Konvergenz heißt allgemein: Angleichung. Die Angleichung kann sich beziehen auf die Wirtschaftskraft von Ländern (z. B. der von Deutschland und Portugal), die Wirtschaftskraft von Regionen (z. B. der von Bayern und Mecklenburg-Vorpommern), ökonomische Leitgrößen von Ländern (z. B. die langfristigen Zinsen in Deutschland und Italien).
Angleichung des Entwicklungsniveaus oder bestimmter Strukturmerkmale verschiedener Volkswirtschaften. In der modernen Wachstumstheorie wird damit die für viele Lander festzustellende Annäherung an ein gemeinsames steady state growth bezeichnet. Sie kann auch als Systemkonvergenz die Angleichung der Wirtschaftsordnungen (Wirtschaftssystem) unterschiedlicher Gesellschaftssysteme bedeuten. Jan TINBERGEN (1959) hat die sog. Konvergenztheorie begründet. Sie geht von einer einfachen Überlegung aus. Die Wirtschaftstheorie erlaubt es, für ein jeweiliges Zielsystem eine optimale Kombination von Institutionen, eine optimale - Wirtschaftsordnung abzuleiten. Wenn nun in unterschiedlichen Gesellschaften gleiche oder zumindest ähnliche Zielvorstellungen vorliegen, dann folgt aus dem angenommenen Rationalverhalten die Konvergenz der Wirtschaftsordnungen. Die historischen Entwicklungen in den kapitalistischen und sozialistischen Wirtschaftssystemen schienen in den 60er Jahren diese Konvergenzhypothese zu bestätigen. Im Osten versuchte man durch Dezentralisierung und Einführung von Quasi-Marktelementen die erstarrte Ordnung zu flexibilisieren. Im Westen war die Rolle des Staates gewaltig angewachsen, und einige Lander experimentierten mit Formen zentraler Planung. Die weitere Entwicklung verlief jedoch anders. Das sozialistische Wirtschaftssystem ist zusammengebrochen, und im - Kapitalismus wird Deregulierung angestrebt und versucht, staatliche Unternehmen zu privatisieren (Privatisierung). Trotzdem wird wieder von Konvergenz gesprochen. Die Transformation der sozialistischen Wirtschaftsordnungen Osteuropas in kapitalistische Marktwirtschaften entspricht, nachdem einmal die politischen Schranken für Rationalität weggefallen sind, den Erwartungen der Konvergenztheorie TINBERGENs. Literatur: Dallago, B. u.a. (1992). Wagener, H.-J. (1979)
Bez. f. d. Annäherung verschiedener Volkswirtschaften hinsichtlich ihres gesamtwirtschaftlichen Entwicklungsniveaus. Sie kann anhand einer Vielzahl ökonomischer Meßgrößen ausgedrückt werden, wie durch die Wirtschaftswachstumsrate, Arbeitslosenquote, Steigerungsrate der Arbeitsproduktivität u. a. m. Vgl. Konvergenzkriterien der WWU.
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