Die klassischen Kostenrechnungssysteme sind in erster Linie auf den direkten Fertigungsbereich von Industrieunternehmen ausgerichtet, wo ein Großteil der Kosten als variable Einzelkosten erfasst und verrechnet werden kann. Für die Planung, Kontrolle und Verrechnung der Kosten der sog. indirekten, der Produktion vor- und nachgelagerten Leistungsbereiche, zu denen auch die Logistik zählt, sind sie jedoch aufgrund des hohen Anteils fixer Gemeinkostenm an den Logistikkosten weniger geeignet. Sie werden nämlich wegen des in der klassischen Kostenrechnung unterstellten fehlenden unmittelbaren Produktbezugs logistischer Leistungen durchweg über ungeeignete, meist indirekte Bezugsgrößen (Materialeinzelkosten, Fertigungseinzelkosten, Herstellkosten) zusammen mit den übrigen Gemeinkosten auf die Produkte verrechnet. Weber hat deshalb eine speziell auf die Logistik abgestimmte Kostenrechnung entwickelt, die durch die Verwendung direkter Bezugsgrößen (z.B. Zahl eingelagerter Paletten, Lagervolumen, Transportzeit etc.) Transparenz und eine verursachungsgerechte Verrechnung der Logistikkosten gewährleistet. Aber auch die für die indirekten Leistungsbereiche allgemein (nicht nur für die Logistik) entwickelte Prozesskostenrechnung eignet sich durch das ihr zugrunde liegende Denken in funktionsübergreifenden Abläufen für eine Anwendung in der Logistik und kann insofern ebenfalls als Logistikkostenrechnung (im weiteren Sinne) aufgefasst werden.
Um Logistik-Controlling optimal durchführen zu können, bedarf es detaillierter Kosteninformation. Die traditionelle Kostenrechnung reicht aber nicht aus, logistische Kostenverursachung einzelner Aufträge aufzuzeigen. Sie ist zu stark auf die Erfassung von Fertigungskosten ausgerichtet. Logistikkosten werden dabei nur unzureichend abgegrenzt bzw. erfaßt, was zu einer zu pauschalen Verrechnung der anfallenden Logistikkosten führt. Die Logistikkostenrechnung soll die Logistikkosten weitestgehend differenzieren, lokalisieren, aufzeichnen und Logistikleistungen gegenüberstellen. Probleme der Logistikkostenrechnung ergeben sich aus der Tatsache, daß es Logistikkosten gibt, die nicht eindeutig zuordenbar sind, die eine Erfassung nicht lohnen, die in ihrer Höhe nicht eindeutig festzulegen sind, bei denen fraglich ist, ob es sich überhaupt um Kosten handelt. Als Vorteile der logistischen Kostenrechnung lassen sich z.B. im Rahmen der Kostenartenrechnung differenzierte Kenntnisse über die (logistische) Kostenstruktur anführen. Die (logistische) i Kostenstellenrechnung dagegen verschafft Informationen, wo Logistikkosten anfallen, und erlaubt dadurch eine differenzierte Verrechnung von Logistikkosten.
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