einer von mehreren Modellansätzen zur Erklärung des Saldos der Leistungsbilanz (Zahlungsbilanztheorie). Ausgegangen wird von den Definitionen: E = C + I und Z = X - Im, wobei E = Absorption, C = Konsum, I = Investition, Z = Leistungsbilanzsaldo, X = Exporte und Im = Importe bedeuten. Gleichgewicht herrscht unter der Bedingung, dass Y = E + Zbzw.Z = Y - E. Wird ferner angenommen, dass E = eY + A, wobei e für die Absorptionsneigung und A für die autonome Absorption stehen, so erhält man: Z = (l-e)Y - A. Aus der Sicht der Absorptionstheorie müssen wirtschaftspolitische Massnahmen zur Verbesserung einer defizitären Leistungsbilanz so gestaltet sein, dass entweder das Volkseinkommen steigt ohne eine Zunahme der Ausgaben (Absorption) in demselben Umfang oder dass die Ausgaben (Absorption) gesenkt werden ohne eine entsprechende Verringerung des Volkseinkommens. Massnahmen der ersten Art bewirken eine Verschiebung von inländischen und ausländischen Ausgaben zugunsten von Inlandsgütern (z.B. durch eine Abwertung). Massnahmen der zweiten Art senken die inländische Absorption (z.B. durch eine restriktive Geld- und Finanzpolitik). Voraussetzung für eine erfolgreiche Politik zur Verringerung eines Leistungsbilanzdefi- zits durch Ausgabenverschiebung ist, dass die Absorptionsneigung e kleiner als Eins ist. Ist e tendenziell grösser als Eins, muss zur Verringerung eines Leistungsbilanzdefizits vor allem auf die Verminderung der autonomen Absorption gesetzt werden. Das kann zu einem wirtschaftspolitischen Zielkonflikt führen. Die zum Zahlungsbilanzausgleich erforderliche Ausgabenreduktion könnte so stark sein, dass die damit verbundene Verringerung des Volkseinkommens zu Unterbeschäftigung im Inland führt. In diesem Fall kann nur eine Kombination wirtschaftspolitischer Massnahmen, die sowohl zu Ausgabenreduktion als auch zu Ausgabenverschiebung führt, einen Leistungsbilanzausgleich herbeiführen.
(absorption-approach) Ansatz zur Analyse der Einkommenswirkungen einer -3 Abwertung auf den Saldo der -+ Leistungsbilanz. Er ergänzt den Elastizitätsansatz (elasticity-approach), der (bei konstantem Sozialprodukt) die auf Preisänderungen beruhenden Angebots- und Nachfragewirkungen einer Abwertung untersucht, wobei die Leistungsbilanzeffekte von den in-und ausländischen Nachfrage- und Angebotselastizitäten abhängen (MARSHALL-LERNER-Bedingung; ROBINSON-Bedingung). Verringert sich nach einer Abwertung (bei gegebenen Elastizitäten) das Leistungsbilanzdefizit, so geht davon via Exportmultiplikator eine expansive Wirkung auf das Sozialprodukt aus. Dessen Zunahme bewirkt jedoch eine Erhöhung der Importe und ggf. auch einen Rückgang der Exporte, sofern die vom Ausland ausgehenden Rückwirkungen mit einbezogen werden. Der Einkommenseffekt einer Abwertung kann somit die auf den Substitutionseffekt zurückgehende Verbesserung der Leistungsbilanz teilweise oder gänzlich kompensieren. Als Bedingung dafür, dass eine Abwertung den Leistungsbilanzsaldo (X - M) verbessert, gilt: Die Zunahme der Absorption (A = C + I) muB geringer sein als die des Sozialprodukts (Y), d.h., die marginale Absorptionsquote muss kleiner als Eins sein. Formal:
Dieser von Sidney S. ALEXANDER (1952) entwickelten makroökonomischen Version der Absorptionstheorie hat Wolfgang STÜTZEL einen mikroökonomischen Ansatz zur Seite gestellt: In einer offenen - Volkswirtschaft ist die Veränderung des Geldvermögens aller Inländer notwendigerweise gleich dem Saldo der Leistungsbilanz, d.h. der Veränderung der Nettoauslandsposition. Leistungsbilanzdefizite können folglich nur abgebaut werden, wenn die Gesamtheit der inländischen Wirtschaftseinheiten ihre Ausgabenüberschüsse und damit die Absorption verringert. Dies hängt jedoch wesentlich von Veränderungen der sog. Bestandshaltepreise ab, insbes. der Zinssätze. Literatur: Rose, K., Sauemheimer, K. (1999)
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