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Weltraumökonomik

Die steigende Nutzung des Weltraums in vielen Bereichen (Kommunikation, Meteorologie, Erderkundung, Navigation, Raumlaboratorien, Militär) wirft die Frage auf, ob sich für diese lange Zeit für grenzenlos gehaltene Ressource nicht ebenfalls Knappheitsprobleme ergeben. Die Weltraumökonomik befasst sich mit den Gründen, weshalb der Weltraum knapp werden kann, welche Folgerungen und Probleme sich hieraus ergeben können und welche Lösungsansätze denkbar sind. dass die Begriffe ‚Weltraum\' und ‚Knappheit\' keinen Widerspruch darstellen, lässt sich an zwei Beispielen leicht verdeutlichen. So bereitet heute die Besetzung von Orbitalstationen im Weltraum zunehmend Probleme, denn insb. geostationäre Satelliten (für die Kommunikation und Navigation), die ihre Position in ca. 35 800 km Höhe quasi in einer die Erde umschliessenden Röhre einnehmen, sind entgegen ihrer Bezeichnung und trotz der an Bord befindlichen Steuerungsmechanismen nicht bewegungsfrei. Daher sind Kollisionen nicht auszuschliessen, und deren Wahrscheinlichkeit wird mit der Zahl der Satelliten ansteigen. Legt man als Zielgrösse für die Kollisionswahrscheinlichkeit z. B. den Wert Null zugrunde, ergibt sich nach heutigen Schätzungen eine Obergrenze von 1500 geostationären Satellitenpositionen. Dieses für Satelliten sich abzeichnende Knappheitsproblem wird durch die Zunahme des "Raummülls" noch weiter verstärkt. Damit stellen sich die typischen Allokationsprobleme im Kontext eines öffentlichen Gutes mit beschränkter Nutzungskapazität (wie und durch wen sollen Satellitenpositionen besetzt werden?). Darüber hinaus ist abzusehen, dass die Satellitentechnik - ungeachtet ihrer derzeitigen Kostenvorteile gegenüber einer rein landgestützten Kommunikation - mit der Entwicklung der Glasfasertechnik nicht mehr ohne terrestische Konkurrenz sein wird. Ebenso stellen sich evidente Verteilungsprobleme, wie nämlich die - bisher nach dem Recht des Stärkeren vorgenommene - Zuteilung erfolgen soll und welche Regeln dabei zum Zug kommen könnten. Ein weiteres Knappheitsproblem stellt sich bei der Verteilung von Funkfrequenzen für Satelliten, denn benachbarte Sender sollten, damit mögliche Störungen oder gar ein Inter-. ferenzchaos vermieden werden, nicht dieselben Frequenzen benutzen. Dadurch wird die Anzahl von Datenübertragungssatelliten auf der präferierten Äquatorialbahn im geostationären Raum auf 180 begrenzt (der erforderliche Abstand zwischen zwei Satelliten beträgt zwei Längengrade). Die gängige Praxis des International Frequency Registration Board (Genf), die Frequenzen nach der Reihenfolge der Anträge auf Frequenzgenehmigung zu erteilen, wird spätestens seit dem Anspruch des Königreichs Tonga (auf die letzten 16 verbliebenen Satellitenpositionen) kritisiert. Als marktliche Alternativen denkbar sind die Vermietung, die Verauktionierung (mit offenen oder auch verdeckten Angeboten) und die Lizenzvergabe; in jenen Fällen, in denen Frequenzen "Infrastrukturelemente" enthalten, ist auch ein technokratisches Frequenzzuteilungssystem (mit allfälliger Bestrafung der Unter-Nutzung) denkbar. Marktliche Zuteilungsverfahren haben den Vorzug, einer Zementierung des Status quo entgegenzuwirken und die Ressource nach objektiven, transparenten und nicht diskriminierenden Bedingungen der ökonomisch am höchsten bewerteten Verwendung zuzuführen. Weitere von der Weltraumökonomik analyisierte Problemstellungen betreffen die optimale Grösse von Raumfahrtprojekten (Grossprojekte versus Projektvielfalt im Falle mehrerer kleiner und mittelgrosser Projekte) und damit die Relevanz möglicher Verbundeffekte (neben Skalenträgern in der Produktion) aber auch der bestmöglichen Risikoverteilung (angesichts der Tatsache, dass zwischen 1977 und 1986 bei den 110 versicherten Satelliten 30 Schadensfälle eingetreten sind). Ebenso setzt sie sich mit der Effektivität und Effizienz der Organisation von Weltraumprojekten (Eigenfertigung versus Auftragsvergabe an konkurrierende private Anbieter unter bestimmten möglichst anreizkompatiblen — Forschungsund Entwicklungsverträgen) auseinander, aber auch mit der schwierigen Frage nach den Rückwirkungen der Weltraumforschung auf die heimische Wirtschaft und die Wohlfahrt der Bürger. Letzteres ist insofern von grosser Bedeutung, weil die politische Debatte über Effizienz und Sinnhaltigkeit von Weltraumprojekten im allgemeinen in pathetisch-emotionaler Weise erfolgt, während die Ökonomik in besonderem Masse dazu beitragen kann, diese Art von Argumentation aufzulösen.    Literatur: Whilborg, C. G.IWijkman, P. M., Outer Space Resources in Efficient and Equitable Use. New Frontiers for Old Principles, in: Journal of Law and Economics, Vol. 24 (1981), S. 23 ff. Harr, M.IKohli, R., Commercial Utilization of Space. An International Comparison of Framework Conditions, Columbus 1991. OECD, The Economics of Frequence Spectrum Allocation, Paris 1991.

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