weist insb. auf die Bedeutung der Liquidität der Wirtschaftssubjekte hin. Steigen z.B. bei zunehmender Konjunktur die Investitionsvorhaben, so werden Forderungsrechte durch Geschäftsbanken monetisiert, deren Geldangebot sich damit erhöht. Wie von der Banking-Theorie wird also auch von der Liquiditätstheorie das Geld als passives Medium gesehen, das nicht selbst irgendwelche wirtschaftlichen Aktivitäten anregt. Vielmehr setzt eine steigende Geldmenge eine erhöhte Wirtschaftsaktivität voraus. Aber nicht nur die Geldmenge ist entscheidend für die Umsatzmöglichkeiten in einer Volkswirtschaft, sondern auch die Geldsubstitute (Geldsurrogate), die ebenso wie Geld als Zahlungsmittel dienen. Als Geldsubstitute gelten Zahlungsanweisungen (Schecks, Reiseschecks), Zahlungsverpflichtungen (Wechsel) und Kreditkarten, die also nach traditioneller Auffassung nicht zu den Geldmengenarten gerechnet werden. Kreditkarten stellen dabei eine Besonderheit dar, da sie nicht eigentlich zu einer Zahlung führen, sondern eher zu einer Kreditaufnahme; diese wird zusammen mit anderen Forderungen und Verbindlichkeiten verrechnet, und nur in Höhe des Saldos aller Kontenvorgänge eines Wirtschaftssubjektes führt sie bei einer Verrechnungsstelle zu einer Zahlung. Die Liquidität der Wirtschaftssubjekte, die unmittelbar zu Zahlungen eingesetzt werden kann, setzt sich sowohl aus Geld wie auch aus Geldsubstituten zusammen. Es wird deshalb für die Geldnachfrage auch manchmal eine Kreislaufgeschwindigkeit der Liquidität formuliert, der die gleiche Bedeutung wie der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zukommt. Die Liquiditätstheorie beschreibt die Beziehung zwischen monetärem und realwirtschaftlichem Bereich einer Volkswirtschaft durch das Liquiditätssaldo-Konzept, das Kre- ditverfügbarkeitskonzept und das Konzept der subjektiven Liquiditätseinschätzung individueller Wirtschaftssubjekte). (1) Nach dem Liquiditätssaldo-Konzept ist die Beziehung zwischen gebundener Liquidität und der Summe aller Liquiditätssalden (Summe aus aktuellen und potentiellen Beständen an Zentralbankgeld, also im Prinzip: Mindestre- serveeinlagen der Geschäftsbanken einschl. der freien Liquiditätsreserven, d.h. die Zentral- bankgeldmengenbereitstellung) für monetäre Wirkungen entscheidend. Steigt der Liquiditätssaldo durch restriktive geldpolitische Massnahmen an, so sinkt tendenziell das Kreditangebot bei steigendem Zinsniveau. Diese steigenden Kreditkosten führen so zu einer Reduktion der Kreditnachfrage und damit des Kreditvolumens auf dem Kreditmarkt. (2) Aber auch das Kreditverfügbarkeits- konzept mit seiner Wirkung auf das Kreditangebot spielt eine Rolle. Danach sinkt bei steigendem Kreditangebot das Zinsniveau, so dass für Kreditgeber die Opportunitätskosten für alternative Anlagen steigen; statt Kredite zu vergeben, werden nun die potentiellen Kreditanbieter ihre Nachfrage nach Wertpapieren steigern, so dass das Kreditangebot tendenziell wieder reduziert wird. Im Prinzip gehen in dieses Konzept also auch Überlegungen der Portfoliotheorie ein. (3) Nach dem Konzept der subjektiven Liquidität schliesslich werden das "Gefühl finanzieller Bewegungsfreiheit" (Günter Schmöl- ders) der Wirtschaftssubjekte und damit ihr Verhalten durch geldpolitische Massnahmen beeinflusst. Die Liquiditätstheorie geht auf Untersuchungsergebnisse des Radcliffe-Reports von 1959 zurück. Ihre deutschen Begründer sind Claus Köhler, Günter Schmölders und Wolfgang Stützel. Literatur: Committee on the Working of the Monetary System, Report, London 1959. Schmölders, G. , Von der "Quantitätstheorie" zur "Liquiditätstheorie" des Geldes, in: Dürr, E. (Hrsg.), Geld- und Bankpolitik, Köln, Berlin 1969, S. 77 ff. Deutsche Bundesbank, Zentralbankgeldmenge und freie Liquiditätsreserven der Banken, Monatsberichte, 26. Jg. (1974), Nr. 7, Frankfurt a.M., S. 14 ff.
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