eine von P. Riebel entworfene spezielle und erweiterte Form der Deckungsbeitragsrechnung, die sich vom Direct Costing wesentlich in folgenden Punkten unterscheidet:
1. Riebel gebraucht nicht nur einen Deckungsbeitrag, sondern baut sein System auf ganz verschiedenen Erfolgsdifferenzrechnungen auf, in denen von der speziellen zur allgemeineren kostenverursachenden Größe (vgl. Bezugsgrößenhierarchie) führend die jeweils einander entsprechenden, auf identische Dispositionen zurückführbaren Kosten-und Erlösteile gegenübergestellt werden.
2. Der Begriff des Deckungsbeitrags wird wesentlich weiter als beim Direct Costing gefaßt. Eine Hierarchie von Deckungsbeiträgen, die bei den Nettoumsätzen beginnen und von denen stufenweise die Vertriebs-und Frachtkosten (reduzierter Nettoerlös), die direkten variablen Stoffkosten (= Veredelungsbeitrag) und die variablen Arbeitskosten (= Deckungsbeitrag über die direkten variablen Kosten der Erzeugnisse) subtrahiert werden. Das System kann individuell noch weiter ausgebaut werden.
3. Entscheidend ist jedoch, daß in allen Fällen die Festlegung von sog. relativen Einzel- und Gemeinkosten notwendig wird. Riebel geht davon aus, daß alle Kostenarten letztlich als Einzelkosten einer bestimmten Bezugsgröße zugerechnet werden können, wenn man ein entsprechendes System von Bezugsgrößen, eine Bezugsgrößenhierarchie, entwickelt. Dadurch wird es möglich, mehrere Kostenbestimmungsfaktoren gleichzeitig zu berücksichtigen und damit das ganze Kostenrechnungssystem aussagefähiger zu machen. Schon bei der Kostenartengliederung ist deshalb darauf zu achten, daß alle relevanten Kostenbestimmungsfaktoren isoliert berücksichtigt werden können. Die Unterscheidung in fixe und variable Kosten erscheint Riebel zu grob und zu wenig aussagefähig.
4. Beim Auftreten von Engpässen ist das Vorgehen analog zum Direct Costing. Riebel verwendet hier anstelle des Begriffs Deckungsbeitrag je Einheit der Engpaßbelastung den Begriff des spezifischen Deckungsbeitrags.
5. Eine Gliederung der Kosten nach ihrer Ausgabewirksamkeit (vgl. ausgabewirksame Kosten) ist ebenfalls in der Kostenauflösung vorzunehmen, was jedoch aufgrund des nur mittelbaren Zusammenhangs zwischen Kosten- und Ausgaben- bzw. Leistungs- und Einnahmenentstehung auf erhebliche Kritik gestoßen ist.
Deckungsbeitragsrechnung mit relativen Einzelkosten ist ein von Riebel entwickeltes Verfahren der kurzfristigen Erfolgsrechnung, das auch als Einzelkostenrechnung mit relativen Einzelkosten bezeichnet wird.
Typisch ist der Verzicht auf die geschlüsselte Zurechnung von Gemeinkosten (Gemeinkostenschlüsselung) auf die Kostenträger.
Riebel bildet stattdessen eine Hierarchie von Bezugsgrößen oder Bezugsobjekten (Erzeugnis, Erzeugnisgruppe, Kostenstelle, Bereich, Unternehmung), wobei der Anteil der zurechenbaren Einzelkosten immer größer wird, je umfassender das Bezugsobjekt ist.
Hinweis:
Die stufenweise Fixkostendeckungsrechnung greift mit ihrer schichtweisen Aufteilung der Fixkosten die Idee der Deckungsbeitragsrechnung mit relativen Einzelkosten auf und setzt sie in die Praxis um.
Vorhergehender Fachbegriff: Deckungsbeitragsrechnung im Handel | Nächster Fachbegriff: Deckungsbeitragsrechnung nach Riebel
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|