Finanzierung aus Abschreibungen
(Lohmann-Ruchti-Effekt) tritt dann ein, wenn die im Zuge eines Kapitalfreisetzungseffekts dauerhaft freigesetzten Mittel nicht nur zur Reinvestition technisch und/oder wirtschaftlich verbrauchter Aggregate eingesetzt, sondern zusätzlich zu Erweiterungsinvestitionen in Maschinen gleicher Art verwendet werden.
Die Wirkungsweise wird am folgenden Beispiel deutlich: Eine Unternehmung investiert zum Ankauf von Maschinen je 6000 ? in drei aufeinander folgenden Jahren. Abschreibungsdauer: 3 Jahre, Abschreibungsmethode: linear. Die Finanzierung der drei Maschinen in Höhe von insgesamt 18 000 ? erfolgt zu den relevanten Zeitpunkten mit Eigenkapital. Die während der Periode 1 und 2 erwirtschafteten Abschreibungsbeträge werden unmittelbar zum Ende der Periode zwei in Maschine 4 investiert. Damit wird die ursprünglich geplante Periodenkapazität (definiert als Leistungsabgabe einer Maschine oder eines Anlagenbestandes in Mengeneinheiten in einer Periode) um 33,33% erhöht. Mit Beendigung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer erfolgt bei allen Maschinen eine permanente Reinvestition, die aus den im Rahmen des Kapitalfreisetzungseffekts gewonnenen Mitteln finanziert wird (vgl. Tab.).
Kapazitätsaufbauphase Reinvestitionsphase
Jahr (Ende) 1 2 3 4 5 6 7
Maschine
1 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000
2 2000 2000 2000 2000 2000 2000
3 2000 2000 2000 2000 2000
4 2000 2000 2000 2000 2000
Jahresabschreibung insgesamt 2000 4000 8000 8000 8000 8000 8000
Jahresabschreibungen kumuliert 2000 6000 8000 10 000 12 000 8000 10 000
./. Ersatzinvestition 6000 6000 12 000 6000 6000
Kapitelfreisetzung 2000 2000 4000 2000 2000
./. Kapazitätserweiterungsinvestition 6000
Beispiel für Lohmann-Ruchti-Effekt
Die Wirkungsweise des Kapazitätserweiterungseffekts ist abhängig von:
? der Existenz des Kapitalfreisetzungseffekts;
? der Reinvestition der Abschreibungsgegenwerte in gleichartige Anlagen, die auf dem gleichen technischen Stand bleiben; Preisstabilität;
? der Teilbarkeit der Gesamtanlage;
? der Verfügbarkeit zusätzlicher finanzieller Mittel für die wegen der Anlagenerweiterung notwendig werdende Ausdehnung des Umlaufvermögens sowie die Erhöhung der Lagerbestände und -kapazitäten;
? die permanent gegebene Aufnahmefähigkeit und -bereitschaft des Marktes bei steigenden Fertigungskapazitäten.
Die Finanzierung ist nur mit Eigenkapital oder/und unkündbares Fremdkapital möglich, da die freigesetzten Mittel ausschließlich für Investitions- und Reinvestitionszwecke zur Verfügung stehen. Die Wirkung des Effekts kann unter realitätsfernen Prämissen (hoher Anfangsbestand an Aggregaten, unbegrenzte Teilbarkeit der Investitionsobjekte, kontinuierliche Kapitalfreisetzung sowie Investitions- bzw. Reinvestitionsmaßnahmen) einen Faktor von 2 erreichen (d. h. Verdoppelung der ursprünglich geplanten Periodenkapazität).
auch Lohmann-Ruchti-Effekt genannt, ist ein Finanzierungseffekt, der sich aus der temporären oder dauerhaften Freisetzung von Abschreibungsgegenwerten ergibt (Abschreibungsmethoden). Werden die Abschreibungen über den Markt im Preis vergütet, so stehen sie dem Betrieb bis zum Erneuerungszeitpunkt des entsprechenden Aggregates zur Verfügung und können so der kurz- oder mittelfristigen Finanzierung des Umlaufvermögens oder zu Erwwiterungsinvestitionen dienen. Allerdings müssen diese Beträge zum Ersatzzeitpunkt liquid vorhanden sein. Die Kapazität kann durch dauerhaft freigesetzte Beträge direkt erweitert werden. Unter der Voraussetzung der laufenden Neuinvestition der verdienten Abschreibungen in gleichen Aggregaten bei gleichen Anschaffungspreisen wird der Kapazitätserweiterungseffekt so lange wirksam, bis der Altersaufbau der Anlagen gleichmäßig über die Dauer der Nutzung (Nutzungsdauer) verteilt ist.
Kapazitätserweiterungseffekt (KEE) oder Lohmann-Ruchti-Effekt bezeich-
net den Kapazitätseffekt, der bei kontinuierlicher Reinvestition von ver-
dienten Abschreibungen (besser: Abschreibungsgegenwerten) festzu-
stellen ist:
Die mit Hilfe der Abschreibungsgegenwerte gekauften Anlagen erweitern
die Kapazität.
Hinweis:
Die Kapazitätserweiterung bezieht sich ausschließlich auf die Perioden-
kapazität; die Totalkapazität bleibt konstant.
Der Kapazitätserweiterungseffekt beruht auf dem Kapitalfreisetzungseffekt der verdienten Abschreibungen. Wenn das durch die verdienten Abschreibungen freigesetzte Kapital sofort wieder in abschreibungsfähige Betriebsmittel reinvestiert wird, ergibt sich zwangsläufig eine Kapazitätserweiterung. Die Kapazitätserweiterung ist nicht nur von vorübergehender, sondern von dauerhafter Natur, weil als Folge der laufenden Reinvestition eine Altersumschichtung des Betriebsmittelbestandes eintritt. Der Kapazitätserweiterungseffekt wurde bereits im Jahre 1867 im Briefwechsel zwischen Friedrich Engels und Karl Marx beschrieben und dann später unter anderem von Martin Lohmann und Hans Ruchti wissenschaftlich untersucht. Er wird deshalb auch als Marx-Engels-Effekt oder Lohmann-Ruchti-Effekt bezeichnet. Er ist abhängig von der Lebensdauer, dem Nutzungsverlauf und der Betriebsgröße.
Der Kapazitätserweiterungseffekt ist von Lohmann und Ruchti herausgearbeitet worden und wird daher auch als LohmannRuchtiEffekt bezeichnet. Es handelt sich dabei um die Erweiterung der betrieblichen Kapazität ohne Zuführung neuen Kapitals von außen sowie ohne Selbstfinanzierung. Vielmehr erfolgt die Kapazitätserweiterung durch Reinvesition, d. h. Wiedereinsatz der aus Finanzierung durch Abschreibungen gewonnenen und angesammelten liquiden Mittel. Beschafft ein Betrieb bspw. zu Beginn eines Jahres 5 gleichartige Maschinen im Werte von je DM 1000 mit einer Nutzungsdauer von 4 Jahren, dann entsteht im ersten Jahr der Nutzung bei gleichbleibender linearer Abschreibung ein Abschreibungsaufwand in Höhe von 5000:4=1250 DM, dem, wie angenommen wird, ein gleich hoher Zufluß von Bareinnahmen entspricht. Dieser Betrag kann zu Beginn des zweiten Jahres zur Investition einer weiteren Maschine gleicher Art mit demselben Anschaffungspreis von DM 1000 verwendet werden, so daß zu Beginn des zweiten Jahres 6 Maschinen im Anschaffungswert von insgesamt DM 6000 vorhanden sind. Da die ersten 5 Maschinen jedoch bereits 1 Jahr lang genutzt wurden, beläuft sich die totale künftige Maschinenkapazität, in DM ausgedrückt, nunmehr auf 5000 1250 + 1000 = 4750 DM; dieser (wahlweise in Mengen oder Werten ausgedrückte) Betrag künftiger Nutzungsmöglichkeiten der Maschinen wird als GesamtTotalKapazität bezeichnet. Diese bleibt bis auf nichtinvestierbare DMReste (im Beispiel 250 DM) im wesentlichen gleich. Dabei ändert sich nach Reinvestition des, den Abschreibungen entsprechenden, Einnahmezuflusses (im Beispiel =1000 DM) die Kapazität des zweiten Jahres (GesamtPeriodenKapazität), denn zu Beginn dieser Periode sind nach Reinvestition der 1000 DM durch Zukauf einer Maschine 6 Maschinen vorhanden. Die GesamtPeriodenKapazität aller Maschinen hat sich also gegenüber dem ersten Jahr um lA erhöht. Ähnlich ist die Entwicklung in den folgenden 3 Jahren; da die Periodenkapazitäten im Zeitverlauf dauernd steigen, wird auch die Möglichkeit zur Abschreibung und damit zur Reinvestition von Maschinen dauernd größer. In der 5. Periode, gerechnet vom Jahr des Beginns der beschriebenen Reinvestitionspolitik an, sinkt die GesamtPeriodenKapazität, weil nach Annahme die zu Beginn des ersten Jahres beschafften 5 Maschinen technisch verbraucht sind und ausscheiKapitalanlagegesellschaft den. Die GesamtPeriodenKapazität des fünften Jahres liegt dabei immer noch über derjenigen des ersten. Mit dem fünften Jahr beginnt ein charakteristisches Schwanken der GesamtPeriodenKapazität in den aufeinanderfolgenden Jahren um einen Gleichgewichtswert. Auf der Basis des obigen Zahlenbeispiels ergibt sich folgender zeitabhängiger Aufbau der Kapazitäten, Abschreibungen und Investitionen: Chronologische Entwicklung der Investitionen (I) zu Beginn des Jahres (t), der nach Investition verbleibenden (nicht investierbaren) liquiden Mittel (L), der Zahl verfügbarer Maschinen (M), der GesamtTotalKapazität (GTK) sowie der GesamtPeriodenKapazität (GPK), die mit den Periodenabschreibungen (A) übereinstimmt, in aufeinanderfolgenden Jahren t = 1, 2,. . .
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