[s.a. Kausalanalyse; LISREL] Die Pfadanalyse ist ein Verfahren der De-pendenzanalyse, das im Gegensatz zu den anderen Verfahren der Datenanalyse die Analyse von kausalen Beziehungen zum Ziel hat. Die Erforschung kausaler Zusammenhänge ist gerade im Marketing auf Grund der Vielzahl von Wirkungszusammenhängen, z.B. beim Einsatz der verschiedenen Marketinginstrumente, problematisch. Untersuchungen mit Hilfe der Korrelationsanalyse lassen keinen Rück-schluss auf eventuelle Kausalitäten zu; experimentelle Analysen (Experiment) erlauben auf Grund der meist vorherrschenden Laborbedingungen nur begrenzt realitätsnahe Aussagen.
Die Pfadanalyse stellt demgegenüber ein nicht-experimentelles Verfahren der Kausalanalyse dar. Ausgangspunkt ist ein hypothetisches Kausalmodell, das anhand theoretisch vermuteter kausaler Abhängigkeitsbeziehungen zwischen den Variablen aufgestellt wird. Im Modell werden Anzahl und Status der Variablen sowie die Richtung (= der Pfad), in der die vermuteten Einflüsse wirken, festgelegt. Bei den Variablen wird zwischen abhängigen, unabhängigen und Residualvariablen unterschieden. Da nicht immer die abhängigen Variablen vollständig durch die unabhängigen erklärt werden können, bleibt u.U. ein nicht erklärbarer Rest, der Residualvariable oder Residuum genannt wird (vgl. Roth/Gosslar, 1979, S. 49). Das Kausalmodell wird grafisch in Form eines Pfaddiagramms dargestellt, in dem alle Beziehungen zwischen den Variablen abgebildet sind.
Die Pfeile zeigen die vermutete Richtung der Abhängigkeiten an. X4 ist die unabhängige, Xj_3 sind die abhängigen Variablen und E,_, die Residuen. Ausgehend von den empirischen Korrelationen zwischen den Modellparametern werden die einzelnen Pfadkoeffizienten p4j ermittelt. Mit ihrer Hilfe kann unter Berücksichtigung des Einflusses der Residuen E der Anteil der Varianz der abhängigen Variablen festgestellt werden, der kausal erklärbar ist.
Ein Anwendungsbeispiel im Marketing (vgl. Roth/Gosslar, 1979, S. 51ff.) istbspw. die Möglichkeit, auftretende Konflikte zwischen Herstellern und Händlern auf deren Ursachen wie Kommunikationsdefizite, Machtbeziehungen, Zieldivergenzen u.Ä. zu untersuchen.
In der Wirtschaftssoziologie: path analysis, auch: Depen-denzanalyse, auf der Regressions- und Korrelationsanalyse beruhende Modelle zur Untersuchung und Darstellung der Einflussbeziehungen in einer Menge von Variablen. Dabei werden direkte wie indirekte Wirkungen der Variablen aufeinander berücksichtigt. Die R wird insbesondere als Mittel zur Entwicklung von Kausalmodellen in der Soziologie angesehen.
ist den Methoden der multivariaten Analyse, insb. der Kausalanalyse zuzuordnen. Es geht dabei um die Prüfung des Vorhandenseins kausaler Beziehungen zwischen Variablen und ihre Quantifizierung. Ausgangspunkt ist ein Pfadmodell, in das drei Variablentypen aufgenommen werden: · exogene Variablen, die — wenn überhaupt nur von Variablen ausserhalb des Modells beeinflusst werden, · endogene Variablen, die als linear abhängig von exogenen und/oder endogenen Variablen (des Modells) postuliert werden, · Residualvariablen, die den Einfluss auf endogene Variablen repräsentieren, der nicht auf die im Modell verankerten endogenen und/oder exogenen Variablen zurückzuführen ist (nichterklärte Varianz). Die Modelle der Pfadanalyse sind nach mehreren Kategorien unterscheidbar: · Es werden entweder direkt beobachtbare oder indirekt und direkt beobachtbare Variablen betrachtet. · Die Variablen werden metrisch und/oder nichtmetrisch gemessen. · Es kann sich um rekursive Modelle handeln, in denen Kausalbeziehungen nur in einer Richtung auftreten, oder um nichtrekursive Modelle, in denen Wechselwirkungen und Rückwirkungsschleifen zugelassen werden. Das Pfaddiagramm (vgl. Abb.) erläutert den rekursiven Fall. Die Pfeile stellen kausale Beziehungen von der determinierenden zu der determinierten Variablen dar. Im nächsten Schritt wird das Modell in ein lineares Gleichungssystem transformiert. X2 = P2l X1 + P2e2 e2 X3 = P31 X1 4- P32 X2 + P3e3 e3 X4 = P41 X1 + P43 X3 + P4e4 e4 Quelle: Hildebrandt, L., Konfirmatorische Analysen von Modellen des Konsumentenverhaltens, Berlin 1983. Die Pfadkoeffizienten P gilt es alsdann zu schätzen. Sie sind als Quantifizierung der kausalen Beziehung zwischen zwei Variablen zu interpretieren; somit kann mit ihrer Hilfe sowohl die Frage beantwortet werden, ob eine kausale Beziehung vorliegt (Kausalanalyse), als auch diejenige, wie stark die Beziehung ist. Literatur: Hildebrandt, L., Konfirmatorische Analysen von Modellen des Konsumentenverhaltens, Berlin 1983. Hüttner, M., Informationen für Marketing-Entscheidungen, München 1979, S. 325 ff. Wold, H., Open Path Models with Latent Variables, in: Helmstädter, E./ Albach, H. (Hrsg.), Quantitative Wirtschaftsforschung, Tübingen 1977,S. 729 ff.
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