Logistikkosten sind in Geldeinheiten bewerteter, periodisierter, betriebsbedingter Ressourcenverzehr, der aus der Durchführung logistischer Prozesse und der Bereitstellung der dazu notwendigen Kapazitäten resultiert. Beispiele für Logistikkosten sind Frachtkosten, Treibstoffkosten, Kosten für Verpackungsmaterial, Kfz.- Steuern, Abschreibungen auf Lager- und Transportkapazitäten, Kapitalbindungskosten etc. Logistikkosten lassen sich nach verschiedenen Kriterien systematisieren.
Kosten für logistische Fremdleistungen und innerbetriebliche Logistikleistungen
sind der in Geldeinheiten bewertete, periodisierte, sachzielbedingte (d.h. betriebsbedingte) Güterverzehr, der auf logistischen Prozessen beruht und durch die Bereitstellung der dazu notwendigen Kapazitäten bewirkt wird.
sind als Teil der Vertriebskosten der bewertete Einsatz an Produktionsfaktoren in Logistiksystemen während einer Periode (Marketing-Logistik). Dem Gedanken der Durchgängigkeit und Ganzheitlichkeit des Logistik-Konzeptes folgend, gehören alle durch die Planung, Gestaltung und Steuerung der Güter- und Informationsflüsse von der Beschaffung durch die Produktion bis zum Absatz verursachten Kosten zu den Lo- gistik-Kosten eines Unternehmens. Der Anteil der Logistik-Kosten am Umsatz schwankt v. a. in Abhängigkeit von der Branche i.d.R. zwischen 10 und 25%. Die Tab. gibt einen vergleichenden Überblick über die durchschnittliche Höhe und Aufteilung der Logistik-Kosten in den USA und in Deutschland. Bei der Interpretation solcher Untersuchungsergebnisse ist zu berücksichtigen, dass häufig über deren Repräsentativität wenig ausgesagt werden kann. Außerdem wird unterschiedlich definiert, welche Kostenarten zu den Logistik-Kosten gerechnet werden. Ein Vergleich der Logistik-Kosten in den USA und in Europa hat zudem die unterschiedliche geographische Ausdehnung der Märkte zu berücksichtigen.
Die Höhe der Logistik-Kosten wird häufig unterschätzt, da nicht alle durch den Ablauf logistischer Prozesse verursachten Kosten als Logistik-Kosten erkannt werden. Sie bleiben entweder in Gemeinkostenzuschlägen verborgen, oder es wird nicht das gesamte betriebliche Logistiksystem gesehen, sondern nur ein logistisches Teilsystem. Nachdem lange die Marketing-Logistik im Vordergrund stand, hat inzwischen auch die Beschaffungs-Logistik und in jüngster Zeit zunehmend auch die Produktions-Logistik Aufmerksamkeit gewonnen. Selbst wenn Logistik-Kosten mehr oder weniger vollständig erfaßt werden können, bleibt das Problem der verursachungsgerechten Zurechnung zu logistischen Leistungen offen (Lieferservice, Marketing-Logistik-Controlling). Die Kosten einer logistischen Leistung sind deshalb häufig nicht spezifiziert. Steigende Bedeutung für die Entwicklung der Logistik-Kosten hat ferner der Produktionsfaktor Information. Durch den Ausbau computergestützter logistischer Informationssysteme lassen sich Entscheidungsprozesse im Bereich der Logistik und die Kommunikation der in der Transportkette (Transportplanung) zusammenarbeitenden Institutionen verbessern. Außerdem werden Informationen zur Steuerung automatisierter Lager-, Umschlags- und Transporttechnik benötigt. Durch die Substitution von Transport- und Lagerkosten durch Informationskosten lassen sich nicht selten die Gesamtkosten von Logistiksystemen deutlich reduzieren. Dies liegt v. a. an der steigenden Geschwindigkeit, den wachsenden Speicherkapazitäten und den sinkenden Stückkosten der computergestützten Informationsverarbeitung (Informations-Logistik). Die Bedeutung des Kostensenkungspotentials der Logistik zeigt sich auch darin, dass die Produktivitätsreserven im Produktionsbereich vielfach bereits erschöpft sind. Möglichkeiten zur Produktivitätssteigerung werden künftig viel mehr im Nicht-Produktionsbereich gesehen, v. a. im Bereich der Verwaltung sowie der Logistik. Rationalisierungsmaßnahmen wie etwa die Standardisierung, die Ausnutzung von Größendegres- sionseffekten, die Nutzung des technischen Fortschritts und v. a. der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien, die aus dem Produktionsbereich seit langem bekannt sind, bieten im Bereich der Logistik noch große Anwendungschancen. Die gesamten Kosten eines Logistiksystems ergeben sich als Summe der Kosten der logistischen Subsysteme. ln Abb. 1 sind die wichtigsten Einflußgrößen der Kosten der (marketing- )logistischen Subsysteme aufgeführt. Ihre Ausprägungen bestimmen die Höhe der Logistik-Kosten. Gleichzeitig bestimmen sie das Service-Niveau, das das Logistiksystem zu realisieren in der Lage ist (Lieferservice). Unterschiedliche Serviceniveaus bedingen daher unterschiedliche Niveaus der Logistik-Kosten. Insofern besteht ein Austauschverhältnis zwischen dem angestrebten Lieferserviceniveau und den Logi- stik-Kosten(„Kosten-Service-Trade-off“). Die Beurteilung von Logistiksystemen kann deshalb niemals allein anhand der Logistik- Kosten erfolgen. Vielmehr ist zwischen dem Leistungsniveau des Systems, (i. a. Serviceniveau) auf der einen Seite und den zu seiner Erreichung aufgewandten Logistik-Kosten auf der anderen Seite zu unterscheiden. Aus der Vielfalt von Gestaltungsmöglichkeiten der logistischen Subsysteme gilt es zunächst zu bestimmen, welche Kombinationen welche Lieferserviceniveaus aufweisen. Bspw. erreichen u.a. die Kombinationen A, B, C und D mAbb. 2 alle das Serviceniveau li. Sie werden deshalb im Hinblick auf dieses Niveau als effektiv bezeichnet. Bei einem Vergleich der dafür jeweils aufzuwendenden Kosten stellt sich heraus, dass unter allen Kombinationen die li-effektiv sind, die Kombination A die geringsten Kosten aufweist, das Kosten-Leistungs-Verhältnis also am günstigsten ist. Diese Eigenschaft bezeichnet man als Effizienz. Deshalb gilt es stets, die effizienten Kombinationen für unterschiedliche Serviceniveaus zu identifizieren. In der Abb. 2 ist dieser Zusammenhang in stark vereinfachter Form skizziert.
Von großer Bedeutung für derartige Logistikentscheidungen ist das Gesamt- oder Totalkostendenken, weil Logistiksysteme von einer Vielzahl von Kostenkonflikten gekennzeichnet sind. Kostensenkungen in einem Teilsystem bewirken häufig Kostensteigerungen in einem anderen Teilsystem („Kosten-Trade-off“). Abb. 3 gibt Beispiele für derartige Kostenverläufe in Logistiksystemen wieder. Logistisches Denken setzt die Berücksichtigung der in einem System herrschenden Kostenkonflikte voraus. Die Kenntnis dieser tendenziellen Kostenzusammenhänge liefert Anhaltspunkte für die detaillierte Kostenanalyse in einer konkreten Entscheidungssituation. Das Gesamt- oder Totalkostendenken zeigt sich bspw. im Zusammenhang mit dem Einsatz von Luftfracht. Betrachtet man allein die Frachtkosten, so ist die Verwendung von Luftfracht nur für sehr wenige Güter gerechtfertigt. Berücksichtigt man jedoch die Wirkung der Luftfracht auf die gesamten Logistik-Kosten, so ergibt sich für ihren Einsatz ein wesentlich günstigeres Bild, weil dadurch die Kosten eines dezentralen Depotsystems, hohe Lagerbestände und dergleichen u.U. erheblich, reduziert werden können. Logistisches Denken bedeutet also stets sowohl Kosten- als auch Leistungsdenken. Logistik-Kosten sind nur dann gerechtfertigt, wenn ihnen entsprechende Logistik- Leistungen gegenüber stehen. Die Frage, welches Niveau Logistik-Kosten und Logi- stik-Leistungen aufweisen sollen, läßt sich nicht durch eine exakte Optimierungsrechnung beantworten. Vielmehr kommt es darauf an, alle Logistikentscheidungen auf die Wettbewerbsstrategie auszurichten (Marketing-Logistik-Strategie ). Die Struktur der Logistik-Kosten, d.h. das Verhältnis fixer und variabler Kostenanteile, hängt v. a. von dem Anteil selbsterstellter gegenüber fremdbezogenen Logistik-Leistungen ab. Je mehr von einem eigenen und selbst betriebenen Logistiksystem zu einem Fremdbezug logistischer Dienstleistungen (Auslagerung) übergegangen wird (Logistik-Dienstleister) desto mehr werden fixe Bestandteile der Logistik-Kosten zu variablen Logistik-Kosten „mobilisiert“. Außerdem werden die Logistik-Kosten damit zurechenbar und können als festes Element der Wirtschaftlichkeitsrechnung eingeplant werden, während die Ermittlung der Kosten bestimmter logistischer Leistungen in einem eigenbetriebenen Logistiksystem angesichts der Zurechnungsproblematik mit erheblichen Unsicherheiten behaftet ist (Marketing-Logistik-Controlling). Schließlich weisen Logistik-Dienstleister strukturelle
Vorteile auf, die eine Auslagerung von Logistikfunktionen von Industrie- und Handelsunternehmen zunehmend vorteilhaft erscheinen lassen. Hierzu gehört u. a. das Angebot flächendeckender Verkehre, die Möglichkeit der Transportkonsolidierung (" Transportplanung) sowie die Erweiterung des Leistungsangebots auf vielfältige Elemente des Kundenservices. //
Literatur: Pfohl, H.-Chr., Logistiksysteme, 3. Aufl., Berlin u.a. 1988. Weber,]., Logistikkostenrechnung, Berlin u. a. 1987.
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