf (Bedarf an Hilfs und Betriebsstoffen, die zur Herstellung des Primärbedarfs benötigt werden) unterschieden. Die Summe des periodenbezogenen Primär , Sekundär und Tertiärbedarfs wird als Bruttobedarf bezeichnet. Werden hiervon die vorhandenen Lagerbestände (Lagerhaltung) abgezogen, so erhält man den Nettobedarf. Als Verfahren der Bedarfsermittlung kommen programmgesteuerte, verbrauchsgesteuerte und subjektive Methoden in Betracht. Bei der programmgesteuerten Bedarfsermittlung führt das Auflösen von Stücklisten, Rezepturen etc. (Verzeichnis aller Materialien und Baugruppen [mit Mengenangaben], die für die Fertigung einer Einheit eines Erzeugnisses erforderlich sind) zur Ermittlung des Bedarfs für ein gegebenes Produktionsprogramm. Die Zusammenhänge können dabei als Matrizen oder als Input /OutputListen abgebildet werden, die dann den Ausgangspunkt der verschiedenen Methoden bilden (z. Bedarfsermittlung Verfahren von Vazsonyi oder Tischer, Gozinto Listenverfahren). Die zeitliche Zuordnung der Bedarfe (unterschiedliche Vorlaufzeiten verschiedener Fertigungsstufen) lässt sich dabei mit Hilfe des Fertigungsstufen bzw. Dispositionsstufenverfahrens berücksichtigen. Der Einsatz dieser Methoden ist nur bei Vorliegen ausreichend sicherer oder sogar deterministischer Daten für den Primärbedarf (z. Bedarfsermittlung durch feste Kundenaufträge) und damit für X (evtl. auch Y ) Teile sinnvoll. Aufgrund der teilweise sehr umfangreichen Rechenvorgänge erweist sich häufig eine Beschränkung auf A und einige B Teile als notwendig. Bei der verbrauchsgesteuerten Bedarfsermittlung werden die Bedarfe auf der Basis von Verbrauchszahlen vergangener Zeiträume unter Berücksichtigung von zukünftigen Bedarfsänderungen, Trends und Saisonschwankungen geschätzt. Als Methoden stehen stochastische Verfahren wie verschiedene Varianten der Mittelwertbildung, exponentielle Glättungen sowie Regressionsanalysen zur Verfügung. Eingesetzt wird die verbrauchsgesteuerte Bedarfsermittlung beim Fehlen messbarer Zusammenhänge zwischen Produktionsmenge und Materialeinsatz (häufig bei Betriebsstoffen), bei geringwertigen Objekten (Hilfsstoffe und sonstige C Teile) sowie bei schwer prognostizierbaren Produktbedarfen (Z Teile). Subjektive Verfahren kommen zum Einsatz, wenn keine Erfahrungswerte vorliegen. Grundlagen der Schätzung sind dann Vergangenheitswerte und Vorhersagen für vergleichbare Produkte sowie Einschätzungen von Experten. Neben den genannten Aspekten sind bei der Materialbedarfsermittlung Sicherheitsbestände (für den Fall von unvorhergesehenen Bedarfen, verspäteten Lieferungen oder Qualitätsproblemen [ Qualität]) sowie nicht planbare Verluste durch Schwund oder Diebstahl zu berücksichtigen. Ausgehend vorn Ergebnis der Bedarfsermittlung hat im Rahmen einer Make or BuyEntscheidung eine Aufteilung in den Beschaffungsbedarf und die selbst zu erstellenden Objekte (Eigenfertigungsplanung) zu erfolgen. Die Bedarfsermittlung ist Teil der Produktionsplanung und teuerung (PPS) und als Bestandteil der Beschaffung auch Aufgabe von Materialwirtschaft und Logistik.
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