Stile und Inhalte der Gewerbepolitik und Industriepolitik in der historischen Entwicklung. Grundsätzliche Stilmöglichkeiten sind der Liberalismus, der Interventionismus und die zentrale Wirtschaftslenkung ( Zentralverwaltungswirtschaft), wobei Kombinationen von Stilelementen in unterschiedlicher Intensität Vorkommen. Die materiellen Politikinhalte ergeben sich aus dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand, dem technischen Fortschritt, eintretenden Strukturänderungen, politischen Ereignissen, ideologischen Grundpositionen und dem jeweils vorherrschenden Problemdruck. Folgende Epochen werden unterschieden: (1) Ständische Gewerbepolitik: Im mittelalterlichen Ständestaat war die Sicherung eines "standesgemässen" Einkommens vorrangig ( Zunft). (2) Merkantilistische Gewerbepolitik (16. bis 18. Jh.): Ziel waren die Vergrösserung des nationalen Reichtums und dadurch die Stärkung der staatlichen Macht ( Merkantilismus). (3) Liberale Gewerbe- und Industriepolitik (1791 bis 1914): Sie befreite die Wirtschaft von den starren Bindungen des Zunftwesens bzw. den fiskalisch motivierten Eingriffen des Merkantilstaates. (4) Interventionismus (1918 bis 1931): Er bildet die Phase punktueller Eingriffe in den 20er Jahren unter der Einwirkung von Reparationsleistungen, Inflation und Wiederaufschwung. (5) Depressionsbekämpfung und Kriegswirtschaft (1931 bis 1948): Der Depressionsbekämpfung mit Marktregulationen und später mit Arbeitsbeschaffungsprogrammen folgte 1934 die Überleitung in die Kriegswirtschaft mit Arbeitskraft- und Rohstoffzuteilungen sowie staatlich festgelegten Produktionsplänen. (6) Integration der Industrie in die soziale Marktwirtschaft: Mit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 wurden die alliierten Eingriffsrechte sukzessiv vermindert und die Industriewirtschaft in die soziale Marktwirtschaft (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) übergeführt. (7) "Offensive" Industriepolitik: Während die frühere Industriepolitik sich hauptsächlich auf die Erleichterung der Anpassungsprozesse und die Bekämpfung von Wettbewerbsbeschränkungen konzentrierte, hat sie seit Beginn der 70er Jahre mit dem Ziel der Überwindung von Strukturverwerfungen und Wachstumsbarrieren offensiven Charakter im Sinne der vorausschauenden Gestaltung.
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