Auftragsfinanzierung (i.e.S.) beinhaltet die Beschaffung von Finanzmitteln zur Deckung von Auszahlungsüberhängen, die aus zeitlichen und/oder betragsmäßigen Diskrepanzen im Anfall auftragsbezogener Ein- und Auszahlungen resultieren. Es handelt sich um Maßnahmen, die mit der Finanzierung eines Auftrages verbunden sind. Dazu zählen insbesondere die Auswahl und Einschaltung von Banken, mit deren Hilfe eingeräumte Zahlungsziele refinanziert werden, sowie die Beschaffung von Kreditversicherungen, die häufig Voraussetzungen für die Kreditvergabe von Banken sind (vgl. Backhaus, 1999, S. 519). Zu der Auftragsfinanzierung im weiteren Sinne gehören alle generellen mit der Abwicklung eines Auftrages verbundenen Finanzaktivitäten, wie (vgl. Hombach/Kockelkorn/Molter, 1987, S. 4)
- die Steuerung des dokumentären und nichtdokumentären Zahlungsverkehrs
- die Festlegung von Zahlungswegen (Zahlungsbedingungen)
- die Bankenauswahl für die Avisierung und Bestätigung von Akkreditiven und
- die Stellung und Steuerung von Vertragsgarantien jeder Art (Bankgarantien).
Eine internationale Auftragsfinanzierung liegt dann vor, wenn sich Anbieter und/oder Kreditgeber verschiedener Nationalitäten zusammenschließen, um die Finanzierung eines Auftrages zu ermöglichen (vgl. Backhaus, 1999, S. 519f.).
Insbesondere in den »emerging markets« der Entwicklungsländer gewinnt die Auftragsfinanzierung als Wettbewerbsinstrument für Exporteure zunehmend an Bedeutung (Absatzfinanzierung). Die potenziellen Kunden verfügen hier nämlich i.d.R. nicht über ausreichend Eigenmittel, um die geplanten Investitionsvorhaben zu finanzieren. Zudem hat die Auftragsfinanzierung insbesondere im internationalen Kontext auch das Ziel der Absicherung von Risiken, so Fabrikationsrisiken, Zahlungsausfallrisiken, Wechselkursrisiken und Zinsrisiken (Außenhandelsrisilien).
Zu den Standardinstrumenten der Auf-tragsfmanzierung zählen der Lieferantenkredit, die Forfaitierung, der Bestellerund Bank-zu-Bank-Kredit sowie das Leasing. Darüber hinausgehende, individualisierte Finanzierungskonzepte sind dem Financial Engineering zuzuordnen (vgl. Isselstein/Schaum, 1998, S. 174ff.).
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