bezeichnet den Sachverhalt, dass eine Information, die ein Sender an einen Empfänger ( Kommunikationsmodell) schickt, diesen nur in unvollständiger oder verfälschter Form erreicht. Gemäss ihrem Entstehungsort unterscheidet man: (1) Störungen im Kommunikationskanal: Dort treten insb. physikalische Störungen, ein sog. Rauschen, auf, die die Übertragung von Signalen betreffen. Sie lassen sich durch technische Massnahmen, wie z.B. Abschirmung oder Modulation, beseitigen bzw. vermindern. Eine weitere Möglichkeit, den Schaden derartiger Störungen einzugrenzen, besteht darin, Informationen mit einer ausreichenden Redundanz zu versehen, damit diese auch in einem gestörten Kanal noch vollständig vom Empfänger verstanden werden können. Eine weitere Störungsquelle kann im Fall der mehrstufigen, vermittelten Kommunikation beim Kommunikationsvermittler liegen ( Kommunikationsstruktur, Kommunikationsnetze), wenn dieser bewusst oder unbewusst eine Filterung vornimmt oder einem information overload ausgesetzt ist. Störungen dieser Art lassen sich durch Umgehung der Vermittlungsstufe (bypassing) vermeiden (z.B. Umgehung der Hierarchie bei Kommunikation in Organisationen durch direkte Kontaktaufnahme). (2) Strukturbedingte Kommunikationsstörungen: Störungen, deren Ursache in der Kommunikationsstruktur liegt, sind insb. bei formaler Kommunikation anzutreffen, wenn die vorgegebene nicht mit der realen Kommunikationsstruktur übereinstimmt und keine Beziehung zur informalen Kommunikationsstruktur aufweist; denn organisa- tionale Kommunikation bildet sich gemäss der Organisationsaufgabe und nach den sozialen Kommunikationsbedürfnissen der Organisationsmitglieder zueinander. Die Gestaltung und Durchführung der Organisationsaufgabe sowie die sozialen Beziehungen verändern sich in einem ständigen Prozess, so dass immer wieder eine Anpassung der formalen Kommunikationsstruktur notwendig wird, wenn diese ihrer Funktion auch weiterhin entsprechen soll ( Kommunikationsfunktion). Eine Netzwerkanalyse als Teil der Kommunikations analyse ist geeignet, diese Art von Störungen aufzudecken (communication audit). (3) Semiotische Kommunikationsstörungen: In der Semiotik begründete Kommunikationsstörungen betreffen das Verständnis des Kommunikationsinhaltes. Informationen können durch das Individuum auf der syntaktischen (Ordnung der Zeichen), der semantischen (Bedeutung der Zeichen, gemeinsame Sprachc) und der pragmatischen Ebene (mit dem Kommunikationsinhalt verbundener Zweck) missverstanden werden. Diese Störungen lassen sich entweder auf die Abfassung der Information durch den Sender oder auf die Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten des Empfängers zurückführen. Eine funktionsgerechte und effiziente Kommunikation ist nur möglich, wenn Kommunikationsstörungen in allen drei Bereichen weitgehend vermieden werden. Voraussetzung für die Störungsbeseitigung bzw. -Vermeidung ist eine Kommunikationsanalyse, die nicht einseitig einen Störungsbereich untersucht und andere vernachlässigt. Möglichkeiten zur Überwindung von Kommunikationsstörungen liegen in der Erhöhung der Redundanz, in der Verbesserung der Ausstattung mit Kommunikationstechnik sowie in Massnahmen der Reorganisation und Organisationsplanung, der Organisationsentwicklung und der Ausbildung. Literatur: Coenenberg, A. G., Die Kommunikation in der Unternehmung, Wiesbaden 1966. Watzla- wick, P. u. a., Menschliche Kommunikation, 8. Aufl., Bern u.a. 1990. Wahren, H. K., Zwischenmenschliche Kommunikation und Interaktion in Unternehmen, Berlin 1987.
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