Flexibler Wechselkurs.
(= flexible Kurse; floating) Wechselkurse, die durch Angebot und Nachfrage auf dem Devisenmarkt bestimmt werden ohne Intervention der Währungsbehörden durch An- und Verkäufe. Tätigt die Währungsbehörde Devisenmarktgeschäfte zur Beeinflussung des Kurses, liegt »schmutziges floating« vor. Bei freien Wechselkursen braucht die Wirtschaftspolitik nicht auf den Ausgleich der Zahlungsbilanz, der sich automatisch einstellt, ausgerichtet zu sein (Zahlungsbilanzmechanismen), wird aber auf den Kurs Rücksicht nehmen, zu dem der Ausgleich stattfindet. Die - Träger der Wirtschaftspolitik verfügen über weitgehende Autonomie der Geld- und - Kreditpolitik und können ihre Maßnahmen stärker als bei festen Wechselkursen auf binnenwirtschaftliche Ziele wie Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität ausrichten. Freie Kurse können allerdings auch eine gewisse Gefahr für den Geldwert bedeuten, da anders als bei festen Kursen eine im Vergleich zum Ausland stärkere Inflation nicht mit einer Abnahme der Währungsreserven verbunden ist. Ein Erfolg einer nationalen Wirtschafts- und Konjunkturpolitik wird bei freien Kursen insofern begünstigt, als sie eine internationale Übertragung von Konjunkturschwankungen dämpfen. Eine importierte Inflation (v.a. über den internationalen Preiszusammenhang) wird jedoch nur unter bestimmten Bedingungen durch eine Aufwertung der Inlandswährung verhindert. Die Möglichkeit von Kursänderungen (Wechselkursrisiko) erschwert den internationalen Waren- und Dienstleistungsverkehr insoweit, als mit der Abdeckung des Risikos (z.B. durch Termingeschäfte) Kosten entstehen. Die ältere Auffassung, dass freie Kurse internationale Kapitalbewegungen weitgehend hemmen, entspricht nicht den Erfahrungen seit den siebziger Jahren. Verschiedentlich wird die Ansicht geäußert, dass bei freien Kursen die Leistungsbilanz von der Kapitalbilanz dominiert wird und ein erwünschter Leistungsbilanzsaldo nicht zustande kommen kann. Jene Länder, die sich im März 1973 zum Europäischen Wechselkursverbund (Währungsschlange) mit untereinander festen Kursen zusammenschlossen, ließen ihren Kurs gegenüber dem Dollar schwanken. Diese Praxis wurde im Europäischen Währungssystem (EWS) beibehalten, das im März 1979 anstelle des Wechselkursverbunds trat. Das EWS wurde zu Beginn der Europäischen Wahrungsunion zum 1.1.1999 mit dem Euro als gemeinsamer Währung außer Kraft gesetzt. Zwischen Euro und US-Dollar besteht freie Kursbildung (Devisenkurs), ebenso wie zwischen dem Euro und den Währungen jener EU-Staaten, die weder an der Europäischen Währungsunion noch am Europäischen Wechselkursmechanismus (WKM II) teilnehmen (Großbritannien, Schweden). Literatur: Gärtner, M. (1990). Glastetter, W. (1975). Sohmen, E. (1973). Friedman, M., Roosa, R.V. (1967)
Der freier Wechselkurs wird auch flexibler Wechselkurs genannt.
Siehe Flexibler Wechselkurs.
Vorhergehender Fachbegriff: freier Makler | Nächster Fachbegriff: Freier Verkehr
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|