befassen sich mit der Interdependenz zwischen dem ökonomischen und dem politischen Subsystem moderner, hoch industrialisierter, demokratischer Gesellschaften und stellen einen Schwerpunkt der Neuen Politischen Ökonomie dar. Ausgangspunkt bildet dabei die Idee des politisch-ökonomischen Zusammenhanges. Demzufolge treffen die (nutzenmaximierenden) Wähler ihre Wahlentscheidung so, dass diejenige Regierung an die Macht kommt (oder an der Macht bleibt), die den Präferenzen der Mehrheit der Wählerschaft am ehesten entspricht. Um wiedergewählt zu werden, muss die Regierung entsprechend den Präferenzen der Mehrheit der Wähler (insbes. vor allgemeinen Wahlen) handeln. Damit ergibt sich das in der Abb. dargestellte Schema eines einfachen politisch-ökonomischen Gesamtmodells. Im unteren Teil der Abb. ist angedeutet, dass die Wirtschaftslage eines Landes, die in vereinfachter Form durch den Verlauf bedeutender makroökonomischer Variablen (Inflation, Arbeitslosigkeit, verfügbares Einkommen) dargestellt werden kann, auf die Entscheidung der Wähler einwirkt, sich für oder gegen die Regierung bei allg. Wahlen oder Popularitätsumfragen auszusprechen. Mit dem Einsatz der wirtschaftspolitischen Instrumente (oberer Teil der Abb.), die ganz allgemein die Verbindung zwischen dem Handeln der Regierung und der öffentlichen Verwaltung (Bürokratie) sowie dem Wirtschaftsablauf herstellen, versucht die Regierung, auf den wirtschaftlichen Sektor Einfluss zu nehmen, um dadurch ihre Wiederwahl zu sichern oder, falls sie dies nicht nötig hat, andere (ideologische) Ziele zu verfolgen. Im Unterschied zur traditionellen Vorgehensweise in der Ökonomik wird bei den politisch-ökonomischen Gesamtmodellen der Versuch unternommen, eine positive Theorie zu formulieren, d.h., das tatsächliche (beobachtbare) Wähler-, Regierungsund Bürokratieverhalten zu analysieren und zu erklären. Dabei wird von dem eigennützigen Handeln aller Entscheidungsträger (auch dem der politischen Unternehmer) ausgegangen:
Eine Veränderung der wirtschaftlichen Lage beeinflußt die Einstellung der Wähler (insbes. der Wechselwähler) gegenüber der Regierung. Eine Verschlechterung (Verbesserung) der wirtschaftlichen Situation wird im wesentlichen der amtierenden Regierung angelastet (zugute gehalten) und kann sich somit auf die Entscheidung der Wähler auswirken, sich in verstärktem Maße gegen (oder für) die Regierung auszusprechen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass (wie aus zahlreichen empirischen Untersuchungen über den Wahlerfolg einer Regierung und der konjunkturellen Lage eines Landes hervorgeht) die Wähler zurückliegende wirtschaftliche Zustände mehr und mehr vergessen, m.a.W. die vergangene wirtschaftliche Entwicklung diskontieren. Eine Regierung, die diese Zusammenhänge kennt, wird daher Umfragen, in denen sich die Einschätzung der Wählerschaft und deren Abhängigkeit von der konjunkturellen Lage über sie selbst widerspiegelt (z.B. Popularitätsumfragen), als Indikator für den zukünftigen Wahlausgang verwenden. Bei einem Absinken ihrer Popularität wird die Regierung daher bestrebt sein, durch solche wirtschaftspolitischen Maßnahmen wie Steuersenkungen und/oder Erhöhungen der Transferzahlungen wieder einen Popularitätsgewinn zu erzielen. Dies gilt insbes. dann, wenn die Wiederwahl keineswegs sicher erscheint und die Wahlen unmittelbar anstehen. Befindet sich die Regierung dagegen in einer sehr günstigen Situation, so kann die Regierung solche wirtschaftspolitischen Maßnahmen vornehmen, die in sehr viel stärkerem Maße ihrer ideologischen Auffassung entsprechen. Dieses Verhalten der Regierung kann anhand des Einsatzes der ihr zur Verfügung stehenden Instrumente überprüft werden, denn es wird davon ausgegangen, dass die Regierung z.B. im Falle der Wiederwahlgefährdung mit ihren Instrumenten so auf die Wirtschaftslage einwirkt, dass sich diese nach Einschätzung der Wählerschaft verbessert. Empirische Untersuchungen, die für die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien, Australien und die BRD durchgeführt wurden, bestätigen einen derartigen Einsatz der wirtschaftspolitischen Instrumente eindeutig. Mit Hilfe derartiger Modelle gelangt man zu einer neuen politisch-ökonomischen Theorie, die z.B. Konjunkturzyklen erklären kann. Die empirisch getesteten Hypothesen über die Interaktion der Entscheidungsträger wurden in ein ökonometrisches Gesamtmodell integriert. Dieses neue politisch-ökonomische Gesamtmodell erlaubt methodisch befriedigendere und empirisch wesentlich exaktere Prognosen als die bisher verwendeten ökonometrischen Gesamtmodelle. Literatur: Schneider, F., Frey, B.S. (1988). Schneider, F. (1978). Frey, B.S. (1977)
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