drückt die (nicht gesetzlich geregelte) Vorstellung von perzipierter Gerechtigkeit aus. Unterschieden werden verschiedene Fairness-Formen: Distributive, prozedurale und interaktive Fairness.
(1) Die distributive Fairness oder Verteilungsgerechtigkeit betrifft die Aufteilung von materiellen oder immateriellen Gütern oder Lasten. Je nach Situation werden unterschiedliche Prinzipien als fair erachtet. Gemäss dem Leistungsprinzip gelten Verteilungen als gerecht, wenn sie proportional zu den individuellen Beiträgen vorgenommen werden. Empirisch ist das meist in Situationen der Fall, wenn die Leistung genau gemessen und zugerechnet werden kann und wenn es sich um entfernte soziale Beziehungen handelt. Gemäss dem Gleichheitsprinzip erhalten alle relevanten Personen einen gleich hohen Anteil an Gütern oder Lasten. Empirisch gilt das Gleichheitsprinzip meist in engeren Sozialbeziehungen sowie in Situationen, in denen die Einzelleistung schlecht gemessen und zugerechnet werden kann. Gemäss dem Bedarfsprinzip misst sich Fairness daran, ob die spezifischen Bedürfnisse einer Person in die Entscheidung mit einbezogen werden. Das Bedarfsprinzip gilt meist nur in sehr engen sozialen Beziehungen wie etwa in der Familie.
(2) Die prozedurale Fairness betrifft die Verfahren, die zur Aufteilung von Gütern oder Lasten führen. Empirische Forschung hat gezeigt, dass ein Verfahren dann als fair betrachtet wird, wenn es die Merkmale der Konsistenz (für alle Personen in allen vergleichbaren Situationen wird dasselbe Verfahren angewandt), der Unparteilichkeit (die Stelle, welche die Entscheidung über eine Verteilung fällt, ist unvoreingenommen), der Korrigierbarkeit (es kann Einspruch erhoben werden, wenn gute Gründe dafür vorliegen), der Genauigkeit (die Entscheidung wird auf Grundlage aller relevanten Informationen gefällt) und der Partizipation (die vom Entscheid betroffenen Mitarbeiter haben eine Mitsprachemöglichkeit) aufweist.
(3) Die interaktive Fairness betrifft nicht die Ausgestaltung der Verfahren, sondern das Ausmass der respektvollen Behandlung in Ausübung der Verfahren. Siehe auch Managing Motivation (mit Literaturangaben).
Literatur: Greenberg, J. The quest for justice an the job: essays and experiments, London1996; Osterloh, M., Weibel, A. Investition Vertrauen, Gabler (im Druck); Tyler, T. R., Blader, S. L. Cooperation in Groups: Procedural Justice, Social Identity, and Behavioral Engagement, Philadelphia 2000. Internetadressen: http://www.fairness stiftung.de/ http://www.psych.nyu.edu/tyler/lab/
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