Teil der Energiewirtschaft, der sich mit der Erzeugung, dem Transport und der Verteilung elektrischer Energie befasst. Neben der öffentlichen Elektrizitätswirtschaft, die den eigentlichen Elektrizitätsmarkt, d.h. die Versorgung Dritter mit Elektrizität bestreitet, kommt ein allerdings im Zeitablauf rückläufiges Gewicht (1960 knapp 40%, 1992 nur noch 14,9% der Erzeugung) der sog. industriellen Kraftwirtschaft sowie den Eigenanlagen der Bundesbahn zu. Die Elektrizität hat in ihrer knapp einhundertjährigen Geschichte eine ständig wachsende Bedeutung für die Energiebedarfsdeckung erlangt. Mit rd. 50% ist die Industrie immer noch der bedeutendste Stromverbraucher. Gut 25% benötigen inzwischen die privaten Haushalte. Gut 1/3 des gesamten Energieaufkommens entfällt derzeit in der BRD insgesamt auf den Einsatz im Kraftwerksbereich. Grössten Anteil an der Stromerzeugung haben (1991) die Steinkohle (27%), die Braunkohle (29%) und die Kernenergie (27%); der Einsatz von Erdgas (8%) und Heizöl (2%) ist dagegen stark rückläufig. Die Einsatzverhältnisse spiegeln allerdings nicht allein die ökonomische Vor- teilhaftigkeit der einzelnen Energieträger zur Stromerzeugung wider, sondern sind auch das Ergebnis erheblicher staatlicher Interventionen (vor allem zugunsten der inländischen Steinkohle und zu Lasten des Mineralöls). Zwar sind bei der Stromerzeugung beträchtliche Umwandlungsverluste (mindestens 60%) in Kauf zu nehmen, doch ist zu berücksichtigen, dass eine Reihe von Energieträgern überhaupt nur (Kernenergie, Wasser) zur Stromerzeugung eingesetzt, andere(Braunkohle, Steinkohle) zum grossen Teil nur über die Stromerzeugung vermarktet werden können. Entscheidend ist jedoch, dass über den Stromerlös sowohl die hohen Kosten für Brennstoffeinsatz und den Kapitaleinsatz im Bereich der Erzeugung ferner die ebenso hohen Kosten für Fortleitung und Verteilung gedeckt werden. Die Elektrizitätswirtschaft ist durch eine hohe Konzentration gekennzeichnet, wobei diese in der Verteilung weniger ausgeprägt ist als in der Erzeugung. Auf die neun Gesellschaften, die das überregionale Verbundnetz in den alten Bundesländern besitzen, entfällt ein Marktanteil im Erzeugungsbereich von knapp 70%; weitere 20 Unternehmen (Regiox nalverteilung, grossstädtische Versorgung) decken rd. 20%. Im Verteilungsbereich halten 15 (von 700 in der Statistik aufgeführten) Unternehmen einen Marktanteil von knapp 50%, 33 Gesellschaften einen Anteil von rd. 90%. Auf der örtlichen Verteilungsstufe werden von den Stromversorgungsunternehmen häufig im Energiequerverbund auch Gas und/ oder Fernwärme angeboten; auch die Verflechtung mit Wasserversorgung und Nahverkehr ist typisch. In den neuen Bundesländern wird die Elektrizitätsversorgung derzeit unter massgeblicher Beteiligung westdeutscher Elektrizitätsversorgungsunternehmen neu strukturiert. Im Erzeugungsbereich dürfte in Zukunft weiterhin die Braunkohle dominieren, und zwar konzentriert auf eine oder zwei Gesellschaften). Steinkohle (in Küstennähe) und Erdgas (in kommunalen Kraft-Wärme-Kopp- lungsanlagen) kommen eher eine ergänzende Funktion zu. Die Erzeugungsstufe wird ergänzt durch eine Reihe von Regionalversorgern sowie eine Vielzahl von kommunalen Verteilerunternehmen, die teilweise im Querverbund mit Gas, Fernwärme und/oder auch öffentlichem Nahverkehr und Wasserversorgung betrieben werden. Relevanter als die Anzahl der Unternehmen auf den jeweiligen Marktstufen ist jedoch die Tatsache, dass die Elektrizitätsversorgungsunternehmen aufgrund wettbewerbsrechtlicher Ausnahmetatbestände (§ 103 ff. GWB) sich ihre Versorgungsgebiete durch Absprachen gegeneinander absichern dürfen und damit Gebietsmonopole besitzen. Um einen Missbrauch dieser Monopolstellung, die durch eine relativ geringe Substitutionselastizität noch verstärkt wird, zu verhindern, sind besondere staatliche Kontrollmechanismen (Energierecht) geschaffen worden, die es vor allem gestatten, in die Preisbildung regulierend einzugreifen. Die Elektrizitätswirtschaft weist in ihrer Eigentümerstruktur einen sehr hohen Anteil von Gebietskörperschaften auf. Daher dominieren neben den Unternehmen, die sich ausschliesslich im Eigentum der öffentlichen Hand befinden (Bund, Länder, Kommunen), die sog. gemischtwirtschaftlichen Unternehmen. Literatur: Gröner, H., Elektrizitätsversorgung, in: Oberender, P. (Hrsg.), Marktstruktur und Wettbewerb in der Bundesrepublik Deutschland, München 1984 Schulz, W., Ordnungsprobleme der Elektrizitätswirtschaft, München 1979.
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