sollen im weitesten Sinne wissenschaftlich begründete Aussagen über die zukünftige Struktur und Grösse einer Bevölkerung sowie über den Prozess vermitteln, über den sich die Entwicklung vollzieht. Über die Notwendigkeit immer exakterer Bevölkerungsvorausberechnungen für die Planung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Bereiche (Bevölkerungsökonomie) besteht oftmals Einigkeit, dagegen werden die Möglichkeiten exakter Vorausberechnungen und die Berechtigung, sie in Planungen zu verwerten, sehr unterschiedlich eingeschätzt. Häufig werden drei Arten von Bevölkerungsvorausberechnungen unterschieden: • Modellrechnungen, • Prognosen i. e. S. • Projektionen. (1) Modellrechnungen sollen über die Situation informieren, die sich einstellen würde, wenn die zugrundegelegten Annahmen über die Bevölkerungsstruktur und den Bevölkerungsprozess zu träfen. Mit ihnen wird vor allem das Ziel verfolgt, Anhaltspunkte über denkbare langfristige Bevölkerungsentwicklungen zu gewinnen. (2) Mit Prognosen i.e.S. wird beabsichtigt, die aus heutiger Sicht wahrscheinlichste künftige Bevölkerungsentwicklung für einen relativ kurzen Zeitraum (z.B. 10-12 Jahre) anzugeben, z.T. unter Berücksichtigung von Bandbreiten (Ober- und Untergrenzen) der Entwicklung. Die Sicherheit der Berechnungen hängt in den meisten Fällen davon ab, welche Altersgruppen (Altersstruktur) für den Prognosezeitraum vorausgeschätzt werden. Prognosen über die Besetzung mittlerer und älterer Altersklassen lassen sich im allgemeinen genauer treffen, weil die betreffenden Personen bereits leben. Dagegen sind Prognosen über die Zahl der bspw. in den nächsten 10-12 Jahren geborenen Kinder mit sehr viel grösserer Unsicherheit verbunden (Fertilitätsökonomik, Geburtenentwicklung). Mit der Unterteilung zwischen Modellrechnungen und Prognosen i.e.S. soll vor allem dem Sachverhalt Rechnung getragen werden, dass letztlich nur kleine Ausschnitte aus der sozialen Wirklichkeit echten Vorausschätzungen zugänglich sind. Eine scharfe Abgrenzung zwischen Modellrechnungen und Prognosen 1. e.S. ist jedoch in der Praxis nicht immer möglich. (3) Während Modellrechnungen und Prognosen keine Zielvorgaben der Bevölkerungsentwicklung enthalten, ist genau dies der Inhalt von Bevölkerungsprojektionen. Ihre Aufgabe ist es, diejenigen Bevölkerungsstrukturen und -prozesse offenzulegen, die erforderlich sind, um das vorgegebene Bevölkerungsziel zu erreichen. Das Statistische Bundesamt der Bundesrepublik Deutschland hat im Rahmen verschiedener Modellrechnungen versucht, die Bevölkerungsentwicklung für die Bundesrepublik bis zum Jahr 2030 vorauszuberechnen. Im Rahmen der sog. Status-quo-Variante wurden folgende Annahmen zugrunde gelegt: konstante Nettoproduktionsraten des Jahres 1978 mit einem Wert von 0,627 sowie konstante Sterblichkeitsverhältnisse der Jahre 1976/78 (Sterblichkeit) und ein nach Geschlecht und Alter ausgeglichener Wanderungssaldo (Wanderungen). Unter diesen Bedingungen würde die deutsche Bevölkerung bis zum Jahre 2030 kontinuierlich abnehmen: von 54,89 Mio. (1990) über 52,14 Mio. (2000), 47,93 Mio. (2010) und 43,34 Mio. (2020) auf 38,28 Mio. (2030). Literatur: Der Bundesminister des Innern (Hrsg.), Bericht über die Bevölkerungsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland, 1. Teil, Bonn 1990; Teil, Bonn 1984.
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