Einstellung zur Arbeit und das Erleben der Arbeitssituation für den Betroffenen (Arbeitsmotivation). Im einzelnen ist der Begriff der Arbeitszufriedenheit ausserordentlich umstritten, wie die verschiedenen Messvorschläge zu diesem Konstrukt zeigen. Dabei berührt sich das Konzept der Arbeitszufriedenheit auch mit Ansätzen zur Messung des Betriebsklimas bzw. des Organisationsklimas (letzteres sind jedoch Kollektivbegriffe). Inhaltlich geht es bei diesem Konstrukt im wesentlichen um motivationsorientierte Konzepte (Ausmass der jeweiligen Bedürfnisbefriedigung) oder um kognitiv orientierte Ansätze (Einstellungen zu bestimmten Aspekten der Arbeitswelt). Wichtig dürfte die Unterscheidung zwischen statischer und dynamischer Zufriedenheit sein; lediglich bei letzterer ist eine positive Korrelation zwischen Leistung und Zufriedenheit zu erwarten. Ferner ist Zufriedenheit/Unzufriedenheit immer auch eine Frage des Bezugssystems (Anspruchsniveau, Vergleichsniveau, Vergleichsniveau für Alternativen). Ergebnisse der Herzberg-Schule deuten darauf hin, dass Arbeitsbedingungen allein noch keine Zufriedenheit bewirken, sondern dass positive Ausprägungen der Zufriedenheit vor allem den Merkmalen des Arbeitsinhalts (Attraktivität, Verantwortlichkeit, Herausforderungscharakter) zuzuschreiben sind. Hier setzen Strategien der Arbeitsbereicherung (Job enrichment) an. Literatur: Bruggemann, A. u.a., Arbeitszufriedenheit, Bern u.a. 1975. Fischer, L., Strukturen der Arbeitszufriedenheit, Bern u. a. 1990.
Im Zuge der Untersuchungen zur - Arbeitsmotivation schob sich immer deutlicher die Arbeitszufriedenheit als zentrales Konzept in den Vordergrund. Arbeitszufriedenheit wird dabei meist als - Indikator für eine hohe Arbeitsmotivation verstanden, als ein positiver Zustand, in dem die arbeitsrelevanten - Bedürfnisse in einem hohen Maße befriedigt werden. Bisweilen wird Arbeitszufriedenheit auch als eine positive Einstellung zur Arbeit und zur Organisation verstanden.
Im Unterschied zu Frederick Herzbergs - ZweiFaktoren-Theorie gehen die meisten Ansätze von einer eindimensionalen Vorstellung aus, d.h. Arbeitszufriedenheit wird meist als das Ergebnis eines sozialen Vergleichs zwischen dem, was man an Bedürfnisbefriedigung von einem Arbeitsplatz erwartet (Soll) und den tatsächlich vorfindbaren Bedürfnisbefriedigungsmöglichkeiten (Ist), betrachtet.
Die Bildung eines - Anspruchsniveaus ist im wesentlichen durch Sozialisation und gesellschaftliche Entwicklungen bestimmt. Die Standards für die Bewertung des Soll/Ist-Vergleichs werden ihrerseits in der Regel wieder aus sozialen Vergleichen gewonnen.
Zur - Messung der Arbeitszufriedenheit ist eine Vielzahl von Instrumenten entwickelt worden. Im wesentlichen kann man zwischen individuellen qualitativen Instrumenten unterscheiden, die auf den speziellen Befragungskontext eingehen, und standardisierten quantitativen - Skalen, die von generell gültigen Ansprüchen an die Arbeit ausgehen.
Die von Herzberg verwendete Methode der kritischen Ereignisse gehört zu den qualitatitiven Instrumenten. Bei den quantitativen Skalen hat der “Job Description Index” am meisten Prominenz erlangt, der auch in einer deutschen Version als ABB (Arbeits-Beschreibungs-Bogen) vorliegt.
Empirische Untersuchungen haben auf eine Reihe von Handlungskonsequenzen der Arbeitszufriedenheit erkannt:
(1) Fluktuation: Je zufriedener eine Person mit ihrer Arbeit ist, desto weniger ist sie geneigt, ihren Arbeitsplatz zu wechseln, d.h. mit steigender Arbeitszufriedenheit nimmt die Fluktuationsrate tendenziell ab. Eine Differenzierung und bessere Erklärungsmöglichkeit ergibt sich, wenn man Fluktuation nicht nur als Funktion der Arbeitszufriedenheit, sondern auch möglicher Alternativen und erwarteter Änderungen begreift. Die Entscheidung über den Verbleib in einer Organisation wird dann auch davon abhängen, ob ein Individuum überhaupt günstigere Alternativen zur Verfügung hat.
(2) Fehlzeiten: Untersuchungen bestätigen, dass eine inverse Beziehung von Arbeitszufriedenheit una haurIgKeIi aer renizeiten Destent. uer LU sammenhang ist indes nicht so eindeutig wie bei der Fluktuation. Ein wesentlicher Grund dafür muss darin gesehen werden, dass Fehlzeiten auch eine Reihe objektiver Ursachen haben, wie Krankheit, Verkehr usw., und nicht nur Folgeerscheinungen sind, die durch unbefriedigende Arbeit hervorgerufen werden.
(3) Unfallhäufigkeit: Eine inverse Beziehung zwischen Arbeitszufriedenheit und Unfallhäufigkeit konnte mehrmals in empirischen Untersuchungen bestätigt werden. Eine Erklärung könnte so lauten, dass mit geringerer Arbeitszufriedenheit ein geringeres Interesse an der Arbeit und damit ein weniger sorgfältiger und damit unfallträchtigerer Arbeitsvollzug einhergeht. Eine umgekehrte Erklärung ist ebenso plausibel. Erhöhte Unfallgefahr hat eine geringere Arbeitszufriedenheit zur Folge.
(4) Arbeitsproduktivität: Die insbesondere von der Human-Relations-Bewegung vertretene Hypothese, dass Arbeitszufriedenheit in jedem Fall zu erhöhter Arbeitsproduktivität führen würde, läßt sich so generell empirisch nicht bestätigen. Die Ergebnisse von Felduntersuchungen, die Victor H. Vroom zu einer Sekundäranalyse zusammengetragen hat, sind widersprüchlich; die Korrelationen variieren zwischen 0,86 und 0,31, der Mittelwert liegt bei 0,14. Eine Erklärung dieser Resultate muss in den mannigfachen Einflußfaktoren wie unterschiedlichen Interessen von Individuum und Organisation, Ausbildung, Fähigkeit gesucht werden, die hier ebenfalls wirksam sind. Die Haupterklärung wird aber in der mangelnden instrumentellen Verknüpfung von Produktivität und Arbeitszufriedenheit zu suchen sein; die Erwartungs-Valenz-Theorie macht deutlich, dass nur unter solchen Umständen ein Zusammenhang zu erwarten ist.
(5) Lebenszufriedenheit: Die Arbeitszufriedenheit erwies sich als bedeutsamer Faktor für die Lebenszufriedenheit insgesamt. Dieser positive Bezug unterstreicht die Bedeutung der Arbeitssituation für das Lebensglück schlechthin und steht zu der Kompensationsthese im scharfen Widerspruch, wonach Arbeitsleid durch attraktive Freizeit wettgemacht wird.
Die häufig bestätigte Beziehung zwischen einem höheren Grad an Abwechslung (Variation der eigenen Handlungen, steigender Komplexitätsgrad aer Hutgaue) una Hroeiszuirleaenneit muiS allerdings relativiert werden: Die Abwechslung muss als dynamischer Prozess gesehen werden; d.h. nach gewisser Zeit tritt ein neuer Gewöhnungseffekt ein, und die Erwartungen richten sich auf neue Änderungen.
Je weniger ein Individuum die Entscheidungen über seine Arbeitsbedingungen und Arbeitsablauf beeinflussen kann, d.h. je machtloser es ist, desto geringer ist gewöhnlich die Arbeitszufriedenheit und umgekehrt.
Stark zergliederte Arbeitsprozesse, die eine Einordnung der Tätigkeit in einen Gesamtprozess schwer nachvollziehbar machen, wurden als unbefriedigend empfunden, selbst dann, wenn Wünsche und Erwartungen an die Arbeit eng begrenzt waren. Die Möglichkeit, intensive Sozialkontakte bei der Arbeit zu pflegen, und die Mitgliedschaft in einer kohäsiven Gruppe erhöht in der Mehrzahl der Fälle die Arbeitszufriedenheit. Je mehr die Arbeitsverhältnisse eine Selbstverwirklichung und Persönlichkeitsentwicklung gestatten, desto höher ist in der Regel die Arbeitszufriedenheit.
Es konnte bisher kein eindeutiger Bezug zwischen absoluter Lohnhöhe und Zufriedenheit festgestellt werden, der soziale Vergleich spielt hier die entscheidende Rolle.
Relativ häufig und konsistent konnte die Annahme bestätigt werden, dass freundliches, unterstützendes Vorgesetztenverhalten die Arbeitszufriedenheit erhöht.
In mehreren Untersuchungen konnte eine positive Beziehung zwischen Positionshöhe und Zufriedenheit konsistent bestätigt werden. Der Hauptgrund ist wohl in den anspruchsvolleren Arbeitsinhalten, wie sie mit steigender Positionshöhe einhergehen, zu sehen.
Ausgehend von der Überlegung, dass Frauen in unserer Gesellschaft aus ihrer spezifischen Rollendefinition heraus ein geringeres Anspruchsniveau haben, was die Bedürfnisbefriedigungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz anbelangt, wird für sie häufig eine höhere Zufriedenheit vermutet. Tendenzen in dieser Richtung ließen sich öfter bestätigen. Die Unterschiede (Männer/Frauen) waren jedoch in der Regel nicht sehr deutlich ausgeprägt.
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