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Sozialisation

Siehe auch: Konsumentensozialisation

In der Wirtschaftssoziologie: Sozialisierung, selten auch deutsch: Vergesellschaftung, [1] Bezeichnung für den Prozess, durch den ein Individuum in eine soziale Gruppe eingegliedert wird, indem es die in dieser Gruppe geltenden sozialen Normen, insbesondere die an das Individuum als Inhaber bestimmter Positionen gerichteten Rollenerwartungen, die zur Erfüllung dieser Normen und Erwartungen erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die zur Kultur der Gruppe gehörenden Werte, Überzeugungen usw. erlernt und in sich aufnimmt. Wenn dieser Aneignungsprozess soweit geht, dass das Individuum die betreffenden Verhaltensstandards, Werte, Überzeugungen, Einstellungen usw. als seine „eigenen“ bzw. als „Selbstverständlichkeiten“ empfindet, spricht man von einer Internalisierung derselben. Der S.sprozess setzt unmittelbar nach der Geburt ein und führt durch die Internalisierung und Integration der von den wichtigsten Interaktionspartnern des Individuums während der Kindheits- und Jugendphase (Sozialisationsinstanzen) vermittelten Werte, Einstellungen, Rollenerwartungen usw. zum Aufbau des sozialen Selbst bzw. der sozialkulturellen Persönlichkeit. Obwohl einige Autoren die Verwendung des S.sbegriffes auf diesen Aufbau der sozialkulturellen Persönlichkeit und somit auf die bewusst und unbewusst ablaufenden Erziehungsprozesse bis zum Abschluss der Jugendphase beschränkt wissen wollen, kann grundsätzlich jedes Erlernen einer neuen sozialen Rolle bzw. jede Eingliederung in eine neue Gruppe als Sozialisation bezeichnet werden. Insofern ist die Sozialisation ein Prozess, der das gesamte Leben hindurch andauert. Von besonderer Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die berufliche S., die bei einem Grossteil der Bevölkerung in industriell entwickelten Gesellschaften erst nach Abschluss der Jugendphase einsetzt.

[2] Abweichend von dem in [1] referierten Sprachgebrauch bezeichnen einige Autoren (z.B. G. Wurzbacher, T. Scharmann) nur das Erlernen der für das Rollenverhalten des Individuums entscheidenden Verhaltensmuster als Sozialisation und verwenden für das Erlernen der von der Gruppe tradierten Kultur den Begriff der Enkulturation. Für die meisten Autoren ist die Enkulturation jedoch ein Teilaspekt des S.sprozesses.

In der Wirtschaftssoziologie: sekundäre Sozialisation, primäre - sekundäre

Prozess der Eingliederung eines Individuums in eine Gruppe (Gesellschaft, Organisation etc.), wobei es sowohl die in der jeweiligen Gruppe geltenden Werte und Normen sowie die Rollenerwartungen, die an seine Position gebunden sind, als auch die zu deren Erfüllung erforderlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten erlernt bzw. in sich aufnimmt. Im ökonomischen Bereich sind insb. Prozesse der Sozialisation im Organisations- und Arbeitsbereich sowie Aspekte der Konsumenten-Sozialisation untersucht worden.

Der soziale Prozess, durch den ein Mensch zum Mitglied einer Gruppe, einer Gesell­schaft und eines Kulturkreises wird und seine Identität als handlungsfähige Persönlichkeit in der Gesellschaft erlangt. Zum einen ist es der Mensch als Individuum in eine Gruppe oder Ge­sellschaft aufgenommen und integriert wird. Er macht sich Fähigkeiten und Fertigkeiten zu ei­gen, um die Normen und Rollenerwartungen zu erfüllen, und er gewinnt Überzeugungen und Werte, die zur Kultur der Gruppe gehören. Zum anderen ist es der Prozess der Personalisati­on eines Menschen, der sich mit den Angeboten und Einflüssen seiner Gruppe, seiner Gesell­schaft und seines Kulturkreises innerlich ausein­andersetzt und dadurch Persönlichkeit gewinnt. Die Rollentheorie sieht Sozialisation als einen Vorgang der Integration des Menschen in das bestehende soziale Rollensystem einer Gruppe oder Gesellschaft an. Rollenlernen, -übernahme und -internalisierung vollziehen sich in einem Sy­stem, in dem die an der Sozialisation beteiligten Personen unterschiedliche Persönlichkeitsstruk­turen aufweisen. In den Prozessen der Persona­lisation bildet sich die eigene Persönlichkeit des lernenden Menschen heraus. Das Zusammen­treffen dieser Vorgänge verursacht Spannungen und Konflikte zwischen den sozialen Verhaltens­erwartungen und den institutionalisierten Wertori­entierungen einerseits und den individuellen Bedürfnissen andererseits.
Betrachtet man Lernen als Prozess der Rei­fung und Persönlichkeitsprägung, so lassen sich primäre, sekundäre und tertiäre Sozialisations­phasen unterscheiden. In der ersten Stufe lernt ein junger Mensch, kulturelle Werte und Kontrol­len zu verinnerlichen und soziale Rollen zu über­nehmen und sich als soziokulturelle Persönlich­keit zu entwickeln. In der zweiten Phase, der Bil­dung der Grund-Persönlichkeitsstruktur, über­nimmt er neue Rollen in der Schule oder durch den Eintritt in das Berufsleben. Es ist die individu­elle Ausrichtung, die seine Einstellung und Wertung der Lebensumwelt jetzt und für später prägt, allerdings auch begrenzt. Besondere Be­deutung haben hier Verhaltensweisen und Erzie­hungspraktiken der Eltern und Lehrherren. Im dritten Abschnitt der Sozialisation, der nach dem Abschluss der Jugendphase beginnt, gewinnt bei Berufsbeginn oder während der Berufsausübung die Weiterbildung (Erwachsenenbildung) durch eigene Studien oder durch massenkommunikati­ve Übermittlung immer mehr an Bedeutung. Si­gnifikant ist, dass sich in modernen hochindustrias strukturellen und sozialen Wandel die berufliche Sozialisation für die meisten in lebenslangen Lernprozessen vollzieht.
Nach Max Weber ist Beruf Grundlage für eine kontinuierliche Versorgungs- und Erwerbschan­ce. Darüber hinaus gilt er als Voraussetzung und wird als Rechtfertigung einer gesellschaftlichen Position angesehen. Lernen in diesem Zusam­menhang bedeutet die Internalisierung von Ar­beitsstrukturen, die dem technischen Wandel un­terliegen. Faßt man Arbeit als Führung auf, so wird neben hoher Sachkompetenz im Zuge so­zialen Wandels auch eine erhöhte Verantwortung für die Mitarbeiter gefordert. Ein so verstandener Beruf ist die Lebensbestätigung eines Menschen als Person im Dienste eines Gemeinschafts­zweckes.
Arbeitsteilung, weitgehende Spezialisierung, unübersichtliche Arbeitsabläufe in den modernen Leistungsprozessen bedeuten eine fast beliebige Auswechselbarkeit des arbeitenden Menschen als Funktionsträger sowie die Abnahme von Ar­beitsethos, Minderung beruflichen Bewußtseins und den Abbau beruflicher Solidarität der arbei­tenden Menschen.
Der Pluralismus der Industriegesellschaft stellt den Berufsbegriff als Ordnungselement gesell­schaftlichen Lebens in Frage. Alte Bindungen werden aufgegeben, neue Gruppierungen ge­schaffen, ohne dass sich das Neue verfestigen könnte. Die Mehrheit der Menschen sieht berufli­che Arbeit zwar nach wie vor als unerläßlich für die Entfaltung ihrer Persönlichkeit an, die aus­schließliche Erfüllung und den Sinn ihres Lebens erkennen sie hierin nicht mehr. Fortschreitende Bürokratisierung, die sintflutartige Zunahme ge­setzlicher Vorschriften, prozessuale Umschich­tungen, fortwährendes Lernen, Klagen über Stress und Leistungsdruck zeigen an, dass der Einfluss und die Gestaltungsmöglichkeiten einzel­ner immer mehr schwinden und die Wertschät­zung von Beruf und Arbeit immer weiter ab­nimmt. Weite Teile der Arbeitnehmerschaft nei­gen einer eher instrumentellen Auffassung von Arbeit zu. Abgesehen von einer Verlagerung der Wertprioritäten vieler Menschen im privaten Be­reich, wird berufliche Arbeit häufig als Mittel an­gesehen, das einzig den persönlichen Lebensun­terhalt und persönliche Bedürfnisse befriedigt.

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