Konsumentenverhalten
Forschung, die sich auf das Konsumentenverhalten bezieht. Siehe auch Konsumentenverhalten (mit Literaturangaben).
Konsumenten sind Bezieher und Verbraucher von wirtschaftlichen Gütern. I.e.S. ist der Letztverbraucher gemeint, der materielle Güter kauft. Konsument im weiteren Sinne ist ganz allgemein der Verbraucher von materiellen und immateriellen Gütern. Dazu gehören bspw. Wähler, Patienten und Besucher von Volkshochschulen. Die Konsumentenforschung untersucht das Kauf- und Konsumverhalten der Konsumenten beschreibend und erklärend auf mi- kro- und makroökonomischer Ebene. In diesem weiten Sinne gehören Aufgabenbereiche dazu, die vorwiegend in kommerziellen Instituten deskriptiv bearbeitet werden, z. B. Leserschaftsforschung, Panel- und Testmarktuntersuchungen, Verbraucherund Verbrauchsstatistiken (vgl. Marktforschung). I. e.S. ist Konsumentenforschung ein Fach, das sich im Universitätsbereich zu einer weitgehend eigenständigen Disziplin entwickelt hat (Marketing-Theorie). Dabei geht es v. a. um Erklärungen des Käuferverhaltens. Die Konsumentenforschung i.e.S. ist eine Konsumentenverhaltensforschung. Die Begriffe „Konsumentenforschung“ und „Konsumentenverhaltensforschung“ werden dabei - dem verbreiteten Sprachgebrauch entsprechend - nicht unterschieden. Wichtige Impulse erhielt die verhaltenswissenschaftliche Konsumentenforschung aus der Kritik an der mikroökonomischen Konsumtheorie, die vom idealtypischen rationalen Verbraucher ausgeht. Es ist nicht schwer zu erkennen, dass reale Kaufentscheidungen nicht nur das Ergebnis rationaler Entscheidungen sind und auch nicht nur vom ökonomischen Nutzen abhängen, sondern bspw. auch vom Prestige, das der Besitz eines Gutes verschafft. Darauf hat Veblen bereits um die Jahrhundertwende hingewiesen (Veblen- Effekt). Bei Einzelbeiträgen zur verhaltensorientierten Konsumentenforschung blieb es nicht. Es bildeten sich früh Schulen mit eigenständigem Forschungsprogramm. In den USA die Michigan Schule (Katona, Mueller, Morgan), in Deutschland die Nürnberger Schule (Vershofen) und die Kölner Schule mit der „ökonomischen Verhaltensforschung“ (Schmölders, Scherhorn). Es gibt zahlreiche ältere Beiträge zur verhaltensorientierten Konsumentenforschung. Intensiv und umfassend wurde diese Fragestellung aber erst nach dem
2. Weltkrieg in den USA untersucht. In Deutschland ist der Durchbruch Anfang der 70 er Jahre durch die Arbeiten von Kroeber-Rielerzielt worden. Die Entwicklung ging tendenziell von einem einfachen zu einem komplexen Forschungsansatz mit mehr Eigenständigkeit. In den 50 er Jahren wurden nur wenige Themen behandelt, danach kamen neue hinzu. Kennzeichnend ist, dass alte Fragestellungen nicht einfach verschwanden, sondern weiterhin mehr oder weniger intensiv untersucht werden. Dies hat dazu geführt, dass die verhaltensorientierte Konsumentenforschung heute ein breites Themenspektrum abdeckt. Üblich ist die Unterscheidung in aktivierende Prozesse (Aktivierung) inkl. Emotionen, Motive und Einstellungen sowie kognitive Prozesse wie Wahrnehmung, Informationsverhalten, Lernen und Gedächtnis (inkl. Imageryforschung) und Kaufentscheidung. Dazu treten Forschungen zum Einkaufsverhalten, Nachkaufverhalten und zum Wertewandel sowie den sozialen Einflüssen des Konsumentenverhaltens. Zu letzteren kann auch der länderübergreifende “Cross- Cultural-Research“-Ansatz zählen, der insb. in den USA gepflegt wird. Auch die eingesetzten Methoden sind komplexer geworden. In den 50 er Jahren dominierte die einfache Beschreibung. Ab den 60 er Jahren wurde verstärkt mit den Methoden der empirischen Sozialforschung gearbeitet. Ende der 60 er und Anfang der 70 er Jahre setzten sich multivariate Analysever- fahren durch. Heute gibt es neben der Themenvielfalt einen Methodenpluralismus. Diese Vielfalt kann nur noch unzureichend in Fachdisziplinen wie Marketing, Psychologie und Soziologie bewältigt werden. Die Entwicklung zu mehr Komplexität hat so die Entwicklung zu einem eigenständigen Fach gefördert.
Literatur: Helgeson, J. G.; Kluge, E. A.; Mager, Taylor, C., Trends in Consumer Behavior Litera- ture: A Content Analysis, in: Journal of Consumer Research, Vol 10 (1984), S. 449.
Vorhergehender Fachbegriff: Konsument | Nächster Fachbegriff: Konsumentenforschung, interkulturelle
Diesen Artikel der Redaktion als fehlerhaft melden & zur Bearbeitung vormerken
|
|