betont die Liquiditätsdisposition der Geschäftsbanken und die daraus resultierende Versorgung der Wirtschaft mit Bankkrediten, wogegen die Rolle einer wie auch immer abgegrenzten - Geldmenge in den Hintergrund tritt und sie eher als Resultante, denn als Bestimmungsfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung angesehen wird. Eine Liquiditätstheorie des Geldangebots gibt es folglich nur in dem indirekten und eingegrenzten Sinne, dass die Kreditgewährung der Banken die (empirisch wichtigste) Quelle für Änderungen der Geldmenge darstellt. Ausgehend von der konsolidierten Bilanz des Bankensystems kann nämlich für die Geldmenge die folgende »Entstehungsgleichung« geschrieben werden:
(1) M=K-GK+NZ+FA (M = Geldmenge, K = Bankkredite an inländische Nichtbanken, GK = Geldkapital bei Geschäftsbanken aus inländischen Quellen, NZ = Nettoforderungen der Zentralbank gegenüber inländischen Nichtbanken, FA = Nettoforderungen des Bankensystems gegenüber dem Ausland.) Die Liquiditätsdisposition der Geschäftsbanken bezieht sich auf den Liquiditätssaldo L und seine Komponenten:
(2) L =LM+LF = LM + LC + LG + LR (LM = Mindestreserve-Soll, LF = freie Liquiditätsreseven, bestehend aus LÜ = Überschußreserven und, soweit in der Währungsordnung vorgesehen, LG = inländische marktregulierte Geldmarkttitel, LR = offene Refinanzierungskontingente, d.h. von der Zentralbank vorgegebene Refinanzierungskontingente abzüglich bereits vorgenommener Refinanzierungen). Für eine vollständige Beschreibung der Liquiditätsdisposition müssen getrennte Verhaltensfunktionen für die einzelnen Komponenten des Liquiditätssaldos gemäss
(2) gegeben sein. Hier genügt jedoch die Angabe einer Verhaltensfunktion für den gesamten Liquiditätssaldo:
Unter der üblichen Annahme, dass die Nachfrage der Banken nach Liquidität homogen vom Grade Eins in bezug auf die Kundeneinlagen E bei den Geschäftsbanken ist, gilt L = L() • E, und man erhält eine Verhaltensfunktion für die von den Banken angestrebte Liquiditätsquote LQ = L/E:
· Mindestreservesatz r (= LM/E): Setzt die Notenbank einen höheren Satz fest, sind die Banken zu einer Erhöhung ihres Mindestreserveguthabens gezwungen. · Kredit(»Soll«)zins iK: Er ist Ausdruck der Alternativkosten der Liquiditätshaltung, da jede in Form von Liquidität gehaltene und nicht als Kredit ausgeliehene Geldeinheit ceteris paribus einen Zinsentgang in Höhe von iK verursacht. · Einlagen(»Haben«)zins iE: Die auf Kundeneinlagen zu zahlenden Zinsen müssen die Banken im Kreditgeschäft erst verdienen. Je höher iE ist, desto weniger kann eine Bank es sich leisten, Mittel der lukrativsten Form ihrer Verwendung, der Kreditvergabe, zu entziehen. · Zins auf Liquiditätsanlagen iL: Soweit die Banken liquide Mittel in verzinslicher Form halten können (z.B. als marktregulierte Geldmarkttitel), stellt der darauf entrichtete Zins eine Ertragskomponente der Liquiditätshaltung dar. · Refinanzierungssatz in: Zinssatz, der bei Beschaffung von Zentralbankgeld (»Refinanzierungen«) zu entrichten ist. Je höher er ist, desto kostspieliger ist die Refinanzierung, desto größer also die Neigung, die vorhandenen freien Reserven zu halten oder sie auszudehnen. · Erwartungen e: Banken als Treuhänder der ihnen anvertrauten Kundeneinlagen sind besonders risikoempfindlich und werden daher z.B. bei der Erwartung einer konjunkturellen Verschlechterung und damit steigendem Kreditrisiko ihre Mittel verstärkt in der sicheren Liquiditätsreserve belassen. Zur Ableitung der Implikationen für das Geldangebot sei vereinfachend angenommen, dass die Kundeneinlagen bei Banken ausschließlich aus Forderungstiteln bestehen, die (wie z.B. Sichteinlagen D) zur Geldmenge gerechnet werden (also E = D, das Geldkapital GK sei Null). Die Bilanzgleichung der Kreditinstitute lautet dann:
(5) L+K=E=D Die Liquiditätstheorie nimmt an, dass der Umfang des Liquiditätssaldos L von der Zentralbank bestimmt wird, also exogen ist:
(6) L = Lex Somit kann unter Beachtung der Verhaltensfunktion für die Liquiditätsquote
(4) das Kreditangebot der Banken K• abgeleitet werden:
Dies impliziert für das Angebot der Geschäftsbanken an Giralgeld, da D• = K• + LoX ist:
Ein Anstieg von LeX, iK, iE und ein Rückgang von r, iL, in erhöht das Angebot an Giralgeld. Man beachte, dass die gesamte Geldmenge neben dem Giralgeld noch Bargeld umfaßt. Das Angebot an Bargeld ist in
(8) nicht enthalten, weil Bargeld von der Zentralbank angeboten wird und
(8) sich nur auf das Geldangebot der Geschäftsbanken bezieht. Literatur: Duwendag, D. u.a. (1993)
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